Football gegen die Folgen der Prostatakrebstherapie

Autor: Dipl. Biol. Esther Witte • Fachliche Prüfung: Dr. Henriette Quack
Lesedauer: 4 Minuten
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Football sorgt durch seine vielfältigen Bewegungsmuster für Stress der Knochen und beugt damit Osteoporose durch Prostatakrebs vor.

Spielst Du Fußball oder American Football? Das wäre gut, denn Forscher der Universität Kopenhagen haben herausgefunden, dass American Football einen erstaunlichen Einfluss auf die Knochenstärke von Prostatakrebspatienten zu haben scheint. In einer Studie konnten die Forscher zeigen, dass eine Stunde Football-Training pro Woche einige der Nebeneffekte der Erkrankung und der Therapie kompensieren und die Knochen stärken können.

Was passiert mit den Knochen von Prostatakrebspatienten?

Normalerweise werden die Knochen der Patienten durch den Krebs und insbesondere nach einer Anti-Hormontherapie brüchiger und auch spröde, weil die Konzentration des Testosterons im Körper abnimmt. Dadurch werden die Knochen entkalkt und das Risiko für Osteoporose steigt, ähnlich wie bei Frauen in der Menopause, denen ausreichende Mengen des weiblichen Hormonpendants Östrogen fehlt.

Football bei Prostatakrebspatienten

Warum ist dann ausgerechnet Football so förderlich für die Muskeln und Knochen? So wie es aussieht, scheint es doch sehr anstrengend für den Körper und ganz besonders für die Knochen zu sein. Und, ehrlich, kannst Du Dir vorstellen, dass so ein Sport gut sein soll für Patienten, die gerade eine doch belastende Therapie hinter sich gebracht haben und vielleicht sogar schon älter sind?

Offensichtlich scheint genau das der Fall zu sein. Die Studie mit dem symbolischen Namen „FC Prostata Studie“ konnte zeigen, dass der Sport sehr effektiv die muskuloskelettale Gesundheit fördern kann und ausgerechnet die scheinbar sehr strapazierenden Bewegungen, wie kurze Beschleunigungen und hartes Abbremsen, zur Verdichtung der Knochenmasse beitragen. Die Herausforderung durch den Gegner, der plötzliche Richtungswechsel und das Kicken und Blocken des Balles stimulieren auf ganz unterschiedliche Art und sehr kraftvoll die Knochen, was letztendlich zu ihrer Stärkung führt. Der Sport ist also nicht nur gut für das Herz und die Muskeln, sondern auch oder insbesondere für die Knochen.

Besonders ältere Männer, die kürzlich erst gegen den Prostatakrebs behandelt wurden, profitieren mit stärkeren Knochen von den Bewegungsmustern, die ein Football-Spiel mit sich bringt [1].

Die Kopenhagener Studie FC Prostata [2]

An der Studie nahmen 57 Männer im Alter zwischen 43 und 76 Jahren teil, deren Prostatakrebs bereits behandelt wurde. Bei Studienbeginn wurden die Teilnehmer in zwei Gruppen unterteilt: Eine bildete die Footballtrainings-Gruppe und die andere eine Kontrollgruppe.

Die Footballgruppe trainierte zwei- bis dreimal pro Woche jeweils 45 bis 60 Minuten über eine Zeitspanne von insgesamt 32 Wochen. Vor Studienstart und nach jeweils 12 und 32 Wochen wurden verschiedene Parameter mit Hilfe von speziellen funktionellen und Bluttests ausgewertet. Im Studienverlauf wurde beispielsweise die Veränderung der Knochenstärke im Vergleich zu den untrainierten Probanden untersucht. Nach nur 12 Wochen Football-Training war bereits die Knochenmasse der Beine bei den Spielern messbar erhöht, was man anhand der Knochenmarker Osteocalcin (Marker des Knochenaufbaus) und P1NP (zeigt die Aktivität des Knochenwachstums) erkennen konnte, die um 35 bzw. 50% angestiegen waren. Nach 32 Wochen Training konnten die Forscher beobachten, dass die Knochenmineralien der Spieler am oberen und unteren Teil der Oberschenkelknochen um 1-2% gegenüber der Kontrollgruppe angestiegen waren. Das entspricht der Knochenformation von Menschen, die 2-4 Jahre jünger sind.

Während des Trainings wurden die Bewegungen der Spieler exakt mittels GPS-Tracking gemessen. Die Auswertung zeigte, dass die Spieler zwar mit relativ geringer Geschwindigkeit unterwegs waren, dabei aber ein hohes Maß an Bewegungsmustern absolvierten. Sie absolvierten stündlich 300 Bremsvorgänge, 200 Beschleunigungen und 100 Laufkämpfe, was den Knochen offensichtlich extrem gutgetan hat. Denn zwischen der Zunahme der Knochenmasse und der Anzahl der Beschleunigungs- und Stoppvorgänge konnten die Forscher einen unmittelbaren Zusammenhang feststellen. Offensichtlich setzen die verschiedenen Bewegungen das Knochengewebe derart unter Stress, dass es stimuliert wird und mit einem Knochenverdichtungsprozess reagiert und zwar umso mehr, je öfter es mit Bewegungen in unterschiedlichen Winkeln konfrontiert wurden.

Auch eine ähnliche Studie mit gesunden Jugendlichen, die ihre Fussball-Trainingsbelastung gesteigert hatten, konnte zeigen, dass die Knochen der Jugendlichen im Vergleich zu weniger Trainierten zunehmend mineralisierten und das Knochengewebe sich verdickte [3]. Umgekehrt haben Untersuchungen an Astronauten und bettlägerigen Patienten bewiesen, dass durch Inaktivität die Muskelkraft und Knochendichte enorm abnehmen kann. Man geht von einem monatlichen Mineralienverlust (also von Kalzium, Phosphat, Magnesium und Natrium) im Knochengewebe von 1-2% aus. Die Mineralien sorgen für die Härte und Festigkeit der Knochen. Ein durch hormonelle Störungen salzfreier, also “entkalkter” Knochen, wird biegsam. Dabei kann eine angepasste Ernährung oder Medikamente dem Mineralienverlust nicht so entgegensteuern, wie es der richtige Sport kann. Die mechanischen Reize beim Sport aber haben einen direkten Einfluss auf das Knochenwachstum, da die im Knochen gespeicherte Flüssigkeit durch mechanische Lasten bewegt wird und dadurch Osteoblasten bzw. Osteoklasten aktiviert, die den Knochen auf bzw. abbauen [4].

Übrigens: Auch heute noch ist das FC Prostata-Team ein absolut spezielles und sehr erstaunliches Team. Obwohl das Forschungsprojekt schon vor mehr als zwei Jahren beendet wurde, hat das Team mit dem Football weitergemacht und spielt zweimal pro Woche und das ganze Jahr über härter als jemals zuvor. Die Forscher der Kopenhagener Universität sind selbst völlig beeindruckt darüber, wie stark der Sport die Stärke der Muskeln und die Knochendichte der Patienten verbessern konnte.

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Quellenangaben
  1. Professor Krustrup, Peter in Copenhagen Centre for Team Sport and Health, 23.11.2015, Football strengthens the bones of men with prostate cancer, abgerufen am 15.08.2019
  2. Uth, J. et. al. in Osteoporos Int. 2016 Apr;27(4):1507-1518, Efficacy of recreational football on bone health, body composition, and physical functioning in men with prostate cancer undergoing androgen deprivation therapy: 32-week follow-up of the FC prostate randomised controlled trial, abgerufen am 15.08.2019
  3. Ruchalla, Elke in Thieme Sportverlag 2017, Vermehrtes Training verbessert Knochenparameter bei jugendlichen Fußballspielern, abgerufen am 15.08.2019
  4. Perschon, Verena in Neueste Erkenntnisse aus der Raumfahrt, 26.09.2008, Auswirkungen von Inaktivität auf Muskulatur und Knochen sowie Einfluss trainingsspezifischer Maßnahmen zur Vermeidung deadaptiver Veränderungen in der Raumfahrt, abgerufen am 15.08.2019
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