Das bringt Dir Bewegung während der Strahlentherapie

Autor: M.Sc. Patrick Hartmann • Fachliche Prüfung: Dr. Clemens Seidel
Lesedauer: 4 Minuten
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Die Strahlentherapie gilt bei Brustkrebs als Standardbehandlung. Doch sie kann Begleiterscheinungen mit sich bringen. Wie Bewegung helfen kann.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • Welche Begleiterscheinungen eine Strahlentherapie mitsichbringt
  • Wie Dir Bewegung hilft, diese Begleiterscheinungen zu mildern
  • Welche Art von Bewegung sich dafür eignet

Dieser Artikel wurde am 14. Dezember 2021 aktualisiert.

Die Strahlentherapie wird bei mehr als 90 % der Frauen mit Brustkrebs angewendet. Sie reduziert sowohl die Wiedererkrankung als auch die Sterblichkeitsrate. Allerdings geht sie oft mit Begleiterscheinungen einher.

1. Ermüdung und Erschöpfung

Mindestens zwei von drei Frauen sind durch die Strahlentherapie von Ermüdung und Erschöpfung betroffen. Über den Therapieverlauf steigt die Intensität der Symptome eher an und erreicht ihren Höhepunkt zum Ende der Behandlung. In vielen Fällen ist die Ermüdung und Erschöpfung auch darüber hinaus noch anhaltend. Erst nach durchschnittlich sieben Monaten geht dann das Ermüdungs- und Erschöpfungsgefühl in der Regel wieder auf den Ausgangszustand zurück.

Die Ursachen hierfür sind nicht umfassend bekannt. Es wird angenommen, dass entzündungsfördernde Proteine und/oder eine Störung des Stoffwechsels, jeweils bedingt durch die Strahlentherapie, zur Ermüdung und Erschöpfung beitragen. Eine erworbene Blutarmut (Anämie) durch die Behandlung kann dies zudem weiter begünstigen.

In der Vergangenheit wurde den Betroffenen geraten, sich verstärkt auszuruhen und körperlich anstrengende Aktivitäten zu vermeiden. Heutzutage weiß man allerdings, dass gerade körperliche Bewegung den Ermüdungs- und Erschöpfungszustand vorbeugen und reduzieren kann. Mit der richtigen Dosierung (Häufigkeit, Dauer und Intensität) ist dies vor allem auf eine verbesserte Kapazität des Herz-/Kreislaufsystems zurückzuführen.

Dies bestätigt auch eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2017. Die Autoren zeigten, dass durch Bewegung im Allgemeinen das Ermüdungs- und Erschöpfungsgefühl während einer Strahlentherapie abnimmt. Übungen, die unter Anleitung durchgeführt wurden, waren diesbezüglich effektiver als Übungen, die allein zu Hause gemacht wurden. Zudem waren solche Übungsprogramme besser, die aus einer Kombination von Kraft- und Ausdauerübungen bestanden.
Verglichen mit einer Untersuchungsgruppe, die kein spezifisches Übungsprogramm absolvierte, ist aber auch ein alleiniges Ausdauertraining, das dreimal pro Woche, mit niedriger bis moderater Intensität, über 20 bis 30 Minuten durchgeführt wird, im Vorteil.

2. Schlafbeschwerden

Eine weitere häufige Begleiterscheinung während und/oder nach der Strahlentherapie sind Schlafbeschwerden.
Diese gehen oft mit einem höheren Ermüdungs- und Erschöpfungsgefühl, vermehrten Sorge- und Angstzuständen, depressiven Verstimmungen und reduzierten sozialen Kontakten einher.

Eine kürzlich veröffentlichte Studie untersuchte den Einfluss eines Übungsprogrammes, welches zeitgleich mit der Strahlentherapie begann, auf die Schlafqualität. Über zwölf Wochen führten die Frauen zweimal wöchentlich, über eine Stunde, ein angeleitetes Kräftigungstraining durch. Verglichen wurden sie mit einer anderen Gruppe, die stattdessen eine Muskelentspannungsmethode ausübte.

Das Kräftigungstraining führte über den Zeitraum zu einer leichten Abnahme der Schlafbeschwerden, wohingegen es bei der Muskelentspannung zu einer geringen Zunahme kam. Zudem erreichten die Krafttrainierenden etwas früher ihr ursprüngliches Schlafverhalten, nachdem die Strahlentherapie abgeschlossen war.
Die reduzierte Schlafqualität war dadurch gekennzeichnet, dass die Teilnehmerinnen häufiger in der Nacht aufwachten, größere Schwierigkeiten hatten innerhalb von 30 Minuten einzuschlafen und morgens zu früh aufwachten.

Bei Frauen ist Brustkrebs die am häufigsten diagnostizierte Krebsart. Allein im Jahr 2014 wurden weltweit mehr als 1,8 Millionen Neuerkrankungen festgestellt. In Deutschland ist jede achte Frau innerhalb ihres Lebens damit konfrontiert und jährlich werden etwa 70.000 neue Diagnosen gestellt. Durch moderne Untersuchungsmöglichkeiten und Therapien liegt heutzutage die Heilungsrate bei über 80 %.

Wie kannst Du Deine Lebensqualität mit Bewegung erhöhen?

Letztendlich gehen Müdigkeit und Erschöpfung sowie Schlafbeschwerden mit einer deutlichen Minderung der Lebensqualität einher. Ein kontinuierliches Übungsprogramm, beispielsweise zweimal pro Woche für 40 bis 60 Minuten, kann Dir jedoch helfen, diese nachweislich zu steigern.

Wichtig ist jedoch, dass Du es so gestaltest, wie es für Dich gut ist und Dir Spaß macht. Bisherige Bewegungs- und Übungsgewohnheiten und Deine Lebensumstände solltest Du dabei berücksichtigen. Es macht auch einen Unterschied, ob Du zu Hause für Dich aktiv wirst oder ob Du lieber zusammen mit anderen Menschen Sport machst.

Dadurch, dass Du ein Training wählst, dass zu Dir passt, kannst Du Deine Motivation aufrechterhalten, auch wenn Dir mal nicht so sehr danach ist. Bewegung sollte in jedem Falle langfristig einen hohen Stellenwert einnehmen.

Tipps für die Durchführung eines Bewegungsprogramms

  • Wenn Du Dir bezüglich der Wahl eines Bewegungsprogramms unsicher bist, dann halte am besten Rücksprache mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt. So bekommst Du Hinweise, auf die Du im Speziellen achten solltest.
  • Auch in einer physiotherapeutischen Praxis kannst Du Dir ein auf Dich abgestimmtes Programm zusammenstellen lassen. Dabei können gleichzeitig individuelle körperliche Beschwerden mitberücksichtigt werden.
  • Hole Dir auch einen fachlichen Rat ein, wenn du beispielsweise zusätzlich Osteoporose hast oder ein Lymphödem entstanden ist. (Osteoporose ist eine Schwächung des Knochens und bei einem Lymphödem kommt es zu einer Schwellung des Bindegewebes, durch vermehrte Lymphflüssigkeit. Meist ist dies im Bereich des Armes bis hinunter zu der Hand und den Fingern zu erkennen. Aber auch der Brustbereich kann davon betroffen sein. In beiden Fällen ist es wichtig, dennoch in Bewegung zu bleiben.) Gewöhnlich verursacht oder verschlimmert Bewegung nicht die Probleme – ganz im Gegenteil, die Symptome können sich dadurch sogar verbessern. Das Bewegungsprogramm muss nur auf Dich angepasst werden. Solltest Du aufgrund eines Lymphödems einen Kompressionshandschuh erhalten haben, dann trage diesen auch während Deines Übungsprogrammes.
  • Bedenke auch, dass, wenn Deine Haut auf die Strahlentherapie besonders reagiert hat, du Schwimmen vermeiden solltest. Die Chemikalien im Wasser können eine weitere Hautreaktion auslösen.
  • Solltest Du durch Dein Bewegungsprogramm negative Auswirkungen feststellen, wie zum Beispiel eine Schwellung, dann kontaktiere umgehend Deine Ärztin oder DeinenArzt. Dies kommt jedoch nur in seltenen Fällen vor.

Zusammengefasst

Ein für dich angepasstes Bewegungsprogramm kann Dir helfen, häufige Begleiterscheinungen einer Strahlentherapie, wie Müdigkeit und Erschöpfung sowie Schlafbeschwerden, zu mildern.
Es trägt zudem zu einer höheren Lebensqualität bei. Kräftigungs- und Ausdauerübungen sind beispielsweise gut geeignet.
Bereits ein 2x pro Woche durchgeführtes Training steigert nachweislich Dein Wohlbefinden.

Das kannst Du tun

  • Beginne am besten gleich heute damit.
  • Gewöhne Dich langsam an die Aktivität und steigere dann allmählich. Kontaktiere bei Unsicherheit Dein Behandlungsteam.
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Quellenangaben
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