Glück empfinden mit Krebs – ist das möglich?

Autor: Nicole Ziese • Fachliche Prüfung: Dr. Nicole Strauch
Lesedauer: 6 Minuten
Teile diesen Artikel

Studien zeigen: Positive Gefühle kann man selbst erzeugen. Und sie haben positive Auswirkungen auf die Gesundheit.

Mit den Gefühlen ist es wie mit dem Wetter, von dem man sagt: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur unpassende Kleidung. Auf Gefühle übertragen könnte man formulieren: Es gibt keine schlechten (falschen) Gefühle, es geht nur darum, wie man mit ihnen umgeht. Denn natürlich würden die meisten Menschen am liebsten nur Glück empfinden. Wer würde schon freiwillig negativ behaftete Gefühle wie Angst, Zorn oder Hilflosigkeit wählen, wenn er auch glücklich sein könnte. Glück fühlt sich gut an und hat zudem nachweislich positive Einflüsse auch auf die körperliche und psychische Gesundheit. Glück kann sogar das Leben verlängern. Trotzdem, so warnen Emotionspsychologen (Gefühlsforscher) vor dem Zwang zum Glücklichsein.

In diesem Artikel erfährst Du,

  • Warum es Sinn macht, Glück gerade in Krisensituationen zu suchen (und zu finden)
  • Welchen Einfluss Gefühle auf die Gesundheit haben
  • Wie Du Deine Gefühle positiv beeinflussen kannst.

Glück: Warum gerade jetzt?

Geht es einem Menschen gut und es gibt beruflich, privat und gesundheitlich primär Erfolge zu verzeichnen, ist es meist leicht, Glück zu empfinden. Natürlich ist es in Lebenssituationen, in denen man sich mit großen Herausforderungen oder Krisen konfrontiert sieht, viel schwerer Glück wahrzunehmen. Aber trotzdem sind sie da: die Glücksmomente! Es fällt nur schwerer, diese zu erkennen und zu genießen.

Wer sich mit der Diagnose einer schweren Erkrankung konfrontiert sieht oder gerade die Behandlung durchlebt, sieht sich mit einer Vielzahl von Gefühlen konfrontiert. Fragt man Betroffene danach, welche Gefühle sie aktuell in dieser Lebensphase empfinden, dann werden nur wenige das Gefühl „Glück“ aufzählen. Das liegt aber nicht daran, dass mit der Diagnose alles an Glück aus dem Leben verschwunden ist. Vielmehr sind die Glücksmomente unter all den anderen, den negativen Gefühlen, verschüttet worden. Vielleicht hilft ein Vergleich mit dem Wetter wieder, dies zu verdeutlichen: Auch, wenn es an einem Tag oder sogar viele Tage in Folge hagelt, schneit und stürmt – die Sonne scheint trotzdem. Genau zu dem Zeitpunkt und an dem Ort, an dem Du gerade bist. Du kannst die Sonne nur gerade nicht wahrnehmen, weil die anderen Wetterphänomene so sehr im Vordergrund stehen. Andernfalls wäre es tagsüber nicht heller als bei Nacht – um nur ein Beispiel zu nennen.

Die Fähigkeit, gerade auch in den Krisensituationen des Lebens zu bestehen und sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen, nennen Wissenschaftler Resilienz. Vereinfacht ausgedrückt, ist es die Fähigkeit, sich von den Steinen, die uns in den Weg gelegt werden, nicht von unserem Weg abbringen zu lassen. Manche Menschen besitzen von Geburt an eine stark ausgeprägte Resilienz. Ihnen fällt es meist von Natur aus leichter, auch in Krisensituationen Glück zu empfinden. Andere müssen Resilienz trainieren.

Die gute Nachricht ist: Resilienz – und damit die Fähigkeit, Glück auch in Zeiten zu empfinden, die viel von negativen Gefühlen beherrscht sind, ist erlernbar.

Positive Gefühle: Nicht zu unterschätzende Wirkung

Glück ist nur eines von vielen Gefühlen. Und wie eingangs bereits gesagt: Ein Zwang zum Glücklichsein ist nicht nur unsinnig, sondern auch schädlich. Das Wesen des Glücks ist es, dass es kein Dauerzustand ist. Trotzdem – oder gerade deshalb – profitieren wir Menschen davon, das Glück zu suchen, es zu locken und uns dabei manchmal auch selbst ein wenig zu überlisten. Denn zahlreiche Studien haben belegt, dass positive Gefühle einen Einfluss auf den Verlauf von körperlichen und psychischen Erkrankungen haben können.

Leider ist das Glück zuweilen ein scheues Geschöpf. Wir müssen uns einiges einfallen lassen, um das Glück aus seinem Versteck hervorzuholen. Emotionsforscher haben jedoch gezielte Übungen entwickelt, mit denen es leichter fällt, das Glück aufzuspüren – auch in Krisensituationen. Es geht bei der Suche nach dem Glück nicht darum, die anderen Gefühle zu verleugnen. Sie sind da und sie haben eine Berechtigung und sogar eine Funktion. Aber Gleiches gilt eben auch für die positiven Gefühle.

Zu diesem Thema gibt es zahlreiche Bücher mit Übungen und Beispielen. Wichtig bei der Auswahl ist es darauf zu achten, dass die Verfasser keinen Zwang aufbauen, glücklich zu sein. Leider gibt es unter der Masse an „Glücksbüchern“ etliche, die dies tun und Dich damit unnötig unter Druck setzen.

Mika zeigt Dir im Folgenden einige Übungen, mit denen es Dir möglicherweise leichter fällt, Glück wahrzunehmen und diese Momente zu genießen. Schaue sie Dir in Ruhe an und entscheide ob und wenn ja, welche Übungen für Dich richtig sind.

Glückstagebuch – Logbuch der positiven Gefühle

Kaufe oder bastele Dir ein hübsches kleines Notizbuch. In dieses schreibst Du jeden Tag die Dinge auf, die positiv waren. Es ist dabei ganz gleichgültig, ob es sich um kleine Dinge handelt oder um große Glücksmomente. Zu diesen positiven Ereignissen können folgende Dinge zählen:

  • Du hast einen Glück-Cent, ein vierblättriges Kleeblatt oder etwas Ähnliches gefunden.
  • Du wurdest in der Warteschlange an der Kasse von einem anderen Menschen vorgelassen.
  • Obwohl der Wetterbericht Regen vorhergesagt hatte, schien die Sonne (zumindest ein wenig).
  • Du hast Dir heute ein leckeres Essen gekocht, gekocht bekommen, in einem Restaurant gegönnt.

Gutes tun – und Glücksgefühle ernten

Wissenschaftler haben herausgefunden, dass wir Menschen emotional davon profitieren, wenn wir anderen etwas Gutes tun. Es ist schon bei kleinen Kindern zu beobachten, dass sie gerne helfen, teilen oder Geschenke machen möchten. In Krisenzeiten ist bei dieser Übung noch ein weiterer Aspekt wichtig: In Zeiten der Krankheit fühlen sich Betroffenen leicht als Bittsteller. Wirst Du selbst aktiv wird und tust anderen Gutes, dann verstärkt dies zugleich Dein Gefühl der Selbstbestimmtheit.

Auch bei dieser Übung geht es nicht um die großen Gesten der Freundlichkeit – auch kleine Dinge können Freude schenken:

  • Lächele einen anderen Menschen auf der Straße oder im Bus/in der Bahn an.
  • Schenke einem Bettler etwas Kleingeld oder etwas zu Essen.
  • Schicke einem lieben Menschen eine Grußkarte – einfach so, ohne dass es einen Anlass dafür gibt.
  • Mache Deinem Partner, Deinem Kind eine Tasse Tee, wenn Du Dir selbst gerade eine zubereitest.

Beziehungspflege fördert positive Gefühle

Eine Langzeitstudie von Forschern der Universität Harvard hat herausgefunden, dass gute zwischenmenschliche Beziehungen zu Glück und Gesundheit beitragen können. Dabei ist es unwichtig, ob jemand zwei enge Vertraute hat oder zwanzig. Hier steht nicht die Quantität (Anzahl), sondern die Qualität im Vordergrund. Die entscheidenden Fragen sind also:

  • Fühlst Du Dich in der Gegenwart dieser Menschen wohl?
  • Fühlst Du Dich von diesen Menschen verstanden?
  • Hast Du das Gefühl, dass diese Menschen Dir vertrauen?
  • Kannst Du mit diesen Menschen für Dich angenehme Dinge unternehmen (ganz gleich, was das sein mag)?

Wenn Du bereits ein Netzwerk von Freunden und Familienangehörigen hast, dann kannst Du diese Kontakte jetzt verstärken. Dies geht zum Beispiel durch folgende Dinge:

  • Verbringe (mehr) Zeit mit diesen Menschen.
  • Rufe einen dieser Menschen an und frage, wie es ihm geht.
  • Wenn es Deine Kräfte zulassen, dann lade einen lieben Menschen ein oder besuche ihn.

Auch, wenn Du ein solches Netzwerk nicht hast, kannst Du Beziehungen auf- und ausbauen:

  • Nutze die Angebote von Selbsthilfegruppen.
  • An den meisten Kliniken gibt es Sport- oder Kreativangebote. Hier findest Du Menschen, die in der gleiche Situation sind wie Du.
  • Wenn es Deine Kraft zulässt: Beginne ein neues Hobby, das Du in einer Gruppe ausüben kannst. Also: Geh in einen Chor, mache einen Malkurs, erlerne Yoga, schließe Dich einer Diskussionsrunde an, gehe in einen Kegelclub
Glück ist etwas sehr Individuelles. Das, was den einen Menschen glücklich macht (ein Urlaub in einem heißen Land), kann für den anderen eine unangenehme Vorstellung sein (weil dieser Mensch heiße Temperaturen nicht mag). Die vorgestellten Übungen und Beispiele sind daher nur Anregungen. Überlege selbst, ob sie sich für Dich richtig anfühlen. Es gibt noch zahlreiche andere Übungen, die es leichter machen, die Glücksgefühle im eignen Leben wahrzunehmen.

 

Teile diesen Artikel
Diese Artikel könnten Dich auch interessieren.
Quellenangaben
  1. Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion: Meditation lindert chronische Kreuzschmerzen, abgerufen von aerzteblatt.de
  2. Chronische Schmerzen: Achtsamkeitsmeditation senkt Leidensdruck, abgerufen von aerzteblatt.de am 29.07.2019
  3. Depressionen: Achtsamkeits­meditation kann Rückfälle verhindern, abgerufen von aerzteblatt,de  am 29.07.2019
  4. Bildnachweis: © marigo – stock.adobe.com
Klinische Forschung
Wirksamkeit von Mika in klinischer Studie nachgewiesen
Medizinprodukt
Mika ist ein Medizinprodukt nach deutschem Medizinproduktegesetz
Sicherheit
Wir arbeiten nach höchsten Datenschutz-Richtlinien

Schweres leichter machen

Mach mit in deiner Mika-App!
Gezieltes Training
gegen Fatigue mit Video-Anleitung
Image

Image
Image