PSA und die Entwicklung von Prostatakrebs

Autor: Dipl. Biol. Esther Witte • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 4 Minuten
Teile diesen Artikel

Der PSA-Verlauf bei Prostatakrebs bestimmt die Behandlungsoptionen mit. Dennoch muss die Therapie individuell entschieden werden.

Wenn Du Prostatakrebs hast oder hattest, kennst Du bestimmt die Bedeutung des PSA– (Prostata-spezifisches Antigen) Wertes im Blut. Das PSA ist ein Protein, das nur in der Prostata gebildet wird. Seine Funktion ist es, die Samenflüssigkeit dünnflüssiger zu machen. Die Höhe des PSA-Wertes im Blut zeigt die Aktivität der Prostata an. In der Krebsdiagnostik wird der Wert des PSAs als Krebsindikator und zur Verlaufskontrolle der Erkrankung herangezogen. Ihm kann aber lediglich der Stellenwert eines Indikators zugeordnet werden – als Wert allein kann er Prostatakrebs nicht zweifelsfrei belegen. Denn ein erhöhter PSA-Wert deutet nicht zwingend auf Prostatakrebs hin und umgekehrt schließt ein normaler Wert die Erkrankung nicht sicher aus. Vielmehr kann ein erhöhter PSA-Wert auch eine gutartige Prostatavergrößerung, ein Harnwegsinfekt, eine Prostataentzündung, einen -infarkt oder einfach fortgeschrittenes Alter anzeigen [1].

Nachdem Prostatakrebs beispielsweise durch eine Operation behandelt wurde, sinkt der PSA-Wert ab und ist schließlich nicht mehr nachweisbar. Steigt der PSA-Wert in der Folge wieder an, kann das ein Hinweis auf ein Rezidiv oder Metastasen sein, also das Wiederkehren der Krebserkrankung.

Das Tumorstaging

Der individuelle PSA-Wert ist mitentscheidend dafür, welche Therapieoptionen für den Patienten zur Verfügung stehen, da er für die Einteilung in Risikogruppen mit heran gezogen wird. Zuvor ist es für die Therapieentscheidung essentiell, das Stadium (Staging) der Erkrankung zu ermitteln, also z.B. ob der Tumor auf die Prostata begrenzt oder in andere Organe hineingewachsen ist. Nach einem allgemeingültigen Klassifikationssystem (der sogenannten TNM-Klassifikation) wird das Krankheitsstadium mit Hilfe von drei Kriterien umrissen: Der Größe und Ausdehnung des Tumors (T), der Beteiligung der Lymphknoten (N) und dem Vorhandensein von Metastasen (M). Die Zahlen bei den Buchstaben geben an, wie sehr sich der Tumor ausgedehnt hat (T1 – 4), ob Lymphknoten betroffen (N0, N1) und ob Metastasen vorhanden sind (M0 und M1) [2].

Therapieoptionen nach dem Staging

Solange das Karzinom auf die Prostata begrenzt bleibt, sind die Prostatektomie und Bestrahlung/Radiotherapie (RT) bewährte Therapieansätze, um eine Heilung zu erreichen. Dennoch besteht das Risiko, dass das Karzinom sich auf angrenzende Regionen ausbreitet, z.B. weil einzelne Zellen/Zellverbunde bei der Operation nicht entfernt werden konnten. Hat sich bereits schon vor der Prostatektomie das Karzinom über die Prostata hinaus ausgebreitet (z.B. in das Fettgewebe und die Samenblase), ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich der Krebs trotz Behandlung ausdehnt zusätzlich erhöht. Für die höheren Stadien T3 und T4 werden neben Operation, eine abwartende Strategie, eine verzögerte oder sofortige Hormontherapie und die kurative oder adjuvante Strahlentherapie eingesetzt.

Laut einer Analyse kann bei Patienten mit günstigen Tumorstadien zum Zeitpunkt der Diagnose der PSA-Wert nach der Radiotherapie zwar angestiegen, Metastasen sind aber erst nach durchschnittlich acht Jahren aufgetreten [3]. Bei einem hohen Eingangsalter der Patienten kann eine abwartende Strategie also die bessere Alternative sein.

Was passiert, wenn der PSA-Wert nach der Operation wieder ansteigt?

Entscheidend für die Chance, nach OP oder Bestrahlung einen langanhaltenden PSA-Wert von Null erreichen zu können, ist die Höhe des Wertes zu Beginn der beiden Therapien. Kommt es also nach der Operation wieder zu einem Anstieg des PSA-Werts und bleibt dieser Wert niedrig (im der Regel unter 2 ng/mL), so ist eine Strahlentherapie über die Haut eine Option. B So kann der PSA-Wert auf einen Null-Wert gesenkt werden. Bei mehr als der Hälfte der so behandelten Patienten bleibt der Wert anschließend über zwei bis fünf Jahre stabil. Bei denjenigen, bei der der PSA-Wert auch nach der Bestrahlung wieder angestiegen ist, kann eine nachgeschaltete Chemotherapie einen weiteren Progress hinauszögern [4].

Wenn der PSA-Wert nach der OP und vor der Bestrahlung schon höher als 2 ng/mL lag, hat sich der Tumor mit großer Wahrscheinlichkeit bereits lokal ausgebreitet oder Metastasen gebildet, selbst wenn durch Biopsien und Bildgebung keine tumorösen Gewebe nachgewiesen werden konnten. Hier kann überlegt werden, ob sicherheitshalber eine adjuvante Radiotherapie angewendet wird. Das birgt jedoch die Gefahr, dass Patienten ohne Rezidiv übertherapiert werden.
Andererseits kann eine abwartende Strategie zu wenig sein, da die Wahrscheinlichkeit für ein Lokalrezidiv und die Entwicklung von Metastasen erhöht ist. Dann brauchen die Patienten anstelle einer lokalen meist eine mit mehr potentiellen Nebenwirkungen behaftete systemische Therapie. Daher sind die postoperative Strahlen- oder Hormontherapie die Mittel der Wahl, wobei die Strahlentherapie am Prostatabett (also direkt an der Prostata) bevorzugt wird, da erwiesen ist, dass ein Großteil der Patienten nach der Therapie wieder einen PSA-Null-Wert bis in die Nachbeobachtungszeit erreichen können.

Für welche Patienten das gelten könnte und welches die ideale Strahlendosis ist, muss noch weiter untersucht werden. Die hormonelle Therapie ist im Vergleich zur Strahlentherapie eine über einen begrenzten Zeitraum gut wirksame Behandlungsoption, hat jedoch keine heilende Wirkung, wohingegen die Strahlentherapie kurativ bei lokalem Tumorwachstum wirkt.

Es können also zwei Situationen auftreten:

Sobald der PSA-Wert wieder ansteigt, kann je nachdem, wie hoch der Anstieg ist, entweder eine lokale Bestrahlung den PSA-Wert vollständig auf Null absenken und den Patienten heilen oder aber ein bleibender erhöhter Wert kann Metastasen nicht ausschließen, so dass eine palliative, also lindernde Behandlung, als Option bleibt.

Solange Fernmetastasen nicht nachweisbar sind, kann die Strahlentherapie nach der OP angeboten werden. In allen Fällen müssen aber der Verlauf und die Zeitspanne des PSA-Anstiegs individuell betrachtet, bildgebende Verfahren einbezogen und die Therapien entsprechend geplant werden. Dabei ist auch zu berücksichtigen, dass hohe Strahlendosen Inkontinenz und Impotenz verursachen und damit die Lebensqualität der Patienten verschlechtern kann.

Dein behandelnder Arzt wird alle Optionen mit Dir besprechen und gemeinsam könnt Ihr entscheiden, welchen Therapieweg Ihr beschreiten wollt. Wenn Du Fragen bei diesen Gesprächen hast, dann stelle diese und lass Dir alles so erklären, dass Du mit einem guten Gefühl aus der Unterhaltung gehst. Wenn Du gerne Unterstützung haben möchtest, dann frage Familie oder Freunde, ob Sie Dich zu einem solchen Gespräch begleiten und Dir zur Seite stehen können.

 

Teile diesen Artikel
Diese Artikel könnten Dich auch interessieren.
Quellenangaben
  1. Krebsinformationsdienst. (2020). Prostatakrebs: Symptome und Diagnostik. Abgerufen am 24.03.2021. Update vom 25.08.2020.
  2. Prien, P. in Krebsgesellschaft.de, 09.01.2018, Klassifikation des Krankheitsstadiums, abgerufen am 04.08.2019.
  3. Pound, CR et. al. in JAMA. 1999 May 5;281(17):1591-7, Natural history of progression after PSA elevation following radical prostatectomy, abgerufen am 04.08.2019.
  4. med. Bottke, Dirk in Dtsch. Ärztebl 2004; 101(33): A-2255 / B-1888 / C-1817, 01.06.2004, Serie Prostatakarzinom: Strahlentherapie nach radikaler Prostatektomie, abgerufen am 04.08.2019.
Klinische Forschung
Wirksamkeit von Mika in klinischer Studie nachgewiesen
Medizinprodukt
Mika ist ein Medizinprodukt nach deutschem Medizinproduktegesetz
Sicherheit
Wir arbeiten nach höchsten Datenschutz-Richtlinien

Schweres leichter machen

Mach mit in deiner Mika-App!
Gezieltes Training
gegen Fatigue mit Video-Anleitung
Image

Image
Image