Ernährung bei Fatigue

Autor: Christiane Hübbe • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 6 Minuten
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Während Deiner Krebstherapie stellst Du vielleicht fest, dass Du sowohl körperlich als auch geistig zutiefst erschöpft bist. Dieses Erschöpfungssyndrom, auch Fatigue genannt, tritt sehr häufig während der Krebsbehandlung auf. Wie Dich Ernährung bei Fatigue unterstützen kann.

In diesem Artikel erfährst Du,

  • Was es mit dem Fatigue-Syndrom auf sich hat
  • 10 Ernährungstipps, die Dich bei Fatigue unterstützen können.

Dieser Artikel wurde am 16.09.2021 veröffentlicht.

Es kann sein, dass Du Dich zum Essen überwinden musst. Denn eine zu geringe Nahrungsaufnahme kann Gewichtsverlust, Muskelabbau und Mangelernährung zur Folge haben. Gleichzeitig verstärkt sie auch das Fatigue-Syndrom. Doch dagegen kannst Du selbst etwas tun.

Erschlagende Erschöpfung …

Was Fatigue bedeutet:

Das Wort stammt aus dem Französischen und lässt sich mit Ermüdung oder Erschöpfung übersetzen. Sehr passend, denn bei dem sogenannten Erschöpfungssyndrom fühlst Du Dich, als würde Dich eine beständige, tiefe Erschöpfung überrollen – geistig sowie körperlich! Du bist abgeschlagen, ausgelaugt, kraftlos, müde. Dinge, die vorher ganz selbstverständlich waren, kosten nun unendlich viel Überwindung und Anstrengung.

Neben Deiner körperlichen Kraft ist auch die mentale Leistungsfähigkeit, wie die Konzentration und das Gedächtnis, beeinträchtigt. Der Unterschied zur normalen Erschöpfung ist, dass sie sich auch durch Ruhepausen oder Schlaf kaum verbessert.

Tritt dieser Erschöpfungszustand im Zusammenhang mit einer Krebserkrankung auf, spricht man von einem tumorassoziierten Fatigue-Syndrom. Dieser Zustand kann über Wochen anhalten und im schlimmsten Fall chronisch werden. Zum Glück verschwindet die Fatigue aber häufig innerhalb einiger Wochen nach Behandlungsende. (1, 3,4,10)

Viele mögliche Ursachen

Die Krebserkrankung und -therapie sind belastend für Psyche und Körper. So leiden 90% der Krebstherapierten vorübergehend am Fatigue-Syndrom. Es gehört damit zu den häufigsten Begleiterscheinungen und kann sowohl als Folge der Krebserkrankung entstehen als auch als Begleiterscheinung durch die Chemo- oder Strahlentherapie auftreten.

Eine einzelne, eindeutige Ursache konnte bislang nicht gefunden werden. Vielmehr scheinen mehrere Auslöser eine Rolle zu spielen wie zum Beispiel tumorbedingte Stoffwechselveränderungen, erbliche Veranlagungen, körperliche oder psychische Folgen der Erkrankung bzw. der Therapie, verschiedene Umweltfaktoren, Schlafmangel, psychischer Stress, chronische Infekte, Anämie, Mangelernährung oder Nebenwirkungen von Medikamenten. Die Ursachen sind vielschichtig. (1,3,5,10)

Ein Teufelskreis

Die Therapie des Fatigue-Syndroms richtet sich in erster Linie nach erkennbaren Auslösern wie beispielsweise einer Funktionsstörung der Schilddrüse, einer Blutarmut oder auch Diabetes. Dennoch kannst Du versuchen, Deine Beschwerden mit Deinem eigenen Verhalten wie Schlaf, Bewegung und Ernährung zu verbessern.

Die Ernährung spielt bei der Behandlung des Fatigue-Syndroms eine untergeordnete Rolle. Dennoch hat sie einen sehr großen Einfluss auf das Syndrom an sich. Denn wenn Du durch das Fatigue-Syndrom weniger Antrieb und Kraft zum Essen hast, nimmst Du weniger Energie auf. Gleichzeitig hast Du aber einen höheren Energiebedarf durch die Erkrankung und deren Behandlung.

Kurz gesagt: Fatigue kann dazu führen, dass Du weniger isst. Zusätzlich kann auch eine verringerte Nahrungsaufnahme zu Fatigue führen oder die Beschwerden verschlimmern. Ein Teufelskreis, den Du unbedingt unterbrechen musst. Eine ausgewogene, vielseitige, kalorienreiche Ernährung, die gut schmeckt und appetitanregend ist, soll deshalb die Grundlage Deines Speiseplans sein. (2,4,5)

Ernährung bei Fatigue

Bei der Therapie von Fatigue spielt die Ernährung eine Nebenrolle. Deshalb gibt es auch keine evidenzbasierten Empfehlungen zu speziellen Lebensmitteln. Dennoch gelten die allgemeinen Ernährungstipps bei Krebserkrankungen und deren Therapie. So lieferst Du Deinem Körper alle wichtigen Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe und nimmst genügend Energie auf. Einer Mangelernährung, Gewichtsverlust sowie Muskelabbau kannst Du so entgegenwirken. (4)

Folgende Ernährungstipps können bei Fatigue hilfreich sein:

1. Wähle kalorienreiche Lebensmittel

Wenn Du nur kleine Mengen essen kannst, sollten die Speisen möglichst viel Energie, Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe liefern. Ergänzende Trinknahrungen können Dir dabei helfen, da sie ein ausgewogenes Verhältnis dieser wertgebenden Inhaltsstoffen haben. Besonders wenn Du kraftlos bist, können sie Deine Energie und Nährstoffaufnahme verbessern – ohne großen Aufwand! (12,11)

2. Iss worauf Du Appetit hast

Wenn es für Dich anstrengend und kräfteraubend ist zu essen, solltest Du besonders darauf achten, worauf Du Appetit hast. So wird es Dir leichter fallen, Dein Essen zu genießen und vielleicht kannst Du sogar mehr davon essen. Zwing Dich also nicht, Speisen zu essen, auf die Du keinen Appetit hast. (10, 12)

3. Iss viele kleinere Mahlzeiten

Es ist viel einfacher kleinere Mahlzeiten („Snacks“) zu essen, als die wenigen üblichen großen Mahlzeiten. Versuche 5 bis 6 kleinere Mahlzeiten täglich zu Dir zu nehmen. Eine üppige Mahlzeit kann bei Kraftlosigkeit und auch Appetitlosigkeit ein demotivierender Anblick sein. (10,11,12)

4. Vorräte anlegen

Fülle Kühlschrank, Gefrierfach und Speisekammer auf. Gesunde Produkte, die sich lange halten, sind eine tolle Unterstützung, sparen Zeit und Energie. Dazu gehören zum Beispiel:

  • Trockene Lebensmittel wie Vollkornnudeln, Reis, getrocknete Hülsenfrüchte wie Erbsen und Linsen sowie Grieß, Haferflocken oder Quinoa
  • Konserven wie geschälte, gegarte Kartoffeln, passierte Tomaten, geschnittene, gegarte Bohnen
  • Tiefgekühlte Produkte wie alle Arten von Gemüse sind lange haltbar und schnell zubereitet. TK-Gemüse ist zudem auch noch sehr vitaminreich – eine gute Alternative zu frischem, schnell verderblichem Gemüse!

So kannst Du Dir den einen oder anderen Einkauf sparen und auch Deine Energie. (6)

5. Vorkochen

Wenn Du die Kraft hast zu kochen, dann bereite gleich eine größere Menge zu! Friere die übrigen Portionen ein – so kannst Du an anstrengenden Tagen darauf zurückgreifen. Frage auch Freunde und Familie, ob sie Dich unterstützen können. Sie sind bestimmt froh, Dir helfen zu können.

6. Alternativen annehmen

Mittlerweile gibt es zum Glück viele Möglichkeiten gesunde Gerichte zu erhalten, ohne selbst zu kochen oder nur mit sehr geringen Aufwand. Es gibt zum Beispiel zahlreiche Lieferservices und viele von ihnen haben auch eine gesunde Auswahl an Leckereien. Zudem hast Du bestimmt schon von Kochboxen gehört. Hier bekommst Du die Zutaten und die Anleitung für ein Gericht Deiner Wahl zu Dir nach Hause geliefert. Lieferservices, Kochboxen oder Fertiggerichte aus dem Tiefkühlfach: eine akzeptable Übergangslösung! (6)

7. Nimm Hilfe an!

Freunde und Familie bieten Dir Hilfe an? Nimm die Unterstützung an. Sie können Dir Arbeit abnehmen, indem sie für Dich den Einkauf erledigen, leckere Gerichte kochen, beim Haushalt helfen oder Dir Gesellschaft leisten. Überlege Dir, was Dir am meisten hilft und Dich am meisten Kraft kostet.

8. Snacken ist erlaubt!

Lege Dir auch eine Reserve mit Snacks an, die Du besonders gern isst. Stelle sie zum Beispiel in Schüsseln dorthin, wo sie leicht greifbar sind. So kannst Du Dich jederzeit bedienen, wenn Du Appetit bekommst! (6)

9. Achte auf Deine Flüssigkeitsversorgung

Trinkst Du zu wenig, riskierst Du die Entstehung eines Flüssigkeitsmangels. Dieser zeigt sich beispielsweise durch Kopfschmerzen, aber auch durch eine geringere körperliche Leistungsfähigkeit, Konzentrationsprobleme oder Müdigkeit. Die Symptome des Fatigue-Syndroms werden also verstärkt. Trinke am besten über den Tag verteilt mindestens 1,5 Liter Wasser, ungesüßten Tee oder Saftschorlen. Ein Glas Wasser oder eine Wasserflasche solltest Du immer griffbereit haben. (7, 9)

10. Wähle den richtigen Zeitpunkt für Deine Mahlzeiten

Es kann Dir sehr helfen, ein Energietagebuch zu führen. So kannst Du erkennen, zu welcher Tageszeit Du die meiste Energie zur Verfügung hast. Nun kannst Du Deine Energie einteilen. Lege zum Beispiel das Zubereiten und Genießen Deiner Mahlzeiten gezielt in diese Zeit. Denn Deine Nahrungsaufnahme sollte eine der wichtigsten Prioritäten sein. (8, 10)

Zusammengefasst

Bei der Behandlung des Fatigue-Syndroms kann die Ernährung einen großen Einfluss haben. Denn durch die extreme Erschöpfung kann es sein, dass Du weniger isst. Dadurch nimmst Du weniger Energie, Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe auf – Gewichtsverlust, Vitamin-oder Mineralstoffmangel sowie Muskelabbau können die Folge sein. Dies wiederum verstärkt das Fatigue-Syndrom.

Es ist deshalb wichtig, dass Du mit Deiner Ernährung möglichst gut versorgt bist, um diesen Teufelskreis zu unterbrechen. Iss deshalb abwechslungs-, energie- und vitaminreich und vor allem, worauf Du Appetit hast. So bekommt Dein Körper alles, was er braucht.

Was Du tun kannst

  • Iss möglichst energiereich, um auch bei geringer Nahrungsaufnahme gut versorgt zu sein.
  • Trinknahrungen können eine sinnvolle Nahrungsergänzung sein.
  • Iss worauf Du Lust hast, zwing Dich zu nichts.
  • Nimm 5 bis 6 kleinere Mahlzeiten zu Dir.
  • Lege Vorräte an, damit Du weniger einkaufen musst.
  • Wenn Du kochst, bereite gleich eine große Portion zu und friere diese ein.
  • Du kannst als Übergangslösung auch auf Fertiggerichte, Kochboxen oder Lieferservices zurückgreifen.
  • Nimm Hilfe von Freunden oder der Familie im Alltag an!

Die Rezepte „Erdbeer-Sahne-Quark“ und „Apfel-Crumble“ können Dir bei Fatigue-Syndrom guttun. Du findest sie in den Mika Rezepten.

 

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Quellenangaben
  1. Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Fatigue bei Krebs – Überblick, Informationsartikel 05.07.2018, abgerufen am 02.06.2021
  2. Deutsche Krebsgesellschaft e. V., Therapie krebsbedingter Fatigue, Informationsartikel 24.11.2016, abgerufen am 03.06.2021
  3. Bertz, H., Zürcher, G. (2014). Ernährung in der Onkologie, Schattauer Verlag, 2014.
  4. N. Erickson, N. Schaller, A.P. Berling-Ernst, H. Bertz. Ernährungspraxis Onkologie, Schattauer GmbH, Stuttgart, 2017, S30 ff.
  5. Eat what you need e.V. Was ist Fatigue? Welche Therapiemöglichkeiten gibt es? Fachinterview, 29.08.2019, abgerufen am 07.06.2021
  6. Eat what you need e.V. Was essen bei Fatigue / Müdigkeitssyndrom? 27.08.2019, abgerufgen am 05.06.2021
  7. Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V., Wasser trinken – fit bleiben, Informationsbroschüre, 2018 abgerufen am 05.2021
  8. Deutsche Fatigue Gesellschaft e.V. (DFaG), Tipps für den Alltag, Informationsartikel, abgerufen am, 06.06.2021
  9. Niedersächsische Krebsgesellschaft e.V., Ernährung bei Krebs, Informationsbroschüre, 01.2013, abgerufen am 06.06.2021
  10. Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Fatigue Gesellschaft e.V., Fatigue – Chronische Müdigkeit bei Krebs, Informationsbroschüre, 12.2017 abgerufen am 06.06.2021
  11. H. Biesalski, M. Adolph: Ernährungsmedizin nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer, 2010.
  12. M. Adolph: Ernährungsmedizin nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer, 2010.
  13. Deutsche Krebshilfe e.V., Ernährung bei Krebs, Informationsbroschüre, 01.2020 abgerufen am 06.06.2021
  14. Bildnachweis: © dragonstock – stock.adobe.com
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