Neue Hoffnung für Glioblastom-Patienten

Autor: Dipl. Biol. Esther Witte • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 3 Minuten
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mMGMT-Glioblastom kann dank kombinierter Chemotherapie effektiver behandelt werden und das Überleben verlängern

Leidest Du an einem Glioblastom bzw. kennst Du jemanden mit dieser Krebserkrankung? Zu dieser Art von Krebs gibt es jetzt vielversprechende Neuigkeiten. Patienten, die an einer speziellen Unterart des Glioblastoms leiden, könnten zukünftig von einer neuen Therapie profitieren, die sich in Studien als sehr vielversprechend herausgestellt hat [1].

Das Glioblastom hat die schöne Form eines Schmetterlings und ist dennoch die aggressivste Art eines Hirntumors überhaupt. Er entwickelt sich sehr schnell und ha leider auch oft einen tödlichen Ausgang. In Deutschland erkranken jährlich rund 4.800 Menschen im Alter von 50 – 70 Jahren an dem bösartigen Tumor.

Je nachdem, an welcher Stelle des Gehirns der Tumor lokalisiert wird, fallen auch die Beschwerden unterschiedlich aus. Da das Gehirn aber generell wenig Platz im Schädel hat und der Tumor sehr schnell wächst, gehören bleibende Kopfschmerzen mit zu den ersten und typischsten Symptomen. Charakteristisch ist ihr Auftreten während der Nacht und am frühen Morgen, während sie sich im Laufe des Tages kurzzeitig bessern. Trotz Medikamente kommen sie jedoch immer wieder und werden schlimmer. Eventuell kann es auch zu Krämpfen, Wesensveränderungen, ungewöhnlichen Bewegungsmustern, Sprachstörungen, dann Übelkeit und Schläfrigkeit kommen [2].

Das Glioblastom wird mit Hilfe von Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) des Schädels diagnostiziert. Bei begründetem Verdacht entnimmt der Arzt zusätzlich noch eine Gewebeprobe (Biopsie). Anhand des Gewebes können später dann auch die genetischen Eigenschaften des Tumors festgestellt werden, die für die Therapie des Glioblastoms u.U. ausschlaggebend sind. So werden Tumorzellen, die bestimmte Genbereiche verloren oder chemisch verändert haben (wie z.B. die Genregion MGMT), inzwischen ganz spezifisch therapeutisch angegangen.

Die Sache mit der Genexpression

Am leichtesten kannst Du Dir das so vorstellen, als hättest Du im Supermarkt ein Regal mit Strichcode-Produkten (Genen) vor Dir. Dein Superscanner hat eine ganz besondere Eigenschaft, indem er jeden Strichcode (jedes Gen) zu einem Produkt in Deinem Einkaufswagen umwandelt. So wird Strichcode AB zu Nudeln und der Code CD zu Tomaten usw. Hast Du die Reihe abgescannt, kannst Du mit dem kompletten Wareninhalt Deines Einkaufswagens ein perfektes Essen kochen. So ungefähr funktioniert das auch mit unserer DNA (quasi die Menge aller Waren im Kaufhaus), die die Gene zu Päckchen (Regale, sogenannten Chromosomen) bündelt.

Und was hat das mit dem Glioblastom zu tun?

Leidest Du an einem Glioblastom, dann ist die gängige Therapie eine Strahlentherapie in Kombination mit einer Chemotherapie mit dem Wirkstoff Temozolomid(TMZ), der an bestimmten Genen Deiner Krebszellen andockt und die, sich in Teilung befindlichen Zellen, dadurch abtötet. Im obigen Beispiel wäre dieser DNA-Abschnitt quasi ein Strichcode, der ständig Spaghetti in den Einkaufswagen wirft, so dass der Wagen übervoll wird und das anschließende Menü so nicht schmecken kann. Der Wirkstoff TMZ bindet an diesen Code-Abschnitt, so dass der Tumor respektive der Einkaufswagen nicht noch weiter anschwillt.

TMZ scheint besonders wirksam bei den Glioblastomen zu sein, die eine bestimmte „methylierte MGMT-Genregion“ enthalten. Doch leider wirkt auch dort TMZ nicht absolut, so dass die Mediziner durch Kombination mit anderen Medikamenten versuchen, noch effizienter gegen den Tumor vorzugehen.

Eine völlig neue Kombination soll die Glioblastom-Therapie für Patienten mit dieser speziellen Genregion jetzt verbessern. Studien haben gezeigt, dass die Kombination der Chemotherapeutika Lomustin (CCNU) und TMZ den Patienten ein im Durchschnitt um 6 Monate längeres Leben als mit TMZ alleine ermöglicht, wobei die Nebenwirkungen gut tolerierbar sind. Inzwischen wird diese Therapie, auch außerhalb von Studien angewandt [3; 4].
Möglich ist das z.B. in der Universitätsklinik Bonn und in anderen Zentren. Frag einfach einmal Deinen Arzt, kann er Dir weitere Informationen oder Adressen zu dieser Therapie geben.

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Quellenangaben
  1. Siegmund-Schultze, N. (2019). Glioblastom: Längeres Überleben bei guter Lebensqualität durch Lomustin plus Temozolomid. In Deutsches Ärzteblatt 2019, 116 (42).
  2. Deutsche Hirntumorhilfe. Giloblastom. Abgerufen am 23.03.2021.
  3. Phase III-Studie zur CCNU/Temozolomid (TMZ) Kombinationstherapie vs Standard-TMZ-Therapie bei neu diagnostizierten Glioblastompatienten mit methyliertem MGMT-Promotor im Tumor, abgerufen am 13.06.2017
  4. PHASE III TRIAL OF CCNU/TEMOZOLOMIDE (TMZ) COMBINATION THERAPY VS. STANDARD TMZ THERAPY FOR NEWLY DIAGNOSED MGMT-METHYLATED GLIOBLASTOMA PATIENTS: THE CeTeg/NOA-09 trial, 11/2017
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