Diagnose Brustkrebs und wie geht’s jetzt weiter?

Autor: Dr. Simone Freitag • Fachliche Prüfung: Dr. Clemens Seidel
Lesedauer: 8 Minuten
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Nach der Diagnose ist vor der Behandlung – wie es für dich weiter geht und was du beachten solltest, erfährst du hier!

Wo bin ich gut aufgehoben?

Nachdem Du die Diagnose erhalten hast, wirst Du in den meisten Fällen an ein behandelndes Krankenhaus verwiesen. Ideal ist die Überweisung in die Fachabteil, die sich mit Brustkrebs am Besten auskennt. An vielen großen Kliniken gibt es sogenannte zertifizierte Brustzentren, welche auf Erkrankungen der Brust und Brustkrebs spezialisiert sind.
Die Zentren verfügen über spezialisierte Ärzte und Behandlungs- sowie Operationstechniken zur Behandlung von Brusttumoren. Für die Zertifizierung und um ihren Expertenstatus zu behalten, müssen diese entsprechende Weiter- und Fortbildungen nachweisen, bestimmte Standards einhalten und eine bestimmte Anzahl an Brustoperationen im Jahr durchführen.
Der Vorteil sich in einem solchen Brustzentrum behandeln zu lassen, besteht auch darin, dass viele verschiedene Ärzte zusammenarbeiten, um das optimale Behandlungskonzept für Dich zu entwickeln. So werden Behandlungsstrategien in Tumorkonferenzen besprochen, an denen Gynäkologen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Onkologen teilnehmen.
Das soll sicherstellen, dass Deine Erkrankung aus allen Blickwinkeln beleuchtet und diskutiert wird, um die beste Behandlung zu ermöglichen.

Behandlungsplan – alle Möglichkeiten kennen

Nachdem Deine Befunde in der Tumorkonferenz besprochen wurden, wird Dir ein Behandlungsplan vorgestellt. Idealerweise wird mit Dir auch besprochen, warum man sich für oder gegen eine bestimme Behandlungsmethode entschieden hat. Gerade bei Brustkrebs steht die Frage im Raum, ob erst eine Chemotherapie oder eine Operation ansteht. Ob die Brust amputiert, wiederaufgebaut oder brusterhaltend operiert wird.

Lass Dich wirklich über alle Optionen aufklären. Der Behandlungsplan, der Dir vorgestellt wird, soll eine optimale Lösung darstellen. Dieser Plan wurde anhand von Leitlinien erstellt, die auf wissenschaftlichen Befunden gründen.

Es kann jedoch sein, dass Du erst eine Operation haben möchtest, bevor Du in eine Chemotherapie einwilligst oder anders herum. Jede Frau hat das Recht sich individuell zu entscheiden, wie sie behandelt werden möchte. Dein Arzt wird Dir alle nötigen Informationen geben können und die Entscheidung mit Dir abwägen.

Ebenso solltest Du Dich umfassend aufklären lassen, welche möglichen Eingriffe noch zusätzlich anstehen (Port einsetzen, Wächterlymphknoten entfernen; Operation der Brust, etc.), damit Du nicht überraschst wirst.

Hinsichtlich der Chemotherapie solltest Du über die möglichen Nebenwirkungen aufgeklärt werden und auch dazu, welche alternativen, therapieunterstützenden Maßnahmen es gibt (wie Akupunktur, Mistel-Therapie, Ernährungsumstellung, etc.). Versuch ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Art von Therapie sich für Dich richtig anfühlt und diskutiere die einzelnen Möglichkeiten mit Deinem Arzt. Nimm Dir Zeit zum Nachdenken und lass Dich nicht unter Druck setzen, schnell eine Entscheidung treffen zu müssen.

Vertrauen in die Behandler

Es ist wichtig, dass Du bei den Untersuchungen, Behandlungen und Operationen, die auf Dich zukommen, optimal aufgeklärt bist. Also stell alle Fragen, die Du hast, bevor Du in irgendwelche Behandlungen einwilligst.

Fühlst Du Dich unwohl bei dem behandelnden Arzt und mit den Behandlungsempfehlungen, dann macht es Sinn in einem anderen Behandlungszentrum, eine zweite Meinung einzuholen. Eine Zweitmeinung kannst Du jederzeit einholen, vor allem wenn Du unsicher bei der Diagnose und dem Behandlungsplan bist.
Ein Nachteil bei der Zweitmeinung ist jedoch, dass Du vielleicht nicht sofort einen Termin in einem anderen Behandlungszentrum bekommst und Dir gefühlt die Zeit davonläuft. Dennoch solltest Du Dich nicht davon abhalten lassen, nach einer zweiten Meinung zu fragen.

Auch außerhalb des Brustzentrums ist es gut, einen Arzt zu haben, mit dem Du vertrauensvoll sprechen kannst. In den meisten Fällen ist dies der Hausarzt oder der behandelnde Gynäkologe. Bei diesem Arzt kommen auch alle Befunde zusammen, die das Brustzentrum bei Deinen Untersuchungen erstellt. Gleichzeitig ist es gut, mit verschiedenen Ärzten über die Behandlungen und deren Auswirkungen zu sprechen.
Idealerweise ist Dein Gynäkologe gut mit dem Brustzentrum in der Nähe vernetzt bzw. hat Empfehlungen und Erfahrungen mit den behandelnden Kliniken. Lass Dich zu Spezialisten verweisen, mit denen Dein Gynäkologe bereits gute Erfahrung gemacht hat und die einen guten Ruf haben.

Lass Dich idealerweise bei den Gesprächen mit den Ärzten von einer anderen Person begleiten. Manchmal ist es besser, ein weiteres Paar Ohren dabei zu haben, die aufmerksam zuhören, was der Arzt alles erzählt. Du selbst bist in bestimmten Situationen nicht mehr in der Lage alles mitzubekommen oder zu aufgeregt, um alle Informationen aufzunehmen, vor allem wenn Dir sehr viele neue Informationen gegeben werden.

Du kannst Dir auch Notizen machen oder Fragen aufschreiben, die Du nochmal stellen möchtest.

Wenn Dein Behandlungsplan steht und Du damit einverstanden bist, dann hilft Dir das mehr Sicherheit und Vertrauen zu haben. Dann weißt Du, wann welche Untersuchungen und Behandlungen sowie Operationen anstehen und kannst damit planen. Das macht die Zeit der Behandlung zwar nicht einfacher, aber Du bekommst etwas mehr Freiheit und Kontrolle, um zu planen.

Muss ich immer stark sein?

Nach der Diagnose passiert in kurzer Zeit so viel, dass Du manchmal gar nicht weißt, wohin mit Dir. Lass die Emotionen zu, die kommen. Sei traurig und weine, wenn Dir danach ist. Vielleicht hilft es Dir, Tagebuch zu schreiben und festzuhalten, wie es Dir geht und was alles passiert.

Sei freundlich zu Dir selbst und überfordere Dich nicht.

Eine Krebsdiagnose ist ein Schock, den Du erst nach und nach verarbeitest. Während der Behandlung wirst Du möglicherweise körperlich schwächer und manche Sachen gehen nicht mehr so gut. Mute Dir in der Zeit also nicht zu viel zu und ruh Dich aus, wenn Du Pausen brauchst.

Solltest Du bei der Bewältigung der Diagnose und während der Behandlung Hilfe von einem Psychologen oder Psychotherapeuten benötigen, dann nimm diese Unterstützung ruhig in Anspruch. Psychoonkologen haben sich auf Patienten mit Tumorerkrankungen spezialisiert und können Dir helfen, über die Belastungen der Erkrankung zu sprechen.
Dein behandelnder Arzt kann Dir sicher Adressen hierzu nennen oder Du kannst Dich in der Klinik, in der Du behandelt wirst an die Psychoonkologen vor Ort wenden.

Viele Patientinnen ziehen auch Kraft aus der Unterstützung anderer Betroffener. Du kannst Dich über Erfahrungen in Gruppentherapien oder in Selbsthilfegruppen austauschen.
Hier merkst Du, dass Du nicht allein bist und bekommst wertvolle Tipps für die Behandlungen. Gleichzeitig können sich auch neue Freundschaften bilden und Du kannst mit Frauen sprechen, die in derselben Situation sind wie Du, Ihr habt ein anderes Verständnis füreinander als Nicht-Betroffene und könnt euch gegenseitig unterstützen.

Was steht mir zu?

Die Krebserkrankung stellt Dich vor verschiedene Aufgaben und Belastungen. Du hast aber auch Anspruch auf Hilfe und Unterstützung. Bei Deiner Krankenkasse kannst Du Dich informieren, welche Leistungen Du in Anspruch nehmen kannst.
So kann es bei den Ausgaben für Medikamente sein, dass Du einen Antrag auf Zuzahlungsbefreiung stellen kannst bzw. auch Ausgaben für Medikamente zurückerstattet bekommst. Andererseits kannst Du über die Krankenkasse auch Unterstützung im Haushalt über eine Haushaltshilfe erhalten. Informiere Dich am Besten bei Deiner Kasse direkt oder beim Sozialarbeiter in Deinem Behandlungszentrum.
Scheue Dich nicht, die Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn Du Sie brauchst. Sei ehrlich mit Dir, was Du in dieser Zeit leisten kannst und an welcher Stelle Hilfe notwendig ist.

Nach der Chemo- und Strahlentherapie und den Operationen hast Du Anspruch auf eine Anschlussheilbehandlung oder Rehabilitation.
Diese Reha erfolgt im Anschluss an Deine Behandlung und soll Dir helfen, wieder gesund zu werden, die Rückkehr in den Alltag zu unterstützen sowie mit den Folgen der Erkrankung besser zurecht zu kommen. Wenn Du die Reha in Anspruch nehmen möchtest, dann äußere diesen Wunsch in Deinem Behandlungszentrum.
Dort kann der zuständige Sozialarbeiter einen entsprechenden Antrag mit Dir ausfüllen.
Die Anschlussheilbehandlung ist in den meisten Fällen drei Wochen lang und findet stationär in ausgewählten Rehabilitationskliniken mit Spezialisierung auf onkologische Erkrankungen statt. Weitere Informationen zur Anschlussheilbehandlung kannst Du bei dem Sozialarbeiter der Klinik, Deiner Kranken- oder Rentenversicherung oder bei Beratungsstellen einholen.

Infolge der Tumorerkrankung ist die Feststellung eines Schwerbehindertengrades möglich, da Du zunächst Beeinträchtigungen durch die Krebserkrankung erlebst.
Hier wird ebenfalls der Sozialarbeiter der Klinik aktiv und kann den Antrag auf Festlegung des Grades der Schwerbehinderung beim Versorgungsamt auf den Weg bringen. Das Versorgungsamt prüft dann in Zusammenarbeit mit Deinen behandelnden Ärzten, welcher Grad an Schwerbehinderung für Dich festgelegt wird.
Ab einem Schwerbehinderungsgrad von 50% erhältst Du einen Schwerbehindertenausweis.
Dieser ist für einen gewissen Zeitraum (im Falle einer Brustkrebserkrankung meist für 5 Jahre) gültig. Vor Ablauf der Gültigkeit kannst Du Deinen Gesundheitszustand erneut vom Versorgungsamt prüfen lassen und es kann eine Anpassung des Grades der Schwerbehinderung erfolgen.

Informiere Dich auch, ob Du aufgrund der Erkrankung Versicherungen hast, die greifen wie z.B. eine Berufsunfähigkeitsversicherung.
Diese puffert finanzielle Ausfälle ab, wenn Du in der Zeit der Behandlung nicht mehr arbeiten kannst und nur Krankengeld erhältst. Versicherungen prüfen in sehr aufwendigen Verfahren, die Entstehung Deiner Erkrankung und informieren sich genauestens bei den behandelnden Ärzten.
Dieses Prüfverfahren ist aufwendig und die Formulare sind umfangreich, also hole Dir Unterstützung beim Ausfüllen der Unterlagen z.B. Versicherungsmakler, Freunde, Familie. Die Prüfung kann bis zu 6 Monatedauern, aber wenn alles klappt, erhältst Du auch die Leistungen rückwirkend ab dem Tag der Diagnose.

Unterstütze Deinen Körper

Die Operationen sowie die Chemo- und Strahlentherapie können sehr anstrengend für den Körper sein. Deshalb solltest Du gut mit Deinem Körper umgehen. Um Dich und Deinen Körper während der Behandlung so gut wie möglich zu stärken und fit zu bleiben, gibt es einige Dinge, die Du für Dich tun kannst.

Viele Menschen denken: „Wenn ich krank bin, dann muss ich mich ausruhen und liegen.“
Mit Sicherheit gibt es Phasen während der Chemotherapie, in denen man einfach keine Kraft hat, sich zu bewegen. Auch nach Operationen ist eine gewisse Schonzeit angebracht. Dennoch zeigt sich bei Krebserkrankungen, dass körperliche Bewegung positive Effekte hat. Viele wissenschaftliche Studien bei Brustkrebspatientinnen konnten nachweisen, dass sich körperliche Aktivität positiv auf die Heilung und Stärkung des Körpers auswirkt.
Es konnte auch gezeigt werden, dass Patientinnen, die sich regelmäßig bewegten, weniger Nebenwirkungen wie Fatigue oder Übelkeit hatten, die Lebensqualität und das Wohlbefinden besser war und sie länger überlebten.

Was heißt nun aber körperlich oder sportlich aktiv sein?

Es gibt verschiedenste Empfehlungen für körperliche Aktivitäten. Es wird nicht von Dir erwartet, dass Du in dieser Zeit körperliche Höchstleistungen erbringst. in den meisten Fällen wird es gern gesehen, dass Du Spazieren gehst, mit dem Rad fährst oder vielleicht leichte Gymnastik machst, um fit zu bleiben.

Schau dabei, was Du gern machst und was Deinen Körper und Dich nicht überfordert und sieh von Sportarten mit hoher Verletzungsgefahr ab. Die Empfehlung ist, sich wenigsten 3- bis 4-Mal die Woche für mindestens 30 Minuten am Stück körperlich zu bewegen.

Dabei können Ausdauer- und Kraftsport gut kombiniert werden z.B. im Fitnessstudio. Achte darauf, was Dein Körper leisten kann. Häufig wird Schwimmen oder Wassergymnastik empfohlen, diese Aktivitäten können aber auch unangenehm sein, wenn man an der Brust operiert wurde und der Brustmuskel nicht so gut belastbar ist. Yoga oder Rückenkurse können angenehm sein und die Übungen können so gewählt werden, dass keine Schmerzen entstehen.

Auswirkungen regelmäßiger körperlicher Aktivität?

Es hat sich gezeigt, dass Sport und körperliche Aktivität mehrere Vorteile haben. Zum einen wird durch die Bewegung der Blutfluss angeregt und damit mehr Sauerstoff im Körper verteilt, so dass Heilungsprozesse besser verlaufen, Nebenwirkungen sich verringern, Blutwerte sich verbessern und die Muskeln gestärkt werden.

Wenn Du Deinen Körper regelmäßig forderst, bleiben Deine Muskeln stark und Du stärkst Dein Immunsystem. Regelmäßige Bewegung setzt aber auch positiv wirkende Hormone im Körper frei, so dass Du besser gelaunt bist und sogar Stress, Ängste und Depressionen verringert werden. Spaziergänge sind natürlich in Begleitung am Schönsten, und so kannst Du gerne mit Freunden oder Deinem Partner Ausflüge machen. Wenn Du zu Sportkursen gehst, hast Du natürlich auch die Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen oder Erfahrungen auszutauschen.

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Quellenangaben
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