Wie wird Brustkrebs häufig behandelt?
Ein Überblick

Autor: Dipl. oec. troph. Karin Kastrati • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 6 Minuten
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Diagnose Brustkrebs? Hier erfährst Du im Überblick, welche Behandlungsmöglichkeiten es für Dich gibt.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • Wie Brustkrebs häufig behandelt wird
  • Informationen zu den einzelnen Behandlungsarten

Nach der Diagnosestellung wird Dein Behandlungsteam alle für Dich in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten mit Dir besprechen. Welche Therapie es dann letztendlich sein wird, hängt von vielen Faktoren ab.
So ist es beispielsweise wichtig,

  • wie groß der Tumor ist,
  • wie schnell er wächst und
  • ob er sich bereits in andere Organe ausgebreitet hat.

Nicht zuletzt ist es aber auch Deine ganz persönliche Entscheidung. Wenn Du hinter Deiner Therapie stehst, kannst Du die Behandlung auch besser meistern. Ein gutes Hintergrundwissen kann auch dabei helfen, Ängste zu reduzieren.

Die Therapie wird auf Dich zugeschnitten

Heutzutage sind die Behandlungsmöglichkeiten sehr vielfältig und die Therapie wird genau auf Dich und Deine Erkrankung abgestimmt. In der Regel setzt sie sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen:

  • der Operation,
  • der Bestrahlung und
  • verschiedenen Medikamenten wie der Chemo-, Antihormon- oder zielgerichteten Therapie.

Diese können und müssen nicht immer alle zum Einsatz kommen. Manchmal genügt es, den Tumor im Rahmen einer Operation zu entfernen und die betroffene Stelle zusätzlich zu bestrahlen. Je nach Tumorstadium kann nach erfolgter OP noch eine Chemotherapie sinnvoll sein.

In anderen Fällen erfolgt die Chemotherapie vor der Operation, um den Tumor zu verkleinern und seine Entfernung zu erleichtern.

Ganz gleich, welche Behandlung letztendlich erfolgt: Ziel ist im Regelfall die Heilung oder eine bestmögliche Kontrolle des Tumorwachstums. Zugleich wird möglichst schonend vorgegangen und, wenn möglich, die Brust erhalten.

Die Operation – was solltest Du wissen?

Ist eine Operation notwendig, heißt das nicht, dass gleich die komplette Brust entfernt werden muss. War dies in den 80er Jahren noch Standard, werden heute ein Großteil der erkrankten Frauen brusterhaltend operiert.

Die brusterhaltende OP

Bei der so genannten BET (brusterhaltenden Therapie) wird der Tumor vollständig entfernt. Gleichzeitig wählt das OP-Team die Schnittführung und Operationstechnik so, dass das gesunde Gewebe so gut wie möglich geschont werden kann. So muss nicht die komplette Brust entfernt werden.

Häufig bleibt die die Brust so weit erhalten, dass sie der gesunden Brust ähnelt. Ist sie allerdings sichtbar anders, gibt es vielfältige Möglichkeiten: Durch körpereigenes Gewebe oder Prothesen kann die Form der Brust weitestgehend wiederhergestellt werden.

Da sich Brustkrebs über die Lymphbahnen in andere Körperregionen ausbreiten kann, können zusätzlich zum Tumorgewebe, je nach individueller Situation, auf der betroffenen Seite auch Lymphknoten mit entfernt werden. Diese sitzen in der Achselhöhle.

Wenn die Brust ganz entfernt werden muss

In manchen Fällen kann es nötig sein, dass das gesamte Brustgewebe entfernt werden muss. Fachleute sprechen dann von einer Ablatio oder Mastektomie. Eine Abnahme der kompletten Brust, oftmals mitsamt der Brustwarze, wird vor allem dann durchgeführt, wenn nicht brusterhaltend operiert werden kann, der Krebs also in der Größe ausgedehnt ist oder Du Dich nach reiflicher Überlegung zu dieser Maßnahme entscheidest.

Folgende Kriterien sprechen für eine Brustamputation:

  • Im Verhältnis zur Brust ist der Tumor sehr groß.
  • Es handelt sich um entzündlichen (inflammatorischen) Brustkrebs.
  • Der Krebs konnte durch eine brusterhaltende Operation nicht vollständig entfernt werden.
  • Eine Bestrahlung nach brusterhaltender Operation ist nicht möglich.
  • Du hast Dich nach ausführlicher Aufklärung dazu entschieden, obwohl auch eine BET möglich wäre.

Manchmal ist es auch eine rein kosmetische Entscheidung, wenn eine brusterhaltende Operation ein weniger schönes Ergebnis hinterlassen würde.

Strahlentherapie – was ist wichtig?

Wird bei Dir eine brusterhaltende Operation durchgeführt, wird Dein Behandlungsteam zu einer anschließenden Bestrahlung raten. Dadurch lässt sich die Wahrscheinlichkeit für ein Wiederauftreten der Erkrankung deutlich verringern. Durch die Bestrahlung sollen eventuell verbliebene Krebszellen vernichtet werden.

Die eigentliche Behandlung dauert lediglich wenige Minuten oder gar Sekunden und ist völlig schmerzlos. Meist erfolgt die Bestrahlung an fünf aufeinanderfolgenden Tagen der Woche, über einen Zeitraum von mehreren Wochen.

Nebenwirkungen der Strahlentherapie

Es kann sein, dass Du bereits nach einigen Bestrahlungsterminen erste Nebenwirkungen an der Haut bemerkst. Dabei handelt es sich meist um vorübergehende Beschwerden, ähnlich wie bei einem Sonnenbrand: Reizung und Rötung, die Haut ist trocken, schuppt sich und die oberste Hautschicht kann sich ablösen.

Zudem sind weitere Nebenwirkungen möglich, wie Müdigkeit, Schmerzen, Lymph- und Lungenprobleme. Zudem steigt das Risiko für einen Zweit-Tumor, allerdings nur in sehr geringem Maße.

Medikamentöse Therapie – die passende Behandlung finden

Neben der Operation und Bestrahlung stehen zusätzlich medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung. Gerade in den vergangenen Jahren hat sich hier viel getan. Je nach Art des Tumors und Erkrankungsstadium wird die passende Therapie gewählt, ganz individuell auf Dich abgestimmt.

Die Chemotherapie

Bei einer Chemotherapie werden Medikamente eingesetzt, die über den ganzen Körper, also systemisch, wirken. Diese so genannten Zytostatika bekommst Du meist per Infusion.

Im Körper angekommen sollen die Zystostatika auf alle noch vorhandenen Tumorzellen wirken – ganz egal, ob es sich dabei um ganze Metastasen oder lediglich einzelne Zellen handelt. Die Medikamente sorgen dafür, dass sich diese nicht mehr teilen und nach und nach absterben.

Was sind die Nachteile der Chemotherapie?

Die Chemotherapie wirkt hauptsächlich auf diejenigen Zellen, die sich schnell teilen. Tumorzellen gehören zu diesem Typ. Doch auch einige gesunde Zellen unseres Körpers teilen sich schnell, beispielsweise die der Haarwurzeln, der Schleimhäute im Mund und Magen-Darm-Trakt und der blutbildenden Zellen im Knochenmark.

Dies erklärt, warum es bei einer Chemotherapie oftmals zu Nebenwirkungen wie Haarausfall, Problemen mit den Schleimhäuten sowie Übelkeit, Erbrechen und Blutarmut oder Infektanfälligkeit kommen kann.

Mit Hormonen gegen die Erkrankung

Auch wenn sie oftmals als Hormontherapie bezeichnet wird, handelt es sich eigentlich um eine Anti-Hormonbehandlung: Hormone, die das Fortschreiten der Erkrankung begünstigen können, werden gezielt ausgeschaltet.

Die Behandlung wird bei sogenannten östrogenrezeptor-positiven oder östrogenabhängigen Tumoren angewandt und richtet sich gegen das weibliche Hormon Östrogen.

Für die Anti-Hormontherapie stehen verschiedene Medikamente zur Auswahl, die die Bildung des Hormons im Körper blockieren. Ein Fortschreiten der Erkrankung oder ein Rückfall kann dadurch oftmals verhindert oder verzögert werden.

Was sind die Nachteile der Hormontherapie?

Auch die Anti-Hormontherapie wirkt auf den gesamten Körper. Wird die Produktion der weiblichen Hormone plötzlich durch Medikamente unterbunden, wird der Körper in die Wechseljahre versetzt. Damit verbunden können die typischen Wechseljahresbeschwerden wie beispielsweise Hitzewallungen, Gewichtszunahme, Schlafstörungen oder Gelenk-und Muskelschmerzen auftreten.

Die Antikörpertherapie

Antikörper sind Teile unseres Abwehrsystems, dem Immunsystem. Sie können Eindringlinge von außen wie Giftstoffe oder Krankheitsauslöser aufspüren und machen diese unschädlich. Doch die Antikörper können noch mehr: Sie sind unter bestimmten Bedingungen in der Lage, kranke, entartete Zellen unseres Körpers zu erkennen und zu vernichten. Bei der Antikörpertherapie werden Antikörper im Labor hergestellt und diese dann per Infusion in die Vene verabreicht.

Voraussetzung für die Behandlung ist jedoch, dass der Tumor bestimmte Strukturen auf seiner Oberfläche aufweist. Dies wird vor Therapiebeginn anhand des Tumorgewebes untersucht.

Was sind die Nachteile der Antikörpertherapie?

Die Antikörpertherapie kann grippeähnliche Beschwerden wie Fieber und Muskelschmerzen verursachen. Diese lassen sich jedoch meist gut behandeln. Im Gegensatz zur Chemotherapie wirkt die Behandlung mit Antikörpern gezielt auf den Tumor, gesunde Zellen bleiben davon weitgehend verschont.

Signalwegehemmer – was ist das?

Seit einigen Jahren sind die so genannten Signalwegehemmer verfügbar. Auch dabei werden Medikamente eingesetzt, die direkt auf Krebszellen wirken. Genauer gesagt blockieren sie ganz gezielt Vorgänge in den Krebszellen, die für das Wachstum des Tumors verantwortlich sind. Die Tumorzellen müssen dazu bestimmte Merkmale aufweisen.

Der Krebs kann nicht mehr so gut wachsen. Seine Ausbreitung wird unterdrückt.

Was sind die Nachteile der Signalwegehemmer?

Auch diese gezielten Therapien verursachen leider Nebenwirkungen, da das gesunde Gewebe teilweise auf die Wirkstoffe reagiert. So können beispielsweise unerwünschte Hautreaktionen wie Rötungen und Blasenbildung an Händen und Füßen, aber auch Bluthochdruck und Durchfall auftreten.

Zusammengefasst

Heutzutage sind die Behandlungsmöglichkeiten sehr vielfältig und die Therapien werden genau auf Dich und Deine Erkrankung zugeschnitten. In der Regel setzt sie sich aus verschiedenen Bausteinen zusammen: der Operation, der Bestrahlung und verschiedenen Medikamenten wie der Chemo-, Antihormon- oder zielgerichteten Therapie. Diese können und müssen nicht immer alle zum Einsatz kommen.

Das kannst Du tun

  • Lasse Dich von Deinem Behandlungsteam über alle Details genau aufklären.
  • Frage nach den Nebenwirkungen der Behandlungen und was Du – vielleicht sogar schon vorbeugend – dagegen tun kannst.
  • Zu den Behandlungsoptionen findest Du in Mika jeweils noch mehr Informationen. Wenn Du Dich gut auskennst, kannst Du Deine Behandlung besser verstehen und aktiver angehen.
  • Scheue Dich nicht, psychoonkologische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Kontakte gibt es in Krankenhäusern oder Du kannst Dich direkt an Psychoonkologen wenden.Auch Selbsthilfegruppen bieten häufig große Entlastung. Vielleicht spricht Dich eine der Themenreisen in Mika an. Dort findest Du Inhalte zu Ernährung, Achtsamkeit und Bewegung. Du findest sie unten in der Menüleiste.
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Quellenangaben
  • Esteva, F. J., & Hortobagyi, G. N. (2009). Fortschritte in der Brustkrebstherapie. Spektrum der Wissenschaft, 3(09), 38-45.
  • Thiel, I. Bedeutung von Compliance/Adherence für eine erfolgreiche Brustkrebstherapie. Facharzt Gynäkologie/Urologie. 2010; 19 (2): 4–5.
  • Patientenleitlinie: Brustkrebs im frühen Stadium. Dezember 2018. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF), abgerufen am 22.02.2022
  • Patientenleitlinie: Metastasierter Brustkrebs. Dezember 2018. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF), abgerufen am 22.02.2022
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