Brustkrebs: Chemotherapie ja oder nein?

Autor: Dipl. oec. troph. Karin Kastrati • Fachliche Prüfung: Erik Schmok
Lesedauer: 3 Minuten
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Du bist an Brustkrebs erkrankt? Eventuell kann ein Test bei der Entscheidung für oder gegen eine Chemo helfen. Mehr dazu hier.

Wurde bei Dir Brustkrebs festgestellt? Dann bist Du damit nicht allein. Tatsächlich ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung bei Frauen weltweit. Dank modernster Untersuchungsmethoden wird dieser heute jedoch meist in einem frühen Stadium entdeckt.
Sind die Tumoren noch recht klein, haben nicht in andere Organe gestreut und weisen zudem noch Hormonrezeptoren auf (sind also hormonrezeptor-positiv), dann sind die Heilungschancen überaus gut. Standardbehandlung ist derzeit die Operation, gefolgt von einer Hormon- und Chemotherapie. Vielleicht ist das auch bei Dir so. Leider war bisher nie ganz klar, wer von einer Chemotherapie profitiert und wer nicht.

Dies könnte sich nun ändern.

„Dann machen wir mal eine Chemotherapie“ – ein Satz, den Niemand gern hört. Die Angst vor Nebenwirkungen ist oftmals groß, aber wenn es hilft, dann muss man da eben durch. Ob es aber hilft, das war gerade bei Patientinnen mit kleinen Tumoren, ohne Metastasen in anderen Organen oftmals nicht ganz klar.
Schließlich wurde ja bereits der gesamte Tumor entfernt, die Wirksamkeit der Therapie war also nicht wirklich messbar. Es gab keine Möglichkeit vorherzusehen, wann Brustkrebs ohne Chemotherapie geheilt werden kann und wann es trotz Operation und Hormontherapie zu einem Rezidiv (Wiederauftreten des Krebses) kommt.

TAILORx : Chemotherapie ja oder nein?

Die TAILORx-Studie wollte klären, ob es möglich ist, vorherzusagen wann eine Chemotherapie sinnvoll ist. Im Fokus der Forscher stehen dabei verschieden Gene, also Merkmale auf dem Tumor. Insgesamt wird die Aktivität von 21 dieser Gene mit einem Standard-Test namens Oncotype Dx in den USA entwickelt, genauer betrachtet.
Über 10.000 Frauen im Alter von 18 bis 75 Jahren nahmen an der Studie teil. Wichtig war dabei, dass ihr Tumor im Frühstadium entdeckt wurde und östrogenrezeptor-positiv, aber HER2-negativ war, ohne Lymphknotenbefall. Merkmale, die auf etwa die Hälfte aller Brustkrebserkrankungen zutreffen.

Bei allen teilnehmenden Frauen wurde ein Test zur Messung der Aktivität der Gene mit Berechnung des Rückfall-Risikos durchgeführt. Das Ergebnis des Tests wurde dann in einem so genannten Score, also einer Art Skala von 0 bis 100 Punkten ausgedrückt.

Von den 9.719 Patientinnen, für die Daten zur Nachbeobachtung vorlagen, hatten 1.629 (15,9 %) einen günstigen Score von 10 Punkten oder weniger. Bei diesen Frauen wurde in der Studie auf eine Chemotherapie verzichtet.

Bereits 2015 veröffentlichte Ergebnisse dazu zeigten, dass diese Frauen gut auf eine Chemotherapie verzichten können.
Nun wurde die Gruppe der Teilnehmerinnen mit einem Score von 11 bis 25 Punkten (6700 Patientinnen, 69%) genauer betrachtet.
Die Hälfte dieser Patientinnen erhielt eine alleinige Hormontherapie. Die andere Hälfte eine kombinierte Hormon- und Chemotherapie – die Auswahl war zufällig. Die Frauen wurden 9 Jahre lang beobachtet.

Erste Ergebnisse liegen vor

Die nun vorgestellten Ergebnisse sind durchaus vielversprechend: 9 Jahre nach der Operation konnten bei 83,3 % der Frauen, die nur eine Hormontherapie erhalten hatten, keine weiteren Anzeichen der Erkrankung festgestellt werden. In der Gruppe, die zusätzlich zur Hormon- eine Chemotherapie erhalten hatte, waren es 84,3 %.
Dies zeigt, dass die alleinige Hormontherapie ebenso wirksam war wie die Kombination.

Auch in anderen untersuchten Bereichen konnten keine Unterschiede gefunden werden: Sowohl die Zahl der Frauen mit Metastasen war nahezu identisch, wie auch die Anzahl der Teilnehmerinnen, die ein erneutes Tumorwachstum an der bereits operierten Stelle zeigten.
Auch die Überlebenszahlen waren in beiden Gruppen mit 93,8 und 93,9 % fast gleich. Dies zeigt, dass auch die Patientinnen mit einem mittleren Score-Testergebnis gut auf die Chemotherapie verzichten konnten.

Welchen Einfluss diese Studienergebnisse letztendlich auf Expertenempfehlungen haben, wird sich in den kommen Monaten zeigen.

Ganz wichtig: Brustkrebs ist sehr individuell. Daher gibt es bei der Behandlung viele verschiedene Faktoren zu berücksichtigen.
Hier kann Dich Dein Arzt ganz individuell beraten.
Der Gentest kostet in Deutschland nach Angaben des Herstellers etwa 3.200 Euro.
Die meisten Gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten demnach bisher – wenn überhaupt – nur auf Einzelantrag, von privaten Kassen würden die Kosten dagegen in der Regel erstattet.

Fazit

Ob bei einer Brustkrebs-Erkrankung im Frühstadium immer eine Chemotherapie gemacht werden sollte, ist bisher nicht ganz geklärt. Neue Studienergebnisse zeigen nun, dass eventuell anhand eines Testes ermittelt werden kann, wer von einer Chemotherapie profitiert und bei wem dies nicht nötig ist. Wir sind gespannt, wie es hier weitergeht.

Bis dahin gilt: Dein Arzt kennt Dich und Deine Erkrankung am besten und wird Dich bezüglich der Behandlung beraten.

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Quellenangaben
  1. Jemal A, Center MM, DeSantis C, Ward EM. Global patterns of cancer incidence and mortality rates and trends. Cancer Epidemiol Biomarkers Prev 2010;19:1893-1907.
  2. Howlader N, Altekruse SF, Li CI, et al. US incidence of breast cancer subtypes defined by joint hormone receptor and HER2 status. J Natl Cancer Inst 2014;106(5):dju055-dju055.
  3. Joseph A. Sparano et al. Prospective Validation of a 21-Gene Expression Assay in Breast Cancer. N Engl J Med 2015; 373:2005-2014. DOI: 10.1056/NEJMoa1510764
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