Diagnose von Eierstockkrebs

Autor: Dr. Nicole Strauch • Fachliche Prüfung: Dr. Henriette Quack
Lesedauer: 5 Minuten
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Wir wollen Dir hier erläutern, wie Dein Arzt Eierstockkrebs feststellen kann und welche Behandlungsmethoden aktuell vorliegen.

Die Diagnose

Wie eigentlich bei jeder ärztlichen Diagnosestellung geht der körperlichen Untersuchung in der Regel eine Unterhaltung mit dem Arzt voraus, in der dieser sich Deine Symptome, Krankheitsgeschichte, familiäre Vorbelastungen usw. erzählen lässt, um ein genaueres Bild von Dir als Patientin zu erhalten (Anamnese).

Im Anschluss wird dann sicher eine gynäkologische Untersuchung stattfinden, bei der der Arzt schaut, ob er im Tastbefund vergrößerte und feste Eierstöcke ertastet. Ist dies der Fall, dann wird er Dir sicher eine Ultraschall-Untersuchung empfehlen, um sich – im wörtlichen Sinne – ein genaueres Bild machen zu können. Bei dieser Untersuchungsmethode wird mithilfe eines länglichen, schmalen Ultraschallkopfes, der in die Scheide eingeführt wird (transvaginale Sonographie), ein Bild der weiblichen innenliegenden Geschlechtsorgane dargestellt. Hierbei kann der Arzt auffällige oder verdächtige Veränderungen sehen, um dann zu entscheiden, ob ggfls. noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden sollten.

Dann kann es sein, dass Du eine Überweisung zu einem Radiologen erhältst, um eine Computertomographie Magnetresonanztomographie oder gegebenenfalls eine PET- CT (Positronen-Emissions-Tomographie) Deines Bauchraums oder des kleinen Beckens zu machen.

Um aber die Erkenntnisse aus diesen Untersuchungen abzusichern und endgültig eine Diagnose zu stellen, werden Dir die Ärzte bei einem begründeten Verdacht auf Eierstockkrebs zu einer Operation raten. Warum? Das erfährst Du im nächsten Absatz.

Endgültige Diagnose erst durch Operation

Um eine endgültig abgesicherte Diagnose stellen zu können, muss allerdings dann doch eine Operation durchgeführt werden. Diese wird natürlich nur durchgeführt bzw. Dir von Deinem Arzt empfohlen, wenn genügend Untersuchungsergebnisse darauf hinweisen, dass ein Tumor vorhanden ist.

Bei der Operation wird dann durch einen Schnitt in der Bauchdecke der befallene Eierstock entfernt. Dabei wird sehr genau darauf geachtet so viel wie nötig und so wenig wie möglich in den Organismus einzugreifen. Also wird sicherlich nur ein Eierstock entfernt, wenn auch nur dieser erkrankt ist. Damit kann die Möglichkeit erhalten bleiben, dass Du noch Kinder zur Welt bringen kannst, wenn Du noch nicht in den Wechseljahren bist.

Noch während Du in der Narkose bist wird dann unter dem Mikroskop untersucht, ob es sich bei dem Tumor um Krebs handelt. Bestätigt sich der Verdacht, dann werden oft noch weitere kleinere Gewebeproben aus dem Bauchraum entfernt (Biopsien) und unter dem Mikroskop untersucht, um sicherzustellen, dass man die genaue Ausdehnung des Tumors beschreiben kann und das gesamte erkrankte Gewebe entfernen konnte.

Sogenannte Fernmetastasen, also Metastasen, die nicht im direkten Umfeld des Eierstocks liegen (z.B. in der Wirbelsäule oder der Lunge) können es dann nach der Operation erforderlich machen, noch einmal eine Computertomographie (Hals bis Becken) durchzuführen.

Deine Behandlung

Wenn die Diagnose gestellt, schließt sich die Therapie an, um gemeinsam mit den Ärzten den Kampf gegen den Krebs aufzunehmen. Wie diese genau aussieht und welche Therapien ratsam sind, richtet sich vor allem nach dem Tumorstadium und natürlich auch danach, was Du als Patientin als sinnvoll und machbar erachtest. Deine Meinung ist eine wichtige Komponente im Therapieprozess.

In den meisten Fällen werden die Operation und die anschließende Chemotherapie angewendet. In Zukunft kann es aber auch gut sein, dass man Eierstockkrebs mit Immuntherapien behandeln kann. In den letzten Jahren haben Forscher begonnen, dies zu untersuchen. Wenn es soweit ist, werden wir Dich natürlich darüber informieren.

Die Operation beim Ovarialkarzinom

Wird ein chirurgischer Eingriff bei Dir durchgeführt, so tut der Arzt dies, um den Tumor und all seine sichtbaren Absiedlungen (Metastase) zu entfernen. Hier ist ein Längsschnitt des Bauches erforderlich um wirklich alle Bauchorgane auf Tumorabsiedlungen anschauen und untersuchen zu können. Dabei kann es sein, dass es erforderlich ist, beide Eierstöcke zu entfernen. Aber gerade bei jüngeren Patientinnen, die theoretisch noch Schwangerschaften austragen können, versucht man – wenn möglich (Tumorstadium T1a G1) nur einen Eierstock zu entfernen, um die noch nicht abgeschlossen Familienplanung zu erhalten.

Abhängig von der Größe und der Ausbreitung kann es aber auch angezeigt sein, dass neben den Eierstöcken auch die Eileiter und/oder die Gebärmutter entfernt werden müssen. Dies entscheidet der Arzt evtl. erst während der Operation, wenn er genau sehen kann, wie die Situation im Detail ist.

Wenn der Arzt bei der Operation sieht, dass auch umliegende Gewebe und Organe beeinträchtigt sind, kann es sein, dass weitere Gewebeteile, benachbarte Lymphknoten oder der Blinddarm teilweise oder vollständig entfernt werden müssen um ein Fortschreiten der Krebsausbreitung zu verhindern.

Chemotherapie

Fast immer schließt sich an die Operation eine Chemotherapie an. Der Sinn hiervon ist es einerseits Tumorreste, die bei der Operation für den Arzt aufgrund einer sehr geringen Größe nicht sichtbar waren und kleinste Mestastasen zu beseitigen und andererseits das Wachsen eines erneuten Tumors möglichst hinauszuzögern.

Die Chemotherapie kann sowohl stationär als auch ambulant gemacht werden. Das kommt zum Teil von der Klinik/Praxis ab, in der Du behandelt wirst und natürlich auch immer von Deinem Allgemeinzustand in dieser Zeit. Das Therapieregime richtet sich nach der Einteilung des Krebsstadiums (FIGO-Klassifikation). Bei sogenannten Frühkarzinomen (FIGO IA-IIA). besteht meist aus sechs Zyklen. Das heißt, dass Du alle zwei bis drei Wochen einmal zur Infusionstherapie gehst und dazwischen regenerieren kannst. Bei fortgeschrittenen Karzinomen (FIGO IIb-IV) kann ab Stadium IIIB die Chemotherapie mit einer Antikörpertherapie alle drei Wochen über 15 Monate erweitert werden.

Eine Ausnahme stellen Frühkarzinome FIGO IA G1 R0 dar. Hier ist keine Chemotherapie notwendig, da in klinischen Studien kein Nutzen gezeigt werden konnte.

Strahlentherapie

In früheren Zeiten wurde die Bestrahlung (Radiotherapie) auch häufig bei Eierstockkrebs angewandt. Die klinische Erfahrung hat aber gezeigt, dass die Chemotherapie bessere Erfolge aufweist und weniger Nachteile für die Patientin birgt. Daher wird sie heute eher selten bei dieser Krebsart angewandt zum Beispiel beim Auftreten von Rezidiven.

Hormontherapie

Im Anschluss an die Chemotherapie wird Patientinnen manchmal weiterführend eine Anti-Hormon-Therapie empfohlen, um ein Wiederaufflammen der Erkrankung unwahrscheinlicher zu machen. Hierbei wird einem bestimmten weiblichen Hormon (Östrogen und Progesteron) die Andockstelle im Organismus blockiert. Bei einer solche Therapie nimmt die Patientin über mehrere Jahre täglich ein bestimmtes Medikament ein. Allerdings sind die Erfolge – im Gegensatz zum Brustkrebs – beim Ovarialkarzinom eher begrenzt.

Immuntherapeutische Ansätze

Wie bereits erwähnt forscht die Medizin in den letzten Jahren an verschiedenen immuntherapeutischen Behandlungen. Ziel ist es dabei entweder mittels gezielter Antikörper den Tumor anzugreifen oder das Immunsystem durch Medikamente darauf zu trainieren, selbst die Tumorzellen zu bekämpfen. Es wird auf diesem Gebiet eine Menge an Forschungsarbeit geleistet und es bleibt spannend, wohin die Reise hier geht.

Wie geht es dann weiter?

Die gute Nachricht ist, dass – wenn der Tumor im frühen Stadium erkannt wird – die 5-Jahres-Überlebensprognose bei bis zu 90% liegt. Das ist doch toll, oder?

Die Überlebensaussichten von Patientinnen mit Eierstockkrebs sind im Vergleich zu Patientinnen mit anderen Krebskrankheiten der Geschlechtsorgane leider eher schlecht. Das relative 5-Jahres-Überleben liegt derzeit bei etwa 41 %. Ein Grund dafür ist, dass sich bei Ovarialkrebs Symptome häufig erst im fortgeschrittenen Stadium bemerkbar machen und die Tumoren daher oft spät erkannt werden.

Wichtig für den guten Ausgang der Erkrankung und einer möglichen Heilung ist es auch, dass bei der Operation so viel Tumorgewebe wie möglich entfernt wurde. Außerdem sind ein geringes Lebensalter und ein allgemein guter Gesundheitsstatus positiv für den Verlauf der Erkrankung.

Wir möchten aber noch einmal darauf hinweisen, dass eine gute Nachsorge und regelmäßige Kontrolluntersuchungen wichtig sind, um ein erneutes Aufflackern der Erkrankung zeitnah im Blick zu haben und behandeln zu können.

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Quellenangaben
  1. Robert-Koch-Institut Berlin
  2. Kiechle, M.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Urban & Fischer, München 2007
  3. Interdisziplinäre Leitlinien der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: Diagnostik und Therapie maligner Ovarialtumoren.
  4. AWMF-Leitlinien-Register
  5. Huang T et al. Associations of early life and adulthood adiposity with risk of epithelial ovarian cancer. Annals of Oncology, Onlinevorabveröffentlichung am 21. Dezember 2018, https://doi.org/10.1093/annonc/mdy546 (03.04.2019)
  6. https://www.gesundheitsstadt-berlin.de/forscher-wollen-neue-immuntherapie-bei-eierstockkrebs-testen-8122/ (03.04.2019)
  7. Taschenbuch Onkologie, Interdisziplinäre Empfehlungen zur Therapie 2018/19, München 2018
  8. Timmers, P.J., et al., Clear cell carcinoma compared to serous carcinoma in early ovarian cancer: same prognosis in a large randomized trial. Int J Gynecol Cancer, 2009. 19(1): p. 88-
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