HPV – ein nicht zu unterschätzendes Virus

Autor: Dipl. Biol. Esther Witte • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 4 Minuten
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HPV wurde immer mit Gebärmutterhalskrebs in Verbindung gebracht. Doch auch andere Organe und auch Männer können infiziert werden.

Viren sind einfach genial. Nicht nur, dass sie unter dem Mikroskop fast schon futuristische Strukturen aufweisen und sich ständig verändern können. Sie haben auch keinen eigenständigen Stoffwechsel und zwingen ihre Wirte, sie am Leben zu erhalten und zu vervielfältigen. So ein Organismus, der derart facettenreich, wandlungsfähig und strukturiert ist, kommt schon einem Superhirn nahe. Aber natürlich haben Viren auch keine Gehirne. Ein besonders auffälliger Vertreter ist das humane Papillomavirus (HPV), das häufig im Zusammenhang mit Krebs genannt wird. Schon seit Jahren empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO), junge Frauen ab neun Jahren gegen HPV impfen zu lassen, um der Entstehung von Krebs in den weiblichen Geschlechtsorganen vorzubeugen. Etwa 1 bis 2 von 100 aller Krebserkrankungen werden in Deutschland durch HPV verursacht. Davon betreffen die meisten Gebärmutterhals-(Zervix-)-karzinome. Aber das Virus betrifft nicht ausschließlich die Krebsentstehung in weiblichen Geschlechtsorganen.

Was ist HPV?

HP-Viren sind winzig kleine Partikel, die aus nichts als Erbmaterial und einer Hülle bestehen. „Human“ deutet darauf hin, dass die Viren ausschließlich den Menschen befallen. Eigentlich gibt es nicht das eine Humane Papillomvirus, sondern mehr als 200 verschiedene Typen. Sie werden eingeteilt in Hochrisiko- und Niedrigrisiko-Typen. Manche von ihnen führen lediglich zu harmlosen Warzen, andere dagegen können zu bösartigen Veränderungen in Haut und Schleimhäuten führen. Im Prinzip stecken wir uns fast alle im Laufe unseres Lebens mit HPV an, doch unser Immunsystem kann die Viren eliminieren, unabhängig von der Art des Virustyps. Nur bei einzelnen Menschen verbleibt die Infektion im Körper, was noch nicht unbedingt bedeuten muss, dass sie an Krebs erkranken. Mit einem einfachen Test lässt sich der Erreger nachweisen [1].

Was HPV alles anrichten kann

Dass das Virus nur die weiblichen Geschlechtsorgane befällt, ist ein Irrtum. Es ist auch an anderen Stellen zu finden, bei Männern ebenso wie bei Frauen. HPV kann Krebs im Mund- und Rachenraum, an Vulva, Vagina, Anus und Penis auslösen. Auch hier könnte eine entsprechende Impfung gegen HPV das Risiko für diese Krebserkrankungen deutlich senken. Anhand des Krebsregisters und spezieller Literatur hat ein Team des Robert-Koch-Instituts berechnet, wieviel Tumoren wirklich auf das Konto des Virus gehen.

Erst einmal zählt das RKI alle Zervixkarzinome zu den auf eine HPV-Infektion basierenden Erkrankungen. Dazu kommen ca. 90% aller Plattenepithelkarzinome des Afters, 80% der Vagina, ca. 30% des Penis, ca. 20% der Vulva und ca. 15% des Mund- und Rachenraumes.

2013 ließen sich 1,6% aller Krebsneuerkrankungen auf das Virus zurückführen, darunter rund 6.200 Tumore bei Frauen und rund 1.300 bei Männern. 58% aller Tumoren, die durch das HPV verursacht wurden, betrafen den Gebärmutterhals, aber 42% nicht. Das bedeutet eine Schutzimpfung gegen HPV würde weit über den Schutz vor Krebs des Gebärmutterhalses hinausgehen [2].

Die Verteilung der HPV-induzierten Tumoren

Die meisten HPV-Typen werden über Hautkontakt übertragen, die genitalen Arten werden in der Regel über Geschlechtsverkehr oder Oralsex übertragen. Selten werden sie auf nicht-sexuellem Weg übertragen, wie z.B. bei der Geburt von der Mutter auf ihr Kind. Ohne Schleimhautkontakt ist eine Übertragung aber nicht möglich. Küssen, Blutübertragungen oder das Stillen eines Kindes sind, nach heutigem Kenntnisstand, unbedenklich. Eine Übertragung über verunreinigte Gegenstände (wie z.B. Toiletten) ist nicht völlig ausgeschlossen.

Damit es tatsächlich zu einer Krebserkrankung kommen kann, müssen aber viele Voraussetzungen gegeben sein. Du musst Dich mit einem Hochrisiko-HPV-Typ infiziert haben und die Infektion muss länger anhalten. Aus der Infektion müssen sich dann mittel- bis hochgradige Zellveränderungen bilden, die nicht spontan wieder abheilen. Tatsächlich entwickeln sich nur ein Bruchteil dieser Zellveränderung wirklich zu Krebs weiter. Begünstigt werden bösartige Zellveränderungen durch Rauchen, andere sexuelle Erkrankungen, die langjährige Einnahme der Pille oder ein geschwächtes Immunsystem. Aber auch bei Frauen, die schon als Teenager und öfter schwanger waren, ist das Risiko erhöht.

Bei infizierten Männern sind insbesondere der Mund- und Rachenraum von Tumoren betroffen und weniger häufig der After und der Penis. Bei Frauen folgten den am häufigsten vertretenen Zervixkarzinomen Tumoren des Afters und der Vulva, der Vagina und des Mund- und Rachenraums. Die Zervixkarzinome betreffen zur Hälfte Frauen unter 50 Jahren. Anal-, Mund- und Rachenraumtumore treten am häufigsten bei unter den 50 bis 64-jährigen auf, Vaginal-, Vulva- und Peniskarzinome bei Patienten zwischen 65 und 80 Jahren.

Der beste Schutz gegen HPV: Impfungen

Außer dem Verzicht auf sexuellen Kontakt bzw. den Gebrauch von Kondomen gilt eine Impfung als wirksame schützende Maßnahme. Sie wirkt allerdings nur, wenn noch keine Infektion vorliegt. Zurzeit gibt es zwei Impfstoffe gegen verschiedene HPV-Typen, die auch gegen verwandte Erreger wirken (Kreuzimmunität). Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die HPV-Impfung für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren, denn je früher geimpft wird, desto höher ist die Chance, dass das Kind noch nicht infiziert ist [3]. Die Impfung kann kostenfrei bis zum Tag vor dem 18. Geburtstag nachgeholt werden. Frauen und Männer können sich ebenfalls impfen lassen, müssen die Impfstoffe aber noch selbst bezahlen.

Seit 2007 steht die HPV-Impfung zur Verfügung. Rein rechnerisch dürfte also die Häufigkeit der HPV-Tumoren erst 2023 merklich zurückgehen, wenn die ersten geimpften Frauen gerade 35 Jahre alt sind. Eltern sollten unbedingt ihre Kinder zur Impfung motivieren, um das Risiko einer Infektion zu reduzieren [1;2].

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Quellenangaben
  1. Krebsinformationsdienst, 24.04.2018, HPV als Krebsrisiko,
  2. Müller, T. MMW – Fortschritte der Medizin (2018) 160: 14.; 7.600 HPV-Tumore pro Jahr in Deutschland vermeidbar.
  3. DKFZ und Bundesministerium für Bildung und Forschung, 29.06.2018, HPV-IMPFUNG: Schutz vor humanen Papillomviren, abgerufen am 25.08.2019.
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