Darf und soll ich denn überhaupt meinen Körper neben Erkrankung und Therapie noch zusätzlich mit Bewegung belasten? Sollte ich mich nicht eher schonen und mir Ruhe gönnen? Solche und ähnliche Gedanken sind durchaus normal. Aber: Brustkrebs und körperliche Aktivität schließen sich nicht aus. Ganz im Gegenteil.
In diesem Artikel erfährst Du:
- Welche positiven Wirkungen Bewegung während der Erkrankung hat
- Wann Du dennoch vorsichtig sein solltest mit Sport
- Welche Sportarten sich zum Einstieg für Dich eignen
Dieser Artikel wurde am 25. Oktober 2021 aktualisiert.
Bewegung hat viele positive Effekte und kann eine wichtige Hilfe dabei sein Erkrankungs- oder Therapiefolgen zu reduzieren oder zu verhindern. Allgemein gesprochen kann man sagen, dass kaum etwas gegen und doch sehr vieles für Bewegung spricht – natürlich immer abhängig von Deinem aktuellen Zustand und im Rahmen Deiner Möglichkeiten.
Was bringt Bewegung ganz konkret?
1. Erschöpfung und Müdigkeit können durch Bewegung, vor allem an der frischen Luft, gelindert werden.
2. Die Durchblutung wird gefördert und der Körper wird besser mit Sauerstoff versorgt. Zusätzlich verbessert körperliche Aktivität anhaltend die Stimmung.
3. Durch gezielte Übungen kannst Du den Lymphabfluss im Operationsgebiet fördern und so schon vorbeugend gegen ein mögliches Lymphödem (Einlagerung von Lymphflüssigkeit im Gewebe) aktiv werden.
4. Kraftübungen stärken nicht nur Deine Muskeln. Auch Deine Knochendichte kann so verbessert werden und einer eventuellen Osteoporose (Abbau von Knochensubstanz innerhalb des Knochens) vorbeugen.
5. Regelmäßige Bewegung hilft Dir, Deinen Blutdruck, Cholesterin- und Blutzuckerspiegel zu senken.
6. Verdauung und Appetit werden angeregt und Dein Schlaf verbessert sich.
7. Auch Rückenschmerzen und Verspannungen kannst Du mit einer guten Beweglichkeit und kräftigen Muskulatur entgegenwirken.
8. Die Auswirkungen von Sport und Bewegung gehen aber auch über den körperlichen Aspekt hinaus. Neben einer stimmungssteigernden Wirkung hilft körperliche Aktivität Dir dabei, zur Normalität und ins Leben zurückzukehren und wieder leistungsfähig zu sein.
Durch sportliche Betätigung unternimmst Du nicht nur aktiv etwas gegen die Folgen Deiner Erkrankung; Du tust damit vor allem etwas für Dich selber. Deinen Körper in Aktion zu erleben, erlaubt es Dir, Dich als stark, beweglich und belastbar zu erfahren. Dies erleichtert Dir Dich und Deinen Körper in einem positiven Licht zu sehen und direkt zu spüren, zu was Du alles in der Lage bist.
Nach einer Weile des Trainings wirst Du unter Umständen überrascht sein, wie viel mehr Du kannst, als Du Dir selber am Anfang zugetraut hättest.
Wann ist es besser, kein Sport zu treiben?
Was Du auch vorhast, Deine sportliche Betätigung solltest Du eng mit Deinem Behandlungsteam abstimmen. In der Zeit rund um eine Operation zum Beispiel kann Sport tabu sein. Aber noch im Krankenhaus erhältst Du zumeist eine Physiotherapie. Das kannst Du schon als sanften Einstieg in mehr Aktivität sehen. Besprich mit Deinen Therapeuten, ab wann Du wie viel und was genau machen kannst bzw. was Du vermeiden solltest.
Es kann individuell unterschiedliche besondere Umstände geben unter denen körperliche Aktivität sorgfältig abgewogen werden muss, je nach Behandlungsform oder Nebendiagnosen. Vor allem, wenn Du vor Deiner Diagnose sehr sportlich warst, könntest Du dazu neigen Dich zu überfordern.
Wenn Du gerne aktiv werden willst, berate Dich mit Deinem Behandlungsteam, welche Form der körperlichen Aktivität für Dich geeignet und sinnvoll ist. Und höre auch immer auf Dein „Bauchgefühl“. Dein Körper zeigt Dir sicher recht genau, wann es Zeit ist, eine Pause einzulegen und wann Bewegung guttut.
Geeignete Sportarten für den Einstieg
Auch wenn es am Anfang schwerfallen sollte, wirst Du bald merken, dass Dir ein Training insgesamt guttut. Jetzt geht es nicht darum, Leistungen zu erbringen oder Siege zu erringen. Es geht darum, Dich zu stärken.
Wenn Du früher gar keinen oder nur sehr wenig Sport gemacht hast, fang langsam an. Leichtes Ausdauertraining, wie zum Beispiel der Fahrrad-Ergometer oder Wandern, können gute Einstiegsmöglichkeiten sein. Auch Schwimmen ist durchaus möglich, nur Kraulen sollte es nicht unbedingt sein. Hierbei wird der Arm der betroffenen Seite unter Umständen zu sehr belastet.
Das bedeutet aber nicht, dass Du den Arm der operierten Seite, aus Angst ihn zu überlasten, gar nicht mehr bewegen sollst. Schonhaltungen solltest Du vermeiden. Nicht nur schmerzhafte Muskelverspannungen und die Einschränkung der Beweglichkeit können die Folge sein. Durch mangelnde Bewegung des Armes wird auch die sogenannte Muskelpumpe nicht aktiviert, was einen verminderten Gefäßabfluss zur Folge hat und somit dazu führen kann, dass sich leichter Schwellungen bilden.
Zusammengefasst
Bewegung und Sport bzw. körperliche Aktivität allgemein hat vielseitige positive Auswirkungen für Dich. Solange Du Deine Aktivitäten mit Deinem Behandlungsteam absprichst, kann das zu einem sehr wertvollen Teil Deines Genesungswegs werden.
Auch in der Mika-App gibt es viele Tipps und Motivation, Dich zu Bewegen. In der Kategorie „Bewegungstraining“ findest Du vielfältige Übungen.
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Ein Überblick
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- Baumann, F., & Zopf, E. (2012). Brustkrebs. In Sport und körperliche Aktivität in der Onkologie (pp. 167-178). Springer, Berlin, Heidelberg.
- Schünemann, H., Ascher, G., & Jänicke, F. (1993). Brustkrebs und Sport. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 44(10), 491-498.
- Huber, G., Baumann, F., & Schüle, K. (2012). Körperliche Aktivität, Sport und Brustkrebs im DMP–Ein Bewegungsprogramm für betroffene Frauen. B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport, 28(02), 62-68.
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