Mutierte Zellen? Wir nehmen die Herausforderung an!

Autor: Amelie Heinrich, M.A. • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 3 Minuten
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Die Immuntherapie – wie Mediziner dem Körper helfen, sich selbst zu heilen. Medizinischer Fortschritt oder sogar ein Durchbruch?

Krebszellen sind tückisch. Sie können sich weiterentwickeln, können sich verändern, mutieren und anpassen. Herkömmliche Behandlungsmethoden wie operative Eingriffe, Bestrahlungen oder Chemotherapeutika haben mit dieser Wandelbarkeit der Krebszellen je nach Art und Krankheitsverlauf Probleme: Denn der Tumor soll bekämpft bzw. zurückgedrängt werden; während dieses Prozesses kann er sich jedoch schon wieder verändern und damit die Wirksamkeit der Therapie herabsetzen.

Eine neue Säule der Krebsbehandlung kann diese Probleme teilweise umschiffen oder wird sie in Zukunft aller Wahrscheinlichkeit nach umschiffen können: die Rede ist von der sogenannten Immuntherapie. Mit Hilfe innovativer Technik, einer Vielzahl von Informationen, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten über die Krankheit gesammelt wurden und dem fortschreitenden Wissen um körpereigene Mechanismen hat sich diese neue Säule der Krebstherapie weiterentwickelt und wird sich auch Zukunft noch weiterentwickeln.

Wie ist die Wirkweise der Therapie (1)?

Im Körper ist in der Regel ein „Bremssignal“ vorhanden, dass die Immunzellen davon abhält, andere körpereigenen Zellen anzugreifen – das ist grundsätzlich sinnvoll, denn im Normalfall soll das Immunsystem ja nicht den eigenen Körper angreifen.

Verabreichte Antikörper können im Sinne einer Immuntherapie das Bremssignal so beeinflussen, dass sich die Immunzellen – im besten Fall ausschließlich – gegen die Krebszellen richten. Solche Medikamente wurden in der Vergangenheit z.B. bei bestimmten Arten von Haut-, Lungen- und Darmkrebs eingesetzt, häufig in Verbindung mit anderen Therapien. Inzwischen gibt es für viele Krebsarten und verschiedene Stadien zugelassene Medikamente, die auch regelhaft eingesetzt werden. Voraussetzung für den Erfolg ist in jedem Fall das Erkennen der Krebszellen durch die Immunzellen oder das Medikament – beide müssen ja wissen, wen sie angreifen dürfen und wen nicht.

Besonders gut tarnen sich Krebszellen bei Brustkrebs, weshalb die Immuntherapie hier lange als nicht einsetzbar galt. Jetzt allerdings lässt sich auch in diesem Bereich Fortschritt erkennen: Anfang März wurde ein Mittel mit dem Namen Atezolizumab zugelassen, mit dem nun auch Immuntherapie bei einer bestimmten Art von Brustkrebs, dem fortgeschrittenen triple-negativen Mammakarzinom, möglich ist.

Weitere Formen der Immuntherapie, an denen geforscht und gearbeitet wird, klingen nach einem Auszug aus einem Science-Fiction-Roman – und sind doch teilweise schon Realität.

So wird beispielsweise versucht, Viren zur Bekämpfung von Krebszellen zu nutzen: Viren hängen sich in der Regel an andere Zellen, sogenannte Wirtszellen, da sie kein eigenes Stoffwechselsystem haben (1). Um sich zu vermehren, nutzen sie die Wirtszellen, die nach einiger Zeit platzen und weitere Viruspartikel freisetzen, die wiederum benachbarte Zellen „besetzen“. Das ist ein Mechanismus, der im Sinne einer Virusinfektion sehr unangenehm sein kann. In der Medizin wird jedoch versucht, diesen Vorgang positiv für die Krebstherapie zu nutzen. So funktioniert das Besetzen von Zellen nicht nur bei gesunden Zellen, sondern auch bei Tumorzellen. Im Labor werden also Viren erschaffen, die Tumorzellen besetzen und diese in der Folge auflösen. In ersten kleinen Studien in Tübingen werden diese Viren inzwischen bei Patienten mit fortgeschrittenen Krebserkrankungen und Metastasen im Bauchfell getestet (2).

Ebenfalls wie aus einem futuristischen Film mutet eine weitere Richtung der aktuellen Forschung an. So wurden erste Erfolge mit sogenannten „bispezifischen Antikörpern“ erzielt. Es handelt sich hierbei um Moleküle, die mit einem Arm nach einer Krebszelle und mit dem anderen Arm nach einer Immunzelle greifen. Auf diese Art und Weise werden diese zwei Zellen sozusagen „aneinander gekettet“ und die Immunzelle kann im Sinne der Immuntherapie die Krebszelle besser vernichten (1). Der Wirkstoff eines zugelassenen Antikörpers ist Blinatumomab und wird bei einer bestimmten Form von Leukämie eingesetzt (1).

Die vorgestellte Entwicklung neuer Behandlungsmöglichkeiten in der Krebstherapie stimmt optimistisch, dass in Zukunft noch bessere Behandlungsmöglichkeiten entstehen. Ein Optimismus, der von Seiten der Wissenschaft als gerechtfertigt und begründet gesehen wird.

 

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Quellenangaben
  1. Stamatiadis-Smidt H., zur Hausen H. (1998) Immuntherapie. In: Stamatiadis-Smidt H., zur Hausen H. (eds) Thema Krebs. Springer, Berlin, Heidelberg.
  2. Lauer, U. M., Schell, M., Beil, J., Berchtold, S., Koppenhöfer, U., Glatzle, J., … Malek, N. P. (2018). Phase I study of oncolytic vaccinia virus GL-ONC1 in patients with peritoneal carcinomatosis. Clinical Cancer Research, clincanres.0244.2018. Aufgerufen am 28.09.19
  3. Schirrmacher, V. (2018). Krebs-Immuntherapie: Antworten auf häufig gestellte Fragen. In Deutsche Zeitschrift für Onkologie 2018; 50 (03): 139-144.
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