Diagnose Hodenkrebs – Wie geht es jetzt weiter?

Autor: Dr. Nicole Strauch • Fachliche Prüfung: Dr. Clemens Seidel
Lesedauer: 5 Minuten
Teile diesen Artikel

Wenn Du die Diagnose Hodenkrebs erst kürzlich erhalten hast, fragst Du Dich vielleicht, wie es jetzt auf Deinem Weg durch die Erkrankung weiter geht. Wir wollen Dir hier ein paar Informationen hierzu geben.

Nachdem der Arzt Dir gesagt hat, dass er bei Dir Hodenkrebs festgestellt hat und Du hoffentlich den ersten Schock verarbeitet hast, wollen wir Dir Dich hier mit ein paar Informationen dazu versorgen, welche Behandlungen jetzt möglicherweise anstehen.

Aber zuerst wollen wir Dir noch einmal sagen, dass Du eine sehr gute Chance hast, wieder ganz gesund zu werden. Denn beim Seminom – der häufigsten Hodentumorart – liegt die Heilungschance bei 95%. Das lässt einen doch mal kurz durchatmen, oder?!

Natürlich wissen wir aber, dass Du trotzdem eine herausfordernde Zeit vor Dir hast und wir wollen in unseren Artikeln, Videos und Audiodateien zu den verschiedenen Lebensbereichen versuchen, Dir auf dieser Reise zur Seite zu stehen.

Folgende Behandlungen sind zurzeit der Standard in der Behandlung von Hodenkrebs-Seminomen:

  • Operation
  • Überwachungsstrategie (Surveillance): “abwarten und beobachten”
  • Strahlentherapie (Bestrahlung)
  • Chemotherapie

Dabei beginnt die Reise durch die Erkrankung in den meisten Fällen mit der Operation, bei der der betroffene Hoden entnommen wird und zur mikroskopischen Untersuchung weitergeleitet wird, damit die Ärzte bestimmen können, um welche Tumorart es sich handelt. Zudem sind bestimmte diagnostische Tests, unter anderem Bluttests erforderlich. Nach dem Ergebnis der Tests richtet sich die Therapie, die Dir im Anschluss empfohlen wird.

Die Operation

Wenn Du Begriffe wie Ablation testis oder Orchiektomie liest, ist damit die Entfernung des betroffenen Hodens, der Nebenhodens und seines Samenstrangs gemeint. Die Ärzte werden immer versuchen so schonend und wenig wie möglich und so viel wie nötig zu operieren. So wird man immer versuchen nur einen Hoden zu entfernen, damit der andere noch weiter Hormone produzieren kann und Du Deine mögliche Familienplanung noch weiter im Blick haben kannst.

Eventuell kann man auch versuchen nur einen Teil des befallenen Hodens zu entfernen. Dies hängt von verschiedenen Faktoren ab. Du kannst Deinen Arzt aber im Vorfeld auf jeden Fall fragen und Ihr könnt besprechen, welche Art von Operation ratsam und möglich ist.

Häufig ist es sinnvoll, während der Operation auch aus dem gesunden Hoden ein kleines Stück (Biopsie) zu entfernen und dieses unter dem Mikroskop untersuchen zu lassen. So kann man schauen, ob sich dort auch tumorartige Veränderungen zeigen. Ist dies der Fall ist es ratsam auch diesen Hoden gleich mit zu entfernen.

Wenn Du Dich jetzt fragst, ob es Möglichkeiten gibt, dieses Operationsergebnis auch kosmetisch zu verbessern, so können wir Dir ganz eindeutig mit JA! antworten. Man kann die entfernten Hoden durch kleine Silikonimplantate ersetzen, die in Form und Größe Deinem Körper angepasst sind. Dadurch kann – nach Verheilen der Narben – niemand mehr auf Anhieb sehen, dass Du diese Operation durchgestanden hast. Grundsätzlich kann dies direkt in der OP gemacht werden. Wird nach der Operation bei Dir allerdings noch eine Chemotherapie durchgeführt, dann kann das Einsetzen der Implantate erst nach deren Abschluss stattfinden. Dies ist allerdings ein relativ kleiner Eingriff.

Sollten die Ärzte feststellen, dass auch Lymphknoten befallen sind, kann es auch sein, dass man Dir rät, diese ebenfalls zu entfernen. Dies nennt man Lymphadenektomie.

Welche Folgen hat die Operation für mich?

Wenn Du Dich jetzt fragst, ob es Möglichkeiten gibt, dieses Operationsergebnis auch kosmetisch zu verbessern, so können wir Dir ganz eindeutig mit JA! antworten. Man kann die entfernten Hoden durch kleine Silikonimplantate ersetzen, die in Form und Größe Deinem Körper angepasst sind. Dadurch kann – nach Verheilen der Narben – niemand mehr auf Anhieb sehen, dass Du diese Operation durchgestanden hast. Grundsätzlich kann dies direkt in der OP gemacht werden. Wird nach der Operation bei Dir allerdings noch eine Chemotherapie durchgeführt, dann kann das Einsetzen der Implantate erst nach deren Abschluss stattfinden. Dies ist allerdings ein relativ kleiner Eingriff. Heutzutage sind die kosmetischen Ergebnisse so gut , dass sie dem natürlichen Hoden verblüffend ähnlich in Aussehen und Haptik (Tasten) sind.

Da der Hodenkrebs eine Erkrankung von eher jüngeren Männern ist, sind auch die Themen Familienplanung und Sexualität von Belang. Auch hier wieder eine gute Nachricht zuerst: Die Entfernung eines einzelnen Hodens hat keine Auswirkungen auf Deine Potenz, Deine Fähigkeit Kinder zu zeugen und auch nicht auf Deine Sexualität, da der der verbleibende Hoden die Funktion auch allein ausführen kann.

Man weiß aber, dass es bei ca. der Hälfte aller Hodenkrebspatienten zu einer geringeren Samenbildung in dem gesunden Hoden kommt. Die genauen Mechanismen kann man aber heute noch nicht erklären. Deshalb ist es ratsam, dass Du vor weiteren Therapien (Chemo- oder Strahlentherapie) ein sogenanntes Spermiogramm machen lässt. Dabei wird nach Abgabe einer Spermaprobe im Labor untersucht, wie gut die Qualität des Spermas ist. Dafür bestimmt man die Beweglichkeit, die Anzahl und das Aussehen der Spermien. Wenn sich dann herausstellen sollte, dass sich wirklich eine Einschränkung in der Samenbildung feststellen lässt, dann gibt es aber Möglichkeiten Dir zu helfen. Man kann dann von Dir gespendetes Sperma einfrieren und es für eine spätere künstliche Befruchtung nutzen.

Wie geht es nach der Operation weiter?

Abhängig davon, welches Ergebnis bei der mikroskopischen Untersuchung des betroffenen Hodens festgestellt wird und von der Ausbreitung des Tumors im Körper, wird Dein Arzt Dir Vorschläge für mögliche Therapien machen.

Stellt sich heraus, dass der Tumor sich noch nicht ausgebreitet hat, kann es sein, dass man Dir die Wait-and-See-Strategie/Surveillance-Strategie empfiehlt. Das bedeutet, dass vorerst keine weitere Therapie durchgeführt wird und Du nur in sehr regelmäßigen Abständen zur Kontrolluntersuchung gehst, um immer ein Auge darauf zu haben, Veränderungen schnell zu bemerken und dann einzuschreiten zu können.

Bei alleiniger Kontrolle besteht ein Rückfallrisiko von um die 20%

Wenn Du Dich also entscheiden solltest, a) nicht abwarten zu wollen, sondern das Rückfallrisiko zu minimieren oder b) bei Dir ein zusätzlicher Befall von umliegendem Gewebe oder Metastasen entdeckt wurde, dann bieten sich Dir zwei Möglichkeiten: Die Chemotherapie oder die Bestrahlung (Radiotherapie).

Zu Punkt a)

Die Chemotherapie ist relativ kurz und Du erhältst in der Regel ein- oder zweimal eine Infusion. Diese kann durchaus ambulant gemacht werden, Du also entweder in der Praxis Deines Arztes oder im Ambulanzbereich des Krankenhauses betreut wirst.

Die Radiotherapie erstreckt sich im Falle der „vorsorglichen Bestrahlung“ normalerweise auf fünf aufeinanderfolgenden Tagen und ist nach zwei Wochen auch schon beendet. Allerdings ist diese Methode in die Kritik geraten, weil Forscher zeigen konnten, dass bei Tumoren, die auf einen Hoden beschränkt waren und die bestrahlt wurden nach fast zwanzig Jahren mit Zweittumoren in anderen Körperregionen zu rechnen war. Dein Arzt wird dies aber alles mit Dir in Ruhe besprechen und Du hast auch immer das Recht eine Zweitmeinung einzuholen. Du solltest in eine Therapie nur einwilligen, wenn Sie sich für Dich auch sinnvoll anhört und Du verstanden hast, was die Vor- und Nachteile sind.

Zu Punkt b)

Bei bestimmten Tumorarten (Nicht-Seminome) wird eine umfassendere Chemotherapie durchgeführt. Diese dauert in der Regel sechs Wochen und Du wirst in dieser Zeit an den Infusionstagen stationär im Krankenhaus betreut.

Wenn Lymphknoten befallen sind oder sich Metastasen im Körper finden lassen richtet sich die Chemotherapie nach dem Ausmaß, der Art der betroffenen Organe und der Höhe der Tumormarker im Blut. Auch in diesem Fall wird Dir Dein Arzt nach Vorlage aller nötigen Befunde erklären und erläutern, welche Therapiedauer er empfiehlt. Natürlich sind dabei auch wieder alle Fragen, die Dich interessieren erlaubt.

Wie die Therapien dann im Anschluss ablaufen, kannst Du in dem Artikel „Wie laufen die Therapien bei Hodenkrebs ab?“ nachlesen.

Teile diesen Artikel
Diese Artikel könnten Dich auch interessieren.
Quellenangaben
  1. Albers, S. Krege, C. Bokemeyer et al.: Hodentumoren, in: Kurzgefasste interdisziplinäre Leitlinien, Deutsche Krebsgesellschaft (Hrsg.), W. Zuckschwerdt Verlag 2008
  2. Lorch, Anja; Albers, Peter;Beyer, Jörg et al.: Onkopedia-Leitlinie “Keimzelltumoren des Mannes“. Stand: September 2016. Abgerufen am 03.04.2019
  3. Robert Koch Institut: Bericht zum Krebsgeschehen in Deutschland 2016, online abgerufen am 03.04.2019.
  4. Empfehlungen der European Germ Cell Cancer Consensus Group (EGCCCG) (Krege etal., 2008a) (Krege etal., 2008b). EAU Leitlinien (Albert u.a., 2018).
  5. Chung, P., Daugaard, G., Tyldesley, S., Atenafu, E. G., Panzarella, T., Kollmannsberger, C., & Warde, P. (2015). Evaluation of a prognostic model for risk of relapse in stage I seminoma surveillance. Cancer medicine, 4(1), 155-160.
Klinische Forschung
Wirksamkeit von Mika in klinischer Studie nachgewiesen
Medizinprodukt
Mika ist ein Medizinprodukt nach deutschem Medizinproduktegesetz
Sicherheit
Wir arbeiten nach höchsten Datenschutz-Richtlinien

Schweres leichter machen

Mach mit in deiner Mika-App!
Gezieltes Training
gegen Fatigue mit Video-Anleitung
Image

Image
Image