Was sind Non-Hodgkin-Lymphome?

Autor: Dr. Volker Henn • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 4 Minuten
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Lymphome entwickeln sich aus den Immunzellen des Lymphsystems. Es gibt über 30 verschiedene Formen, die sich in Verlauf und Therapie oft deutlich unterscheiden.


Nach dem Lesen des Artikels weißt Du:

– Wo Lymphome entstehen
– Welche Arten von Lymphomen es gibt
– Was die Kennzeichen von Non-Hodgkin-Lymphomen sind
– Wie Non-Hodgkin-Lymphome behandelt werden

Dieser Artikel wurde am 06.08.2021 aktualisiert.


Du hast die Diagnose Non-Hodgkin-Lymphom erhalten? Dein Behandlungsteam erwähnte dabei vielleicht weitere Fachbegriffe – die genaue Art und Einordnung Deiner Erkrankung. Falls Du verwirrt bist, ist das kein Wunder: Nur Experten können die Vielfalt der unterschiedlichen Tumore überblicken, die zu den Non-Hodgkin-Lymphomen zählen.

Das lymphatische System – der Ursprungsort der Lymphome

Alle Arten von Lymphomen haben eine Gemeinsamkeit: Sie entstehen im lymphatischen System, oft kurz Lymphsystem genannt. Dieses durchzieht den ganzen Körper und ähnelt dem System der Blutgefäße. In den Lymphbahnen wird die Lymphe, die farblose Lymphflüssigkeit, transportiert. Die Lymphe entsteht durch Flüssigkeitsaufnahme aus dem Gewebe und enthält kleine Partikel, wie zum Beispiel Stoffwechselprodukte und Abwehrzellen. An den Kreuzungspunkten dieser Bahnen sitzen die Lymphknoten. Zu dem Lymphsystem zählen auch weitere Körpergewebe wie Milz, Thymus, Knochenmark und Mandeln.

Die beiden großen Gruppen von Immunzellen im Lymphsystem sind B-Lymphozyten und T-Lymphozyten, die sich jeweils in zahlreiche weitere Unterformen aufspalten. In seltenen Fällen entwickelt sich aus diesen Immunzellen oder aus lymphatischem Gewebe ein bösartiger Tumor, der Lymphom genannt wird. Diese Lymphome sind ebenso vielfältig wie die Immunzellen, aus denen sie entstanden sind.

Was sind die Kennzeichen eines Lymphoms?

Lymphom ist ein Sammelbegriff für Krebszellen, die aus Zellen des lymphatischen Systems entstehen. Lymphome sind anfangs meist auf einzelne Lymphknoten begrenzt: Diese schwellen an, verhärten sich und können von außen ertastet werden. Es gibt aber auch Situationen, in denen durch den Krebs keine Schwellung der Lymphknoten hervorgerufen wird. Die bösartigen Zellen können sich über die Lymphbahnen im gesamten Körper ausbreiten.

Die Forschung weiß nur wenig darüber, warum sich Lymphome entwickeln. Radioaktive Strahlung, Rauchen und der Umgang mit krebserzeugenden Substanzen erhöhen das Risiko für Lymphome. Es gibt auch Bakterien und Viren, die das Risiko von Lymphomen erhöhen. Auch ein dauerhaft geschwächtes Immunsystem (zum Beispiel durch HIV) oder seltene Autoimmunerkrankungen können das Risiko für Lymphome erhöhen. Doch bei den meisten Betroffenen wird die Ursache nie gefunden. Der Lebensstil spielt wohl nur eine geringe Rolle – Du bist nicht schuld an Deiner Erkrankung.

Was für Arten von Lymphomen gibt es?

Lymphome werden in zwei Hauptgruppen unterteilt: Hodgkin-Lymphome und Non-Hodgkin-Lymphome.
Das Hodgkin-Lymphom ist nach dem englischen Arzt Thomas Hodgkin benannt, der es zuerst beschrieb: Es hat besondere Merkmale, die sich unter dem Mikroskop deutlich erkennen lassen. Daneben gibt es aber viele weitere Formen von Lymphomen, die anderen Eigenschaften haben. Diese werden in der Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome zusammengefasst – vom englischen Wort „non“ für „nicht“.

Die Non-Hodgkin-Lymphome gliedern sich in über 30 Unterformen auf. Die Gliederung erfolgt aufgrund einer Klassifikation, die 1999 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eingeführt wurde. Die Einteilung der WHO basiert auf dem Ursprung: Es werden jeweils etwa 15 Arten aufgeführt, die aus T-Lymphozyten oder aus B-Lymphozyten entstehen. Die WHO-Klassifikation ist jedoch nicht die einzige Möglichkeit, die Lymphome in Gruppen zu gliedern.

Was sind indolente Non-Hodgkin-Lymphome?

Dein Behandlungsteam hat vielleicht eine weitere Einteilung der Lymphome verwendet, die sich auf das Verhalten der Krebszellen bezieht. Manche Non-Hodgkin-Lymphome wachsen sehr langsam, oft unbemerkt über einen Zeitraum von Jahren oder Jahrzehnten hinweg. Diese Formen werden als indolent oder niedrig-maligne bezeichnet. Sie sind nur selten heilbar, ihr Fortschritt kann aber oft für Jahre oder Jahrzehnte aufgehalten werden.

Zu den indolenten oder niedrig-malignen Lymphomen gehören unter anderem:

– das follikuläre Lymphom

– die chronische lymphatische Leukämie (zählt trotz des Namens zu den Lymphomen)

– die Haarzellleukämie

– der Morbus Waldenström

– Lymphome des Magens (MALT-Lymphome)

– T-Zell-Lymphome in der Haut

Was sind aggressive Non-Hodgkin-Lymphome?

Andere Arten von Lymphomen wachsen sehr schnell, sie machen sich bereits nach wenigen Wochen oder Monaten bemerkbar. Diese werden als aggressive oder hoch-maligne Lymphome bezeichnet. Diese Tumore lassen sich oft gut behandeln und dauerhaft heilen.
Dazu gehören unter anderem:

– das diffuse großzellige B-Zell-Lymphom

– das Burkitt-Lymphom

– das periphere T-Zell-Lymphom

Wie häufig sind Non-Hodgkin-Lymphom?

Non-Hodgkin-Lymphome zählen zu den seltenen Krebsarten: Jährlich treten in Deutschland ungefähr 20.000 Neuerkrankungen auf. In 9 von 10 Fällen entstehen die Lymphome aus B-Lymphozyten. Die Diagnose erfolgt durchschnittlich in einem Alter von 72 Jahren bei Frauen und 70 Jahren bei Männern.

Wie werden Non-Hodgkin-Lymphome behandelt?

Es gibt keine Standardtherapie für Non-Hodgkin-Lymphome. Die verschieden Formen verlaufen sehr unterschiedlich, jeder Krebs muss je nach individueller Situation anders behandelt werden. Dein Behandlungsteam hat mehrere Optionen zur Auswahl. Es kann auch verschiedene Therapien kombinieren, um deren Wirksamkeit zu steigern.

Bei sehr langsam wachsenden Lymphomen ist Abwarten unter regelmäßiger medizinischer Kontrolle manchmal die beste Option: Dies ermöglicht eine beschwerdefreies Leben, ohne den langfristigen Therapieerfolg zu gefährden. Erst wenn Beschwerden auftreten, wird eine Behandlung begonnen. Für dieses Vorgehen wird gerne als “Wait and Watch” bezeichnet.

Bei aggressiven Lymphomen oder in fortgeschrittenen Stadien kommen häufig Chemotherapien und Bestrahlungen zum Einsatz. Für manche Lymphome gibt es auch zielgerichtete Medikamente wie Antikörper oder Signalwegehemmer.

Bei sehr hartnäckigen und wiederkehrenden Erkrankungen können Stammzelltransplantationen oder die neu entwickelten CAR-T-Zelltherapien helfen.

Zusammengefasst

Non-Hodgkin-Lymphome sind eine vielfältige Gruppe von Tumoren, die aus Zellen des Lymphsystems entstehen. Für ihre Bezeichnung gibt es mehrere, sich ergänzende Klassifikationen. Sie gehören zu den selteneren Krebserkrankungen, können zwar in jedem Lebensalter auftreten, betreffen aber meist Personen im Alter von 70 Jahren. Besonders bei aggressiven Formen sind Non-Hodgkin-Lymphome oft heilbar oder im Falle von indolenten Lymphomen für längere Zeit gut behandelbar.

Das kannst Du tun

Informiere Dich weiter über Deine Erkrankung.
– Sprich mit Deinem Behandlungsteam über Deine Optionen.
– Notiere Deine Fragen vor dem Gespräch mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt.

 

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Quellenangaben

 

  1. Kompetenznetz Maligne Lymphome und Deutsche Leukämie-& Lymphom-Hilfe, Maligne Lymphome – Informationen für Patienten und Angehörige, Juni 2016, Broschüre, abgerufen am 08.06.2021
  2. Bundesministerium für Gesundheit, Non-Hodgkin-Lymphome, 14.08.2020, gesund.bund.de, abgerufen am 08.06.2021
  3. Deutsche Krebsgesellschaft, Definition und Häufigkeit von Non-Hodgkin-Lymphomen, 08.12.2017, Onko Internetportal, abgerufen am 08.06.2021
  4. Deutsche Krebsgesellschaft, Das lymphatische System – Anatomie und Funktion, 22.05.2015, Onko Internetportal, abgerufen am 08.06.2021
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