Überblick Brustkrebs: Diesen Einfluss hat die Krebszellart

Autor: Dipl. Biol. Esther Witte • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 4 Minuten
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Jedes Jahr erkranken hierzulande etwa 70.000 Menschen an Brustkrebs. Das Mammakarzinom, wie die Krankheit in der Fachsprache auch genannt wird, ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Die Behandlung richtet sich nach Größe, Ausbreitung und den genauen Eigenschaften der Tumorzellen.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • Warum es wichtig ist, die eigene Brustkrebsart zu kennen
  • Wie häufig die verschiedenen Arten von Brustkrebs vorkommen
  • Was die jeweiligen Heilungsaussichten beeinflusst

Dieser Artikel wurde am 12.10.2021 veröffentlicht.

Du hast die Diagnose Brustkrebs bekommen und wahrscheinlich viele Fragen. Um abschätzen zu können, was auf Dich zukommt, kann es Dir sehr helfen, Dich zu informieren. Das Gute vorweg: Je nach Art und Eigenschaften des Tumors können die passenden Therapien den Brustkrebs gut behandeln und häufig auch heilen. Fünf Jahre nach der Diagnose leben ungefähr 8 von 10 Frauen, nach zehn Jahren 7 von 10. Stetig wird an neuen Behandlungsmethoden geforscht.


Wie werden die Brustkrebsarten unterschieden?

Damit Dein Behandlungsteam die Eigenschaften des Tumors herausfinden und die passende Behandlung ermitteln kann, wirst Du genau untersucht und es wird eine kleine Gewebeprobe entnommen.

Folgende Merkmale sind vor allem interessant:

  • Wo genau sind die Krebszellen entstanden? Meist entstehen sie im Milchgang (duktaler Brustkrebs), seltener im Drüsengewebe der Brust (lobulärer Brustkrebs) und sehr selten in anderen Brustgeweben.
  • Ist der Tumor örtlich begrenzt oder hat er sich bereits im Körper ausgebreitet?
  • Wie hoch ist die Teilungsrate der Krebszellen? Wie schnell wächst er?
  • Haben die Krebszellen besonders viele Wachstumsrezeptoren (Fachleute nennen diese Rezeptoren „HER2“), sodass sie besonders schnell wachsen?
  • Haben die Krebszellen Bindestellen für weibliche Geschlechtshormone? Wenn das der Fall ist, wird das Wachstum der Krebszellen durch diese Hormone beeinflusst ist – er wird dann als hormonsensitiv bezeichnet.
  • Sind Genveränderungen die Ursache für den Krebs? (Diese Genveränderung findet sich dann nicht nur in den Krebszellen, sondern in allen Zellen des Körpers.) [1]

So lassen sich verschiedene Arten von Brustkrebs einteilen. Im Folgenden liest Du Genaueres zu vier Arten.

Der HER2-positive Brustkrebs

HER2 ist eine Abkürzung. Sie steht für Humaner Epidermaler Rezeptor. Dabei handelt es sich um Andockstellen an der Oberfläche von Zellen. Hier können bestimmte Stoffe andocken, die ein Wachstumssignal in das Innere der Zelle abgeben.

Bei einer Krebszelle können sich weit mehr solcher Andockstellen an der Oberfläche befinden als bei normalen Zellen. Das hat zur Folge, dass mehr Wachstumssignale weitergeleitet werden, sodass die Krebszellen wachsen und sich viel häufiger teilen als normale Zellen. Auf diese Weise entsteht ein Tumor, der unkontrolliert wächst.

Man spricht von einem HER2-positiven Brustkrebs, wenn ausreichend HER2 im Labor nachgewiesen werden kann.

Häufigkeit: Bei etwa 15 von 100 Frauen mit Brustkrebs kann ein positiver HER2-Status nachgewiesen werden.

Heilungsaussichten: Die HER2-Rezeptor-positiven Brustkrebsformen sind zwar aggressiver, können aber gezielter behandelt werden. Denn sie sprechen in aller Regel gut auf zielgerichtete Antikörpertherapien an, die nur diejenigen Zellen angreifen, die den Rezeptor auf ihrer Oberfläche tragen. Dennoch können auch gesunde Zellen durch diese Antikörpertherapie angegriffen werden, was die möglichen Nebenwirkungen dieser Medikamente erklärt.

Der hormonsensitive Brustkrebs

Manche Brustkrebszellen haben Andockstellen für die weiblichen Hormone Östrogen oder Progesteron. Dann kann durch die Hormone ein unkontrolliertes Wachstum der Zelle ausgelöst werden. Finden die Fachleute im Labor bei wenigstens 1 von 100 Tumorzellen diese Andockstellen, gilt der Tumor als hormonsensitiv. [3]

Diese Eigenschaft eröffnet eine Chance: Es gibt Therapien, die die Produktion von Östrogen und Progesteron blockieren oder verhindern, dass die Hormone an die Zelle andocken können. So können sie das Wachstum der Krebszellen nicht mehr anregen.

Häufigkeit: Diese Brustkrebsart haben etwa vier von fünf Brustkrebspatientinnen. [3]

Heilungsaussicht: Auch hier hängt die Chance auf Heilung stark vom Zeitpunkt der Entdeckung und vom Stadium des Tumors ab. Die zusätzliche Behandlungsmöglichkeit durch die hormonspezifischen Therapien wirkt sich positiv aus.

Der Triple-negative Brustkrebs

Die Zellen dieser Brustkrebsart zeichnet aus, dass sie keine relevanten Andockstellen haben: Sie reagieren kaum auf die Hormone Östrogen oder Progesteron und haben auch nur wenige Andockstellen für HER2-Wachstumsfaktoren.

Häufigkeit: Triple negativer Brustkrebs tritt bei etwa 15 bis 20 von 100 Brustkrebsfällen auf.

Heilungsaussichten: Einige Therapien wie Antikörper- und Hormontherapien wirken bei dieser Krebsart nicht. Zudem wächst sie vergleichsweise schnell und aggressiv. Aber wird der Krebs frühzeitig entdeckt, ist dennoch eine Heilung möglich [3]. Man behandelt ihn mit Operation, Bestrahlung und Chemotherapie. Neuere Therapien werden im Rahmen von Studien angewendet.

Der familiäre Brustkrebs

Von familiärem Brustkrebs sprechen Fachleute, wenn Veränderungen in bestimmten Genen (vor allem dem BRCA1- und dem BRCA2-Gen) für den Krebs verantwortlich sind.

Ein Hinweis darauf ist, wenn in Deiner Familie vermehrt Brust- und Eierstockkrebsfälle vorkommen. Dann ist es sinnvoll, Genuntersuchung bei weiteren Familienmitgliedern zu machen. So kann bei ihnen eine mögliche Krebserkrankung früh festgestellt oder vorgebeugt werden.

Häufigkeit: Eine Veränderung der Erbanlagen findet man bei etwa 5 bis 10 von 100 Brustkrebspatientinnen. [2]

Die Heilungsaussicht hängt entscheidend von den anderen Eigenschaften des Tumors, seiner Entdeckung und der Geschwindigkeit seines Wachstums ab. Je früher der Krebs entdeckt wird, umso größer sind die Heilungschancen.

Zusammengefasst

Brustkrebs kann in verschiedene Arten unterteilt werden. Deren unterschiedliche Eigenschaften sowie das Krebsstadium beeinflussen die Wahl der passenden Behandlung und die Heilungsaussichten. Wird der Krebs durch Genveränderungen verursacht, sollten alle Familienmitglieder ebenfalls auf diese Mutation untersucht werden. Eine frühzeitige Behandlung kann die Heilungsaussichten bei allen Brustkrebsarten verbessern.

Was Du selbst tun kannst

  • Mach Dir bewusst: Der Verlauf Deiner Brustkrebserkrankung kann von Deiner Mitarbeit beeinflusst werden – es ist immer gut, wenn Du über die Krankheit und Deine Therapien Bescheid weißt.
  • Nimm zu den Arztgesprächen eine zweite Person mit.
  • Lass Dir medizinische Fachbegriffe erklären und frage ohne Scheu nach, wenn Du etwas nicht verstehst.
  • Du kannst eine Zweitmeinung in einem zertifizierten Brustkrebszentrum einholen.
  • Frage Dein Behandlungsteam nach Informationsmaterial zu Deiner Brustkrebsart. Vorsicht vor Informationen aus dem Internet – dort finden sich auch falsche, unvollständige oder veraltete Informationen.
  • Frage nach einer psychoonkologischen Begleitung, sie hilft Dir bei Ängsten und anderen belastenden Gefühlen.
  • Besprich mit Deinem Behandlungsteam, welche fruchtbarkeitserhaltenden Maßnahmen es für Dich gibt.
  • Frage nach Präventivmaßnahmen gegen Therapienebenwirkungen.
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