Corona: Chemo- oder Immuntherapie verschieben?

Autor: Prof. Dr. Jalid Sehouli • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 3 Minuten
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Chemo- und Immuntherapien sind wichtig – sie sollen möglichst immer plangemäß verabreicht werden.

Chemotherapie oder Immuntherapie verschieben? Besser nicht! Die Behandlung mit Medikamenten, die sich direkt gegen den Krebs wenden, ist seit langem Standard. Die Indikation für eine Chemotherapie ist je nach Tumorart und Tumorsituation unterschiedlich. Unabhängig von der Pandemiesituation sollte diese Maßnahme sehr genau mit den Ärzten besprochen werden. Es gibt diverse Alternativen an Medikamenten. Und dann ist auch der Zeitpunkt des Therapiebeginns entscheidend. Wann eine Chemo- oder Immuntherapie begonnen werden muss, hängt von verschiedenen Faktoren ab: Dazu gehören der allgemeine Zustand der Patientin, viele Laborparameter und die Tumorsymptome (Bauchwasser, Atemnot). Erfolgt die Chemotherapie nach einer Operation, so gilt im Allgemeinen, dass die Chemotherapie innerhalb eines Zeitraumes von etwa 3 bis 8 Wochen erfolgen kann, ohne dass es zu einer Prognoseverschlechterung kommt. Bitte besprich dies mit Deinen Ärzten. Bei vielen Krebserkrankungen kann es trotz Operation, Chemotherapie und zielgerichteten Therapien (z.B. als Erhaltungstherapien) zu einem Wiederauftreten der Erkrankung (Rezidiv) kommen. Auch hier gilt eindeutig der Grundsatz: „Stets die beste Therapie identifizieren und sie einleiten!“.

Behandlung mit innovativen Medikamenten – Immuntherapien

Neben den klassischen Chemotherapien ist in den letzten Jahren viel Neues passiert. So hat der Einsatz sogenannter PARP-Inhibitoren und der Angiogenesehemmer Eingang in diverse Therapieschemata gefunden. Diese zielgerichteten Moleküle/Therapien sind immer bedeutender geworden und gehören in vielen Fällen, vor allem in der Erhaltungstherapie, inzwischen zum Standard. Weitere Studien erforschen inzwischen die Wirksamkeit neuer Antikörper und sogenannter „Kleiner Moleküle“. Ergebnisse liegen noch nicht vor – die Studien laufen. Auf alle Fälle gilt, dass alle wichtigen onkologischen Therapien nicht verzögert oder abgesetzt werden sollen, auch nicht in Zeiten von Virus-Epidemien oder Pandemien.

Die wichtigsten Fragen zur Chemo- und Immuntherapie

Frage 1: Bin ich während einer laufenden medikamentösen Therapie anfälliger als andere Menschen für eine Ansteckung?

Antwort 1: Grundsätzlich stimmt das. Jede Behandlung mit Medikamenten gegen Krebs schwächt auch das Immunsystem. Der Körper empfindet diese Medikamente als Eingriff von außen. Das ist auch richtig. Und unser Immunsystem kann nicht unterscheiden, dass sich dieser Angriff eigentlich nur gegen den Krebs richtet. Es besteht also die Situation, dass unser Immunsystem seine ganze Kraft gegen die gefährlichen Krebszellen einsetzt. Durch die Krebserkrankung und die Chemo- oder Immuntherapie wird das Immunsystem geschwächt und kann nicht mehr so effektiv wie normal gegen andere Eindringlinge wie z.B. bestimmte Viren oder Bakterien arbeiten.

Frage 2: Was muss ich während einer Chemotherapie tun, wenn in meinem persönlichen Umfeld eine akute Virusinfektion auftritt oder schon herrscht?

Antwort 2: Sprich sofort mit Deinen Ärzten darüber und teile ihnen Folgendes mit:

  • Wer ist die erkrankte Person?
  • Welche Infektion hat diese Person?
  • Wie nahe stehst Du diesem Menschen?
  • Hast Du selbst schon das Gefühl, angesteckt worden zu sein?

Frage 3: Ist ein verzögerter Beginn oder eine Unterbrechung der Chemotherapie gefährlich für mich?

Antwort 3: Diese Frage kann nicht ohne Weiteres beantwortet werden. Grundsätzlich kann es vor dem Beginn einer Chemotherapie immer wieder mal zu zeitlichen Verzögerungen kommen. Dies gilt auch, wenn Du plötzlich eine Infektion oder eine andere akute Erkrankung bekommst. Dann muss die Krebsbehandlung aufgeschoben werden, bis Du wieder fit bist. Denn für die Chemotherapie brauchst Du Deine ganze Kraft. Die Unterbrechung einer laufenden Chemotherapie ist nur dann sinnvoll oder notwendig, wenn Du an einem akuten Infekt erkrankt bist. Das müssen dann die Fachärzte – abhängig von der Situation und der Krebserkrankung – diskutieren und entscheiden.

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Quellenangaben
  1. Textübernahme aus der Broschüre “Leitfaden für den Umgang mit der Covid-19 Pandemie” der Stiftung Eierstockkrebs mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. med. Jalid Sehouli.
  2. Bildrechte: © famveldman – stock.adobe.com
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