Wie Du mit einem Stoma umgehst

Autor: Dipl. Biol. Esther Witte • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 5 Minuten
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Das Leben mit einem Stoma ist eine Herausforderung. Meist dauert es einige Zeit, diese Veränderung anzunehmen. Dein Behandlungsteam und Stomaberater können dir dabei helfen, einen guten Umgang damit zu erlernen.

Du hast eine große Operation hinter Dir. Der Eierstockkrebs wurde chirurgisch entfernt. Dabei musste ein Abschnitt des Darms entfernt werden, weil er vom Krebs befallen war. Deshalb musste ein künstlicher Darmausgang angelegt werden, das sogenannte Stoma. Was das bedeutet, wie Du damit umgehst und welche Unterstützung es gibt, darum geht es im Folgenden.

Der künstliche Darmausgang – das Stoma

Bei einem Stoma wird der Ausgang Deines Darms auf den Bauchbereich umgeleitet. Der Stuhl wird dabei über eine künstliche Hautöffnung – das Stoma – nach außen in einen Beutel befördert. Dieser Beutel klebt über einer Hautschutzplatte auf der Haut und lässt sich problemlos auswechseln. Durch das Stoma geht die Fähigkeit, Deinen Stuhlgang bewusst zu kontrollieren, erst einmal verloren.

Warum wird ein Stoma angelegt?

Wenn ein Stück des Darms entfernt wird und die beiden Enden wieder zusammen genäht werden, müssen diese Darmnähte heilen. Das kann eine Zeit lang dauern. Solange die neue Verbindung noch nicht komplett verheilt ist, besteht die Gefahr, dass Darminhalte durch undichte Stellen in den Bauchraum gelangen. Dadurch können schwere Infektionen entstehen.

Das Anlegen eines Stomas schont also den Darm und hilft beim Heilungsprozess.

Colostoma oder Ileostoma

Ist der Dickdarm von Krebs befallen ist, kommt ein sogenanntes Colostoma zum Einsatz. Dabei wird das Darmende eines Dickdarmabschnittes mit der Bauchdecke verbunden und bildet dort die neue Öffnung. Eine andere Möglichkeit ist das Ileostoma, das den Dünndarm nach außen führt. Ob das eine oder andere Stoma zum Einsatz kommt, ist abhängig davon, welcher Darmabschnitt betroffen ist.

Der Unterschied zwischen Colostoma und Ileostoma

Beim Colostoma bleibt der Teil des Darms noch erhalten, der für die Eindickung des Stuhls zuständig sind. Die Konsistenz und Häufigkeit Deines Stuhlganges bleiben also ganz normal. Wenn der gesamte Dickdarm erkrankt ist, wird ein Ileostoma angelegt. Ohne die Funktion des Dickdarms kann der Darminhalt nicht mehr eingedickt werden. Aus dem Ileostoma wird also eine breiige bis dünnflüssige Ausscheidung kommen.

Wie häufig muss der Beutel entleert werden?

Wie häufig Du den Beutel entleeren musst, hängt unter anderem von der Art des Stomas ab. Ein Dünndarmstoma fördert wegen der Beschaffenheit des Dünndarminhalts meist mehr Volumen als ein Dickdarmstoma. Außerdem spielen dabei die Länge des verbliebenen Darmstückes und Deine Ernährungsgewohnheiten eine Rolle. Dazu werden Dich Dein Behandlungsteam und speziell ausgebildete Therapeuten noch genauer informieren.

Bleibt das Stoma temporär oder dauerhaft?

Sicher fragst Du Dich, ob das Stoma nur für kurze Zeit angelegt wird oder dauerhaft bleibt. Die meisten Stomata können wieder zurückverlagert werden, wenn der Verlauf der Erkrankung dies zulässt. Dafür muss der Schließmuskel weiterhin intakt sein. Außerdem muss eine durchgeführte Chemotherapie abgeschlossen sein.

An welcher Stelle des Bauches wird das Stoma angelegt?

Bei geplanten Eingriffen wird der Arzt, bevor Du operiert wirst, geeignete Stellen für das Stoma an Deinem Bauch markieren. Dies geschieht in sitzender, stehender und liegender Position. Das ist sehr wichtig, damit Du anschließend das Stoma gut versorgen kannst. Eine diskrete Position steigert zudem Deine Lebensqualität.

Die Eingewöhnungszeit

Es ist verständlich, dass es zu Beginn für Dich nicht leicht ist, Dich mit dem Stoma anzufreunden. Doch umso besser Du es akzeptieren kannst, desto schneller wird wieder Normalität in Deinen Alltag kommen. Nach der Operation wird es sich zunächst etwas ungewöhnlich anfühlen. Aber dann solltest Du Dich schnell an das Stoma gewöhnen können. Du hast noch eine Weile den Drang, auf die Toilette zu gehen. Aber auch das wird mit der Zeit seltener. Du trägst einen Beutel an Deinem Bauch und musst auch einige Dinge lernen. All das braucht seine Zeit.

Unterstützung bei der Stomaversorgung

Während des Krankenhausaufenthaltes stehen Dir ein Stomaberater und dein Behandlungsteam als gute Ansprechpartner zur Seite. Dort wirst Du auch intensiv auf das Leben mit dem Stoma vorbereitet. Damit Du bei der Versorgung des Stomas Deine eigene Routine entwickeln kannst, wirst Du vor allem geschult:

  • Was Du bei der Versorgung des Stomas zu beachten hast
  • Wie Du das Stoma und die umgebende Haut pflegen kannst
  • Wie und wo Du Zubehör bestellst
  • Wie die Kosten für Materialien geregelt sind
  • Ob Du besondere Dinge bei der Ernährung beachten solltest
  • Was Du unterwegs beachten solltest
  • Wie Du mit dem Stoma in der Sexualität umgehst
  • Welche Selbsthilfegruppen es zum Erfahrungsaustausch gibt

Der Alltag mit einem Stoma

Dein Alltag mit dem Stoma sollte so normal wie möglich weitergehen können. Das Stoma befindet sich an einer Stelle, die für niemanden sichtbar ist. Außerdem sorgt ein Filter in dem Stomabeutel dafür, dass entweichende Gase neutralisiert werden. Es sind also von außen kein Geruch, aber auch keine Geräusche oder Flüssigkeiten wahrnehmbar. Nach einiger Zeit wirst Du Sicherheit und Vertrauen in Dein Stoma erlangen. Du kannst damit Deiner Arbeit nachgehen, Deinen Sport betreiben und Deine Hobbys ausführen. Lediglich schweres Heben und Sportarten, die den Druck im Bauchraum steigern, solltest Du meiden. Für die Zeit nach dem Krankenhaus stehst Du mit Sanitätshäusern bzw. Homecare-Unternehmen in Kontakt. Sie versorgen Dich mit allen notwendigen Materialien und helfen Dir bei der Versorgung des Stomas.

Mit welchen körperlichen Veränderungen ist zu rechnen?

Du brauchst vielleicht etwas Zeit, Dich an die neue Situation zu gewöhnen. Rein körperlich sollte Dich das Stoma nicht stören. Die Entleerung des Darms erfolgt automatisch. Das Stoma selbst schmerzt Dich nicht, auch nicht bei Berührung. Lediglich beim Reinigen kann es manchmal etwas bluten. Das kann insbesondere nach der Operation der Fall sein. Aber das ist ganz normal und die Blutung stoppt relativ schnell wieder.

Ist besondere Kleidung nötig?

Die Spezialisten zur Stomaversorgung haben sich viele Gedanken gemacht. Sie möchten, dass das Leben für Stomaträger ganz normal weitergehen kann. Die Beutel sind z.B. so diskret, dass sie ganz eng am Körper liegen und nicht auftragen. So kannst Du alle Deine Kleidungsstücke weiterhin tragen, selbst wenn Du enge Kleidung bevorzugst. Auch Schwimmen und Baden ist mit den Beuteln ungehindert möglich. Sie haften sicher und sind gegen Chlor- und Salzwasser geschützt. Du kannst Deinen gewohnten Kleidungsstil ändern, musst es aber nicht.

Umstellung der Ernährungsgewohnheiten

Im Prinzip darfst Du alles essen, was Du magst. Ernährungsberater helfen Dir mit Tipps, was Du bei Deinen Ernährungsgewohnheiten beachten solltest. So ist es beispielsweise hilfreich:

  • Lebensmittel mit langen Fasern zu meiden, da sie das Stoma verstopfen können
  • Lieber kleinere Mahlzeiten, als große einzunehmen
  • Ausreichend zu trinken
  • Sich ausgewogen zu ernähren
  • Blähende Lebensmittel zu meiden

Musst Du allen von dem Stoma erzählen?

Bitte denke immer daran: Du bist viel mehr als eine Stomaträgerin. Du hast eine schwere Erkrankung und eine große Operation überstanden. Nun trägst Du einen kleinen Beutel mit Dir herum. Dein Leben und der Umgang mit anderen Menschen dürfen jedoch ganz normal weitergehen. Du entscheidest, wem Du von Deinem Stoma erzählen möchtest, wer zu Deinem Vertrauenskreis gehört. Normalität und Akzeptanz können jetzt ganz wichtig sein. Je offener Du mit dem Stoma umgehen kannst, umso leichter wird Dir Dein Alltag fallen. Darüber zu sprechen, kann Spekulationen, Problemen und Berührungsängsten vorbeugen. Und Du spürst vielleicht, dass Du viel Unterstützung im Kreise Deiner Lieben erfährst.

Psychologische Begleitung

Seelisch können die Krankheit und die damit zusammenhängenden körperlichen Veränderungen erst einmal schwer zu verarbeiten sein. Psychoonkologen oder Psychotherapeuten stehen Dir dabei zur Seite, wenn Du es möchtest. Sie helfen Dir, Dich an die neue Situation zu gewöhnen. Außerdem können Sie mit Dir Ängste, offene Fragen oder auch zwischenmenschliche Konflikte bearbeiten. Bitte scheue Dich nicht, jede Hilfe, die sich Dir bietet, in Anspruch zu nehmen. In Selbsthilfegruppen wirst Du erfahren, dass Du mit Deinen Beschwerden und Gedanken nicht alleine bist. Das kann eine wichtige Hilfe für Dich sein.

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Quellenangaben
  1. Leben mit einem Stoma – Hilfe auf dem Weg zu mehr Normalität, 29.10.2019 in Krebsinformationsdienst: Stoma bei Krebs, abgerufen am 16.01.2020
  2. Haß, Maria et. al., Stomarückverlagerung bei Darmkrebs: Und alles ist wieder wie vorher?, November 2018 in Patientenbroschüre der Deutschen ILCO e.v., abgerufen am 16.01.2020
  3. Bildnachweis: © Martina – stock.adobe.com
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