Wie fortgeschrittener Darmkrebs behandelt wird

Autor: Beate Wagner • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 4 Minuten
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Hat Darmkrebs in die Umgebung gestreut, gibt es verschiedene Behandlungsoptionen.

Nach dem Lesen des Artikels weißt Du:

  • wie bei fortgeschrittenem Darmkrebs operiert wird
  • welche Metastasen operiert werden können
  • welche anderen Therapien helfen

Dieser Artikel wurde am 05.08.2021 aktualisiert.

Darmkrebs wird meist operiert. Das Ziel ist, alle Darmabschnitte mit dem Tumor, den Blutgefäßen, Lymphabflüssen und Lymphknoten vollständig zu entfernen. Oft muss das Operationsteam daher einen größeren Teil des Darms entnehmen als eigentlich vom Tumor betroffen ist. Wächst der Darmkrebs beispielsweise im rechten Dickdarm, entnehmen die Ärzte und Ärztinnen das gesamte rechte Kolon. Experten sprechen von der sogenannten Hemikolektomie rechts. Die jeweils gesunden Enden des Darms verbinden sie danach wieder durch eine Naht. Das ist wichtig, damit Du nach der Operation wieder wie gewohnt essen und verdauen kannst.

Die Operation von Enddarmkrebs

Im Vergleich zum Dickdarmkrebs gibt es beim Enddarmkrebs ein paar Besonderheiten, die Du vor der Operation wissen solltest:

  • Enddarmkrebs liegt meist näher am Beckenboden, am Darmausgang und somit am Schließmuskel.
  • Durch das Gebiet laufen viele Nerven, Lymph- und Blutgefäße.
  • Werden diese Strukturen bei der Operation beschädigt, kann das langfristige Folgen haben: Es kann zum Beispiel sein, dass die Blase nicht mehr richtig funktioniert oder die Sexualität später gestört ist.
  • Enddarmkrebs führt häufig zu Rückfällen: Der Krebs wächst dann an derselben Stelle noch einmal. Man nennt das Lokalrezidiv.
  • Sitz der Darmkrebs sehr nahe dem Schließmuskel, kann es sein, dass das Operationsteam diesen entfernen muss. Dann wird ein dauerhafter künstlicher Darmausgang angelegt. Man spricht von Stoma oder Anus praeter.

Operation von Metastasen

Darmkrebs streut zunächst in umliegende Gewebe und kann sich im weiteren Verlauf auch in andere Organe ausbreiten, wie zum Beispiel in die Leber. Finden sich dort Metastasen und können diese vollständig entfernt werden, besteht durch eine Operation die Chance, dauerhaft geheilt zu werden.

Bei einer Operation entnimmt das Operationsteam meist einen kompletten Teil der Leber. In der Fachsprache heißt das Leberteilresektion. Diese Operation bringt vielen Betroffenen einen Vorteil: So zeigen Studien, dass fünf Jahre nach der Entfernung von Lebermetastasen noch etwa 25 bis 35 von 100 Operierten lebten. Von 100 Menschen mit Lebermetastasen, die nicht operiert wurden, überlebten im gleichen Zeitraum noch etwa 3 bis 4. Liegt der Darmtumor rechts, kann das Operationsteam die Metastasen manchmal direkt während der Operation am Darm mit entfernen.

Auch Metastasen in der Lunge werden bei Menschen mit Darmkrebs operativ entfernt – sofern das von der Lage und Ausbreitung der Tochtergeschwulste möglich ist. Auch hier erfolgt oft eine sogenannte Lungenteilresektion. Wichtig ist, dass noch ausreichend Lungengewebe erhalten bleibt.

Wenn die Operation allein nicht ausreicht

Ist der Tumor nicht mehr operabel allein, empfiehlt Dir Dein Behandlungsteam je nach Situation zum Beispiel eine Chemotherapie, eine Strahlentherapie oder eine zielgerichtete Therapie.

Wie läuft eine Chemotherapie ab?

Bei einer Chemotherapie werden Medikamente eingesetzt, die die Zellteilung verhindern. Da gerade Krebszellen sich besonders rasch teilen, ist die Chemotherapie hier besonders wirksam. Die Arzneien wirken aber auch auf gesunde Zellen. Es gibt daher typische Nebenwirkungen je nach eingesetztem Wirkstoff wie zum Beispiel Haarausfall, Veränderungen des Blutbildes, Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall. Wenn Du eine Chemotherapie bekommst, erhältst Du diese meist über einen oder mehrere Tage verteilt als Infusion. Einige Wirkstoffe werden in Tablettenform gegeben.

Bei Darmkrebs werden meist folgende Wirkstoffe einzeln oder kombiniert gegeben:

  • 5-Fluorouracil (5-FU) mit Folinsäure (= 5-FU/FA), als Infusion über eine Vene
  • Capecitabin ist eine Vorstufe von 5-FU und wird als Tablette eingenommen. Im Körper wird der Wirkstoff in die aktive Form, also 5-FU, umgewandelt.
  • Oxaliplatin als Infusion über eine Vene
  • Irinotecan als Infusion über eine Vene

Wann ist eine Bestrahlung sinnvoll?

Auch die Bestrahlung kann Dir eventuell helfen:

  • Studien zufolge lassen sich mit der Strahlentherapie zum Beispiel gezielt Knochenmetastasen behandeln – und so die Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern.
  • Hast Du Enddarmkrebs, kann dieser je nach individueller Situation vor einer Operation zusätzlich bestrahlt werden, um ihn zu verkleinern.

Was bedeutet zielgerichtete Therapie?

Auch zielgerichtete Therapien (englisch: targeted therapies) können Deine Lebenszeit mit Darmkrebs verlängern. Die Antikörpertherapie unterbindet Prozesse, die für das Wachstum des Tumors wichtig sind. Bei Darmkrebs kommen sogenannte Antikörper als Infusion zum Einsatz:

  • Bevacizumab: Die Antikörpertherapie hemmt einen Wachstumsfaktor, sodass keine neuen Blutgefäße durch den Krebs gebildet werden können. Dadurch ist die Versorgung mit Nährstoffen beeinträchtigt.
  • Cetuximab und Panitumumab: Diese beiden Antikörper wirken gegen Wachstumsfaktoren, die auf bestimmten Krebszellen häufiger vorkommen als auf gesunden Körperzellen. Die Antikörper werden bei Darmkrebs nur eingesetzt werden, wenn die Krebszellen bestimmte genetische Eigenschaften erfüllen, was im Labor getestet wird.

Zusammengefasst

Hat Darmkrebs in die Umgebung gestreut, gibt es verschiedene Behandlungsoptionen. Dazu zählen die Operation des Darmes sowie die von Metastasen, eine Chemo- oder Strahlentherapie.

Das kannst Du tun

  • Besprich mit Deinem Behandlungsteam, wie viel Gewebe bei Dir operativ entfernt werden soll.
  • Empfiehlt man Dir zum Beispiel eine zielgerichtete Therapie, lass Dir die Vorteile und Nebenwirkungen der Wirkstoffe erklären.
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