Haarausfall, Hautprobleme und Infusions-Termine: Was erwartet Dich bei der Chemotherapie?
In diesem Artikel erfährst Du:
- welche Nebenwirkungen die Chemotherapie haben kann
- was gegen diese Folgen hilft
- welche Wirkstoffe bei einer Chemotherapie eingesetzt werden
Dieser Artikel wurde am 13.06.2022 veröffentlicht.
Bei der Chemotherapie handelt es sich um eine Therapie, die in Deinem ganzen Körper wirkt. Die Wirkstoffe verhindern die Zellteilung und greifen vor allem Zellen an, die sich schnell teilen. Sie schadet damit aber auch teilweise gesunden Zellen in Deinem Körper und bringt daher einige Nebenwirkungen mit sich.
Wie eine Chemotherapie abläuft
Du erhältst verschiedenen Wirkstoffe zeitgleich oder auch zeitlich versetzt, meist per Infusion in eine Vene. Damit nicht für jede Infusion eine andere Vene im Arm gesucht und angestochen werden muss, kann in einer kleinen Operation ein sogenannter Portkatheter (Port) unter die Haut gesetzt werden. Dieser Katheter liegt in einer zentralen Vene.
Die Chemotherapie erfolgt in der Regel ambulant. Dafür kommst Du zu festgelegten Terminen in Dein Behandlungszentrum und erhältst über mehrere Stunden hinweg Infusionen. Meist sitzen dabei mehrere Menschen gemeinsam in einem Behandlungsraum.
Nach einem Behandlungstag hast Du eine Pause von zum Beispiel 3 Wochen bis zum nächsten Termin. In dieser Zeit kannst Du Dich erholen. Die Gabe der Medikamente und die nachfolgende Erholungsphase wird auch als Zyklus bezeichnet. Da jede Chemotherapie aus mehreren Zyklen besteht, dauert eine Chemotherapie insgesamt meist mehrere Monate.
Dein Behandlungsteam untersucht regelmäßig Dein Blutbild und kontrolliert, wie Du die Chemotherapie verträgst.
So kannst Du Dir die Zeit während der Infusion angenehmer gestalten:
- Du kannst zur Chemotherapie einen Snack oder ein Getränk mitbringen.
- Vielleicht möchtest Du mit etwas zu lesen, einem Rätsel, einem Podcast oder Musik für Ablenkung sorgen.
- Deine Kleidung sollte bequem und die Infusionsstelle leicht zugänglich sein.
Folgen und Nebenwirkungen der Chemotherapie
Die Chemotherapie wirkt im ganzen Körper auf jene Zellen, die sich schnell teilen. Das sind neben den Krebszellen auch gesunde Zellen, die sich schneller teilen. So entstehen die klassischen Nebenwirkungen. Besonders betroffen sind Haut, Schleimhäute, Haarwurzeln und blutbildende Zellen.
Welche und wie intensiv Nebenwirkungen auftreten, richtet sich nach der Wirkstoffkombination und wie Dein Körper darauf reagiert.
Folgende Nebenwirkungen können u.a. auftreten:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Durchfall
- Infektionen
- Erschöpfung
- Haarausfall
- Schädigung von Organen, der Nerven oder des Gehörs
Viele Nebenwirkungen lassen sich gut behandeln. Übelkeit beispielsweise lässt sich häufig mit vorbeugenden Medikamenten vermeiden oder abmildern. Bei sehr schweren Beschwerden ist es auch möglich, die Dosis der Chemotherapie anzupassen.
Fruchtbarkeit: Die Chemotherapie kann sich auch auf den weiblichen Zyklus und die Fruchtbarkeit auswirken. Da eine Chemotherapie ungeborene Kinder schädigen kann, solltest Du auf sichere Verhütung achten. Solltest Du einen Kinderwunsch haben, sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt vor der Chemotherapie darüber.
Hilfe bei Nebenwirkungen
Zögere nicht, mit Deinem Behandlungsteam über Nebenwirkungen zu sprechen. Das gilt besonders, wenn sich im Laufe der Therapie etwas verändert. Oft ist es möglich, Abhilfe zu schaffen. Je früher Du Deinem Behandlungsteam von Nebenwirkungen berichtest, desto besser können diese behandelt werden.
Vielleicht machst Du Dir vor allem um den Haarverlust sorgen. Helfen kann es Dir, wenn Du Dir frühzeitig überlegst, wie Du damit umgehen möchtest. Um eine möglichst authentische Perücke anfertigen zu lassen, empfiehlt es sich beispielsweise, schon früh ein Perückenstudio aufzusuchen, sodass das Personal Dich noch mit Deiner bisherigen Frisur sieht.
Hinweis: Zum Umgang mit häufigen Nebenwirkungen der Chemotherapie findest Du weitere Inhalte in Mika, sowohl Artikel wie auch Themenreisen.
Die meisten Beschwerden verschwinden nach dem Ende der Therapie. Die Haare wachsen nach, Haut und Schleimhäute erholen sich. Auch die Infektanfälligkeit geht wieder zurück. Weil das natürlich seine Zeit braucht, ist etwas Geduld gefragt.
Manche Nebenwirkungen können auch nach Therapieende anhalten. Das können Schäden an Nerven oder Organen sein. Aber auch in diesen Fällen kann Dir Dein Behandlungsteam helfen, die Beschwerden zu lindern.
Welche Wirkstoffe gibt es bei der Chemotherapie?
Bei Brustkrebs können verschiedene Wirkstoffgruppen infrage kommen und einzelne Wirkstoffe werden kombiniert. Manche Nebenwirkungen sind für bestimmte Wirkstoffe typischer, aber jede Situation ist anders. Dein Behandlungsteam wird für Dich eine effektive, gleichzeitig möglichst beschwerdearme Kombination vorschlagen.
Folgende Wirkstoffgruppen sind in der offiziellen Patientenleitlinie aufgelistet:
- Taxane wurden ursprünglich aus der Rinde der pazifischen Eibe hergestellt. Heute werden die Wirkstoffe teilweise im Labor erzeugt. Sie behindern einen Vorgang bei der Zellteilung, der dafür sorgt, dass die neu entstandenen Zellen sich trennen können. Neuropathien, also Nervenschmerzen, sind hier wahrscheinlicher als bei anderen Medikamenten. Beispiele: Docetaxel und Paclitaxel.
- Anthrazykline sorgen für Brüche in den Erbanlagen, sodass sich die Zellen nicht mehr teilen können. Allerdings sind sie nicht nur in der Phase der Zellteilung wirksam. Dadurch ist das Risiko für Nebenwirkungen bei dieser Wirkstoffklasse vergleichsweise hoch. Bei ihnen ist die mögliche negative Wirkung auf Dein Herz hervorzuheben. Beispiele: Doxorubicin und Epirubicin.
- Platinsalze sind sehr wirksam, indem sich das Edelmetall an die Erbmasse der Krebszellen bindet. Sie können vergleichsweise starke Nebenwirkungen mit sich bringen, vor allem Übelkeit und Erbrechen. Beispiele: Cisplatin und Carboplatin.
Zusammengefasst
Eine Chemotherapie kann eine Herausforderung sein, da sie häufig Nebenwirkungen wie Haarausfall, Hautprobleme oder Übelkeit mit sich bringt. Sie ist aber auch eine sehr wirkungsvolle Option gegen den Krebs. Nebenwirkungen können mit verschiedenen Maßnahmen gelindert werden.
Das kannst Du tun
- Zögere nicht, Beschwerden während der Chemotherapie beim Behandlungsteam anzusprechen, vor allem wenn sie neu sind oder sich verändern. Ein enger Kontakt kann helfen, damit Du möglichst wohlbehalten durch die Therapie kommst.
- Wenn Du unter Beschwerden leidest, versuche daran zu denken, dass die meisten nach Ende der Therapie wieder verschwinden.
- Sorge für Dich und gönne Dir Gutes während der Therapiezeit.

Brustkrebs: Chemotherapie ja oder nein?

Fakten-Check: Wie wirken Chemotherapien auf die Herzgesundheit?

Ärztliche Unterstützung bei Nebenwirkungen der Chemotherapie
- „Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe (2018), Patientenleitlinie Brustkrebs im frühen Stadium, abgerufen am 09.03.2022
- „Leitlinienprogramm Onkologie“ der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V., der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Stiftung Deutsche Krebshilfe (2018), Patientenleitlinie Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium: Metastasierter Brustkrebs, abgerufen am 09.03.2022
- Deutsches Krebsforschungszentrum, Chemotherapie: Wie läuft eine Chemotherapie ab?, Stand 24.01.2019, krebsinformationsdienst.de, abgerufen am 18.03.2022
- Krebsinformationsdienst (2017). Chemotherapie bei Brustkrebs. Stand: 09.03.2017., abgerufen am 12.05.2022
- Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF): S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Version 4.4, 2021, AWMF Registernummer: 032-045OL, abgerufen am: 13.05.2022
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