Stoma bei Darmkrebs: Was muss ich wissen?

Autor: Dipl. Biol. Esther Witte • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 6 Minuten
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Das Stoma, also der künstliche Darmausgang, hilft Dir bei einem möglichst normalen Leben während oder nach der Therapie.

In diesem Artikel erfährst Du:

  • Was genau ein Stoma ist und warum es manchmal notwendig ist
  • Welche Arten von Stoma es gibt
  • Wie lange Du es voraussichtlich tragen wirst
  • Die wichtigsten Dinge im Umgang mit einem Stoma

Viele Menschen bekommen nach einer Darmkrebs-Operation ein Stoma: Dabei wird der Ausgang Deines Darms künstlich auf den Bauchbereich umgeleitet.

Der Stuhl wird dann über eine künstliche Hautöffnung – das Stoma – nach außen in einen Beutel befördert. Dieser Beutel klebt über eine Hautschutzplatte auf der Haut und lässt sich problemlos auswechseln. Durch das Stoma geht die Fähigkeit, Deinen Stuhlgang bewusst zu kontrollieren, erst einmal verloren.

Warum wird ein Stoma angelegt?

Wenn ein Stück des Darms entfernt wird und die beiden Darmenden wieder zusammengenäht werden, müssen diese Darmnähte heilen. Das kann eine Zeit lang dauern. Solange die neue Verbindung noch nicht komplett verheilt ist, besteht die Gefahr, dass Darminhalte durch undichte Stellen in den Bauchraum gelangen. Dadurch können schwere Infektionen entstehen.

Das Anlegen eines Stomas schont also den Darm und hilft beim Heilungsprozess.

Verschiedene Arten von Stoma

Stoma bedeutet „Öffnung“ oder „Mund“ und es kommt auch an anderen Stellen des Körpers zum Einsatz, wie an der Luft- oder der Harnröhre.

Der genaue Begriff für einen künstlichen Darmausgang lautet genau genommen Colostoma oder Ileostoma – je nachdem, wo genau sie sitzt.

Ist der Dickdarm von Krebs befallen ist, kommt das Colostoma zum Einsatz. Dabei wird das Darmende eines Dickdarmabschnittes mit der Bauchdecke verbunden und bildet dort die neue Öffnung. Eine andere Möglichkeit ist das Ileostoma, das den Dünndarm nach außen führt.

Der Unterschied zwischen Colostoma und Ileostoma

Beim Colostoma bleibt der Teil des Darms noch erhalten, der für die Eindickung des Stuhls zuständig sind. Die Konsistenz und Häufigkeit Deines Stuhlganges bleiben also ganz normal. Wenn der gesamte Dickdarm erkrankt ist, wird ein Ileostoma angelegt. Ohne die Funktion des Dickdarms kann der Darminhalt nicht mehr eingedickt werden. Aus dem Ileostoma wird also eine breiige bis dünnflüssige Ausscheidung kommen.

Wie häufig muss der Stoma-Beutel entleert werden?

Wie häufig Du den Beutel entleeren musst, hängt unter anderem von der Art des Stomas ab. Ein Dünndarmstoma fördert wegen der Beschaffenheit des Dünndarminhalts meist mehr Volumen als ein Dickdarmstoma. Außerdem spielen dabei die Länge des verbliebenen Darmstückes und Deine Ernährungsgewohnheiten eine Rolle. Dazu werden Dich Dein Behandlungsteam und speziell ausgebildete Therapeuten noch genauer informieren.

Bleibt das Stoma temporär oder dauerhaft?

Sicher fragst Du Dich, ob das Stoma nur für kurze Zeit angelegt wird oder dauerhaft bleibt. Die meisten Stomata können wieder zurückverlagert werden, wenn der Verlauf der Erkrankung dies zulässt. Dafür muss der Schließmuskel weiterhin intakt sein. Außerdem muss eine durchgeführte Chemotherapie abgeschlossen sein.

An welcher Stelle des Bauches wird das Stoma angelegt?

Bei geplanten Eingriffen wird Deine Ärztin oder Dein Arzt, bevor Du operiert wirst, geeignete Stellen für das Stoma an Deinem Bauch markieren. Dies geschieht in sitzender, stehender und liegender Position – in allen darf das Stoma nicht stören. Das ist sehr wichtig, damit Du anschließend das Stoma gut versorgen kannst. Eine diskrete Position steigert zudem Deine Lebensqualität.

Die Eingewöhnungszeit

Möglicherweise ist es zu Beginn für Dich nicht leicht, Dich mit dem Stoma anzufreunden. Doch umso besser Du es akzeptieren kannst, desto schneller wird wieder Normalität in Deinen Alltag kommen. Nach der Operation wird es sich zunächst etwas ungewöhnlich anfühlen. Du hast noch eine Weile den Drang, auf die Toilette zu gehen. Aber auch das wird mit der Zeit seltener.

Du trägst einen Beutel an Deinem Bauch und musst auch einige Dinge lernen. All das braucht seine Zeit.

Unterstützung bei der Stomaversorgung

Während des Krankenhausaufenthaltes stehen Dir eine Stomaberaterin oder ein Stomaberater und Dein Behandlungsteam als Unterstützung zur Seite. Dort wirst Du auch intensiv auf das Leben mit dem Stoma vorbereitet. Damit Du bei der Versorgung des Stomas Deine eigene Routine entwickeln kannst, wirst Du vor allem darin geschult:

  • Was Du bei der Versorgung des Stomas zu beachten hast
  • Wie Du das Stoma und die umgebende Haut pflegen kannst
  • Wie und wo Du Zubehör bestellst
  • wWe die Kosten für Materialien geregelt sind
  • Ob Du besondere Dinge bei der Ernährung beachten solltest
  • Was Du unterwegs beachten solltest
  • Wie Du mit dem Stoma in der Sexualität umgehst
  • Welche Selbsthilfegruppen es zum Erfahrungsaustausch gibt

Der Alltag mit einem Stoma

Dein Alltag mit dem Stoma sollte so normal wie möglich weitergehen können. Das Stoma befindet sich an einer Stelle, die für niemanden sichtbar ist. Außerdem sorgt ein Filter in dem Stomabeutel dafür, dass entweichende Gase neutralisiert werden. Es sind also von außen kein Geruch, aber auch keine Geräusche oder Flüssigkeiten wahrnehmbar.

Nach einiger Zeit wirst Du Sicherheit und Vertrauen in Dein Stoma erlangen. Du kannst damit Deiner Arbeit nachgehen, Deinen Sport betreiben und Deine Hobbys ausführen. Lediglich schweres Heben und Sportarten, die den Druck im Bauchraum steigern, solltest Du meiden. Für die Zeit nach dem Krankenhaus stehst Du mit Sanitätshäusern bzw. Homecare-Unternehmen in Kontakt. Sie versorgen Dich mit allen notwendigen Materialien und helfen Dir bei der Versorgung des Stomas.

Mit welchen körperlichen Veränderungen ist zu rechnen?

Du brauchst vielleicht etwas Zeit, Dich an die neue Situation zu gewöhnen. Rein körperlich sollte Dich das Stoma nicht stören. Die Entleerung des Darms erfolgt automatisch. Das Stoma selbst schmerzt Dich nicht, auch nicht bei Berührung. Lediglich beim Reinigen kann es manchmal etwas bluten. Das kann insbesondere nach der Operation der Fall sein. Aber das ist ganz normal und die Blutung stoppt relativ schnell wieder.

Ist besondere Kleidung nötig?

Die Fachleute zur Stomaversorgung haben sich viele Gedanken gemacht. Sie möchten, dass das Leben für Stomaträgerinnen und -träger ganz normal weitergehen kann. Die Beutel sind z.B. so diskret, dass sie ganz eng am Körper liegen und nicht auftragen. So kannst Du alle Deine Kleidungsstücke weiterhin tragen, selbst wenn Du enge Kleidung bevorzugst.

Auch Schwimmen und Baden ist mit den Beuteln ungehindert möglich. Sie haften sicher und sind gegen Chlor- und Salzwasser geschützt. Du kannst Deinen gewohnten Kleidungsstil ändern, musst es aber nicht.

Umstellung der Ernährungsgewohnheiten

Im Prinzip darfst Du alles essen, was Du magst. Ernährungsfachleute helfen Dir mit Dingen, die Du bei Deinen Ernährungsgewohnheiten beachten solltest. So ist es beispielsweise hilfreich:

  • Lebensmittel mit langen Fasern zu meiden, da sie das Stoma verstopfen können
  • lieber kleinere Mahlzeiten, als große einzunehmen
  • ausreichend zu trinken
  • sich ausgewogen zu ernähren
  • blähende Lebensmittel zu meiden

Musst Du allen von dem Stoma erzählen?

Bitte denke immer daran: Du bist viel mehr als eine Trägerin oder ein Träger eines Stomas. Du hast eine schwere Erkrankung und eine große Operation überstanden. Nun trägst Du einen kleinen Beutel am Bauch. Dein Leben und der Umgang mit anderen Menschen dürfen jedoch ganz normal weitergehen.

Du entscheidest, wem Du von Deinem Stoma erzählen möchtest, wer zu Deinem Vertrauenskreis gehört. Normalität und Akzeptanz können jetzt ganz wichtig sein. Je offener Du mit dem Stoma umgehen kannst, umso leichter wird Dir Dein Alltag fallen. Darüber zu sprechen, kann Spekulationen, Problemen und Berührungsängsten vorbeugen. Und Du spürst vielleicht, dass Du viel Unterstützung im Kreise Deiner Lieben erfährst.

Psychologische Begleitung

Seelisch können die Krankheit und die damit zusammenhängenden körperlichen Veränderungen erst einmal schwer zu verarbeiten sein. Fachleute der Psychoonkologie oder Psychotherapie stehen Dir zur Seite, wenn Du es möchtest. Sie helfen Dir, Dich an die neue Situation zu gewöhnen. Außerdem können Sie mit Dir Ängste, offene Fragen oder auch zwischenmenschliche Konflikte bearbeiten.

Zusammengefasst

Ein Stoma ist ein künstlicher Darmausgang. Es kann nach einer Darmkrebs-OP vom Dünndarm oder vom Dickdarm den Stuhl nach außen in einen Beutel leiten. Ausgang und Beutel sind so angebracht, dass niemand bemerkt, dass Du ein Stoma trägst und nach einer Eingewöhnungszeit kannst Du Deinem Alltag mit minimalen Einschränkungen nachgehen.

Das kannst Du tun

  • Stelle Deinem Behandlungsteam alle Fragen, die Du hast. Es gibt keine falschen oder unpassenden Fragen.
  • Offenheit gegenüber Deinem Umfeld kann Dir helfen. So kannst Du Spekulationen, Problemen und Berührungsängsten vorbeugen. Aber Du entscheidest, wem Du vom Stoma erzählst und wem nicht.
  • Scheue Dich nicht, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • In Selbsthilfegruppen wirst Du erfahren, dass Du mit Deinen Beschwerden und Gedanken nicht alleine bist. Das kann eine wichtige Hilfe für Dich sein.

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