Lymphödeme bei Krebs – das hilft

Autor: Mika Redaktion • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 6 Minuten
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Störungen im Lymphsystem führen zu Schwellungen. Wie können sie behandelt werden?

In diesem Artikel erfährst Du:

  • wie Du die Entstehung von Lymphödemen frühzeitig entdeckst
  • welche Behandlungen gegen Lymphödeme helfen
  • was Du selbst tun kannst, um die Therapie zu unterstützen

Dieser Artikel wurde am 15.08.2022 aktualisiert.

Lymphödeme entstehen, wenn sich Lymphflüssigkeit in Deinem Gewebe anstaut. Der Grund sind Störungen des Lymphsystems, die bei Dir wahrscheinlich durch die Krebstherapie oder den Krebs selbst ausgelöst wurden.

Das Ziel der Behandlung des Lymphödems ist zunächst, die gestaute Lymphflüssigkeit aus dem Gewebe zu entfernen und Dein Gewebe zu entlasten.

Die Therapie besteht aus der sogenannten Lymphdrainage und Kompressionsbehandlung. Dabei wirst Du von einer ausgebildeten Therapeutin oder einem Therapeuten behandelt.

Wichtig: Je früher die Behandlung stattfindet und je geringer das Ödem ausgeprägt ist, desto besser können die Maßnahmen greifen. Gib also frühzeitig Deinem Behandlungsteam Bescheid, wenn Du Anzeichen für ein Lymphödem erkennst.

Lymphödeme frühzeitig erkennen – so geht’s

Lymphödem treten häufig kurz nach der OP auf und sind dann meist gut behandelbar und verschwinden wieder. Jedoch können die Schwellungen auch längere Zeit nach der Behandlung wieder auftreten. Daher solltest Du auf folgende Frühzeichen achten:

  • Die Haut ist schmerzhaft angespannt und warm.
  • Ein Körperteil der betroffenen Seite fühlt sich schwer an, fängt an zu kribbeln oder zu spannen.
  • Die Bewegung ist eingeschränkt oder schmerzt.
  • Kleidung und Schmuck sitzen zu eng und werden unbequem.
  • Du nimmst an Gewicht zu.
  • Deine Schuhe werden eng, Socken hinterlassen deutliche Einschnürungen.
  • Eine Schwellung wird erkennbar.
  • Wenn die Schwellung eingedrückt wird, entsteht eine Delle.

Häufig sind die Schwellungen einseitig an Armen und Beinen, können aber auch im Gesicht, am Hals, Rumpf, im Bauch oder an den Genitalien auftreten.

Lymphdrainage gegen Lymphstauungen

Das erste Mittel der Wahl zur Behandlung von Ödemen ist die sogenannte manuelle Lymphdrainage. Das ist eine Art leichter Oberflächenmassage, die von speziell ausgebildeten Fachleuten durchgeführt wird. Die Massage besteht aus sanften, kreisenden Dreh-, Schröpf- und Pumpgriffen.

Da die Lymphgefäße recht nah an der Oberfläche liegen, ist es wichtig, die Griffe mit nur wenig Druck auszuüben (im Vergleich zu einer klassischen Massage). Sonst könnten die Gefäße eingedrückt und der Lymphabfluss behindert werden – also genau das, was nicht gewünscht ist.

Lymphknoten liegen tiefer im Gewebe. An diesen Stellen wird Deine Therapeutin oder Dein Therapeut mehr Druck anwenden.

Das Ziel dieser Behandlung ist es nicht, die Lymphe durch den Körper zu schieben, sondern die Aktivität der Lymphgefäße anzuregen und zu steigern. Die Drainage stellt also eine Unterstützung des Lymphsystems dar.

Ablauf der Lymphdrainage

Unabhängig davon, wo sich das Ödem befindet, beginnt die Behandlung immer am Hals und am Schlüsselbein. Hier befinden sich zum einen viele Lymphknoten und zum anderen mündet hier das Lymphsystem in das venöse Blut.

Von hier ausgehend wird über den Rumpf zu der Körperregion hingearbeitet, in dem sich das Ödem befindet (z.B. rechtes Bein). Die Massage sorgt quasi dafür, dass die Wege zunächst frei gemacht werden. Die kreisenden Bewegungen bei der Massage führen dazu, dass die Lymphgefäße gedehnt werden. So kann die Flüssigkeit in dem betroffenen Gebiet besser aufgenommen und abtransportiert werden.

Wie werden größere Ödeme behandelt?

Bei stärker ausgeprägten Lymphödemen und auch in Abhängigkeit vom Ort des Ödems kann auch die sogenannte komplexe physikalische Entstauungstherapie hilfreich sein. Hierbei erfolgt nach der Drainage noch eine Kompressionsbehandlung.

Dein Gewebe wird dann durch Hilfsmittel etwas zusammengedrückt. Deine Therapeutin oder Dein Therapeut legt Dir dazu entweder spezielle Kompressionsbandagen oder individuell angefertigte Kompressionsstrümpfe an.

Meist wird die Behandlung noch mit Bewegungsübungen ergänzt, die Du selber durchführen kannst, um den Lymphabfluss noch weiter zu fördern. Auch das Hochlagern der Körperteile mit Ödem kann helfen. Arme oder Beine kannst Du einfach auf ein Kissen legen. Bei Ödemen im Gesicht kann es helfen, nachts mit leicht erhöhtem Oberkörper zu schlafen.

Wenn nötig, kann Dein Behandlungsteam auch weitere Maßnahmen vorschlagen, wie beispielsweise luftgefüllte Manschetten, die das Gewebe weiter komprimieren. Auch eine OP kann in sehr seltenen Fällen infrage kommen. Solche Methoden sind noch nicht wissenschaftlich abschließend untersucht, könnten aber in besonderen Situationen eingesetzt werden, wenn zum Beispiel andere Maßnahmen überhaupt keine Wirkung gezeigt haben.

Verschreibung und Dauer der Behandlung

Sowohl die manuelle Lymphdrainage als auch die komplexe physikalische Entstauungstherapie wird von Deiner Ärztin oder Deinem Arzt verordnet. Die Behandlungsdauer kann 30, 45 oder 60 Minuten betragen, abhängig vom Umfang und Schweregrad des Ödems.

Wirst Du in einer Klinik behandelt, kannst Du täglich Lymphdrainagen bekommen. Zu Hause kann dies manchmal schwer zu organisieren sein, wenn Du Dich zum Beispiel zu schwach fühlst, um in die Physiotherapiepraxis zu gehen oder zu fahren. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Hausbesuche zu organisieren.

Frage am besten Dein Behandlungsteam, welche Praxis in Deiner Umgebung Hausbesuche anbietet und lass auf Deinem Rezept vermerken, dass Du Hausbesuche brauchst.

Wie Du die Therapie selbst unterstützen kannst

1. Pflege und schütze Deine Haut.

Der Flüssigkeitsstau belastet die Haut. Aber vor allem die Kompressionsbehandlung entzieht der Haut Fett und Feuchtigkeit. So wird der natürliche Säureschutzmantel der Haut gestört und sie wird noch anfälliger für Infektionen.

Feuchtigkeitspflege ist also jetzt wichtig:

  • Die wichtigste Maßnahme ist tägliches Eincremen. Dafür eignen sich rückfettende Cremes.
  • Achte darauf, dass Deine Pflege- und Waschprodukte möglichst pH-neutral und nicht parfümiert sind. So wird die Haut nicht zusätzlich gereizt.
  • Wenn möglich, schütze Deine Haut auch vor kleinen Verletzungen (Risse, Schnitte etc.).
  • Gerade bei Tätigkeiten, bei denen Du Dich schneiden oder kratzen könntest, sorge lieber für eine zusätzliche Schutzschicht. Zieh beispielsweise Handschuhe an oder gib einer langen Hose den Vorzug.

2. Bewegung ist wichtig für den Lymphabfluss.

Das Herz ist wie ein Motor für den Blutkreislauf – für das Lymphsystem gibt es so einen Motor nicht. Hier ist der Wechsel zwischen An- und Entspannung der Muskulatur der wichtigste Antrieb für den Lymphfluss. Du kannst Dir also wahrscheinlich schon denken, dass Bewegung eine Hilfe gegen Lymphödeme ist.

Früher hat man eher dazu geraten, betroffene Körperteile – beispielsweise der Arm nach einer Brustkrebsoperation – zu schonen und nicht zu belasten. Denn man befürchtete, dass die Belastung die Entstehung eines Lymphödems fördern würde. Mittlerweile zeigen Untersuchungen, dass das nicht der Fall ist und dass Bewegung und Training (Kraft- und Ausdauerübungen) förderlich sind.

Ein Lymphödem ist also kein Hindernis, aktiv am Leben teilzunehmen. Im Gegenteil – ein aktives Leben mit viel körperlicher Aktivität hilft Dir sogar gegen die Lymphödeme.

Wie und in welchem Umfang Du Dich am besten bewegst, das erfrage bei Deinem Behandlungsteam, beziehungsweise bei Deinem Physiotherapie-Team.

Wichtig: Nachsorge bei Lymphödem

Wenn Du einmal ein Lymphödem hattest, kann es sein, dass Du auch in Zukunft leichter Ödeme bekommen kannst. Du kannst Rückfällen aber vorbeugen, indem Du:

  • Regelmäßig Kompressionsstrümpfe trägst
  • Dich in Acht nimmst vor Verletzungen und Infektionen am betroffenen Körperteil
  • Die Haut gut pflegst
  • Die entsprechende Körperregion regelmäßig von Fachleuten kontrollieren lässt
  • Auf mögliche Anzeichen eines neuen Ödems achtest und Dich frühzeitig an Dein Behandlungsteam wendest, wenn Du etwas Ungewöhnliches bemerkst

Weitere Hilfsangebote

Leidest Du unter einem Lymphödem, kannst Du Dich auch an Selbsthilfegruppen wenden.

Zusammengefasst

Lymphödeme können gut behandelt werden. Manchmal dauert die Behandlung mehrere Monate. Du kannst die Therapie selbst unterstützen, mit Bewegung und Hautpflege. Lymphödeme können sich nach einiger Zeit zurückbilden, wenn sich Dein Körper an die neue Situation gewöhnt hat.

Das kannst Du tun

  • Nimm verordnete Behandlungen gewissenhaft wahr.
  • Falls es Dir schwerfällt, eine Praxis aufzusuchen, frage Dein ärztliches Behandlungsteam, ob es Dir eine Behandlung zu Hause ermöglichen kann.
  • Pflege Deine Haut und bewege Dich regelmäßig, um Deinen Körper gegen Lymphödeme zu unterstützen.
  • Prüfe regelmäßig, ob Du Anzeichen eines neuen Lymphödems entdecken kannst. Sprich mit Deiner Hausärztin, Deinem Hausarzt oder dem onkologischen Behandlungsteam bei Auffälligkeiten.
  • Vielleicht tut Dir der Kontakt mit anderen Betroffenen oder der Austausch in einer Selbsthilfegruppe gut. Es gibt sie in ganz Deutschland, speziell zum Leben mit Lymphödem.

 

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