Kurkuma – Wundermittel gegen Krebs?

Autor: Dipl. oec. troph. Karin Kastrati • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 5 Minuten
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Kann die orientalische Würzpflanze Kurkuma zur Behandlung von Krebs oder Nebenwirkungen der Therapie eingesetzt werden?

Wahrscheinlich hast Du schon einmal von Kurkuma gehört. Hierzulande wird es hauptsächlich als Gewürz genutzt. Doch neben dem Einsatz in der orientalischen Küche wird immer häufiger auch die Wirkweise von Kurkuma bei der Krebsbehandlung diskutiert. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf dem gelben Inhaltsstoff des Kurkumas, dem sogenannten Curcumin. Ob Curcumin tatsächlich eine positive Wirkung bei der Krebsbehandlung zeigt, haben wir im Folgenden kurz für Dich zusammengestellt.

Kurkuma – die Würze des Orients

Kurkuma, Gelbwurz, gelber Ingwer oder indischer Safran – verschiedene Namen für ein und dieselbe Pflanze. Curcuma longa, wie der lateinische Name lautet, gehört zur Familie der Ingwergewächse. Die Kurkuma-Pflanze wird bis zu einem Meter hoch und trägt hellgrüne Blätter. Doch verwendet wird lediglich der Wurzelstock: gemahlen oder gerieben entsteht das bekannte gelbe Gewürzpulver. Die Pflanze kommt ursprünglich aus Südasien und wird dort schon seit tausenden von Jahren für verschiedene Zwecke genutzt. Die Verwendung von Kurkuma in Curry-Gewürzmischungen zum Kochen kennst Du vielleicht. Doch Kurkuma kann noch mehr: bereits seit 500 vor Christus wird das gelbe Pulver in der Ayurvedischen Medizin eingesetzt. Und auch heute sind die traditionellen Heilmethoden in Asien noch weit verbreitet. Kurkuma wird dabei eine reinigende und energiespendende Wirkung zugesprochen. Doch auch in der westlichen Medizin hält Kurkuma langsam Einzug: Gerade in den vergangenen Jahren wird die Wirkung von Curcumin bei der Krebsbehandlung genauer untersucht.

Curcumin – was genau wissen wir heute?

In Untersuchungen im Reagenzglas zeigte Curcumin tatsächlich vielversprechende Wirkungen auf Krebszellen:

  • Der Pflanzenstoff wirkte wachstumshemmend und leitete den frühzeitigen Zelltod der Krebszellen ein – sie konnten also nicht weiterwachsen und starben letztendlich ab.
  • Krebszellen scheinen durch eine Zugabe von Curcumin anfälliger für eine Chemotherapie oder Bestrahlung zu werden. Die Wirkung der beiden Behandlungsmethoden wird durch die Gabe des Pflanzenstoffes also verbessert.
  • Es gibt aber auch Laborexperimente, in denen durch Curcumin die Wirkung der Chemotherapie abgeschwächt wurde.
  • In Laborversuchen zeigte der gelbe Pflanzenstoff antioxidative Wirkung. Das heißt, Curcumin ist in der Lage schädliche Stoffe in unserem Körper, sogenannte freie Radikale abzufangen. Freie Radikale können unter Umständen zu Schäden an unseren Zellen führen und eine Krebsentstehung fördern.

Hinter einigen der positiven Wirkungen steckt vermutlich die chemische Struktur des Curcumins: Es besitzt zwei Ringstrukturen, sogenannte phenolische Ringe, die mit verschiedenen Botenstoffen in Verbindung treten können und die Signalübertragung innerhalb der Krebszellen verändern. Dies hat vorwiegend Auswirkungen auf die Bildung von sogenannten Wachstumsfaktoren und Zytokinen, beides Stoffe, die die Krebszelle für ihr weiteres Wachstum benötigt. (1, 2)

Studien an Krebspatienten – gibt es einen positiven Einfluss?

Klar ist: Die Erforschung von Curcumin steht noch am Anfang, viele angebliche Wirkungen wurden schlichtweg lediglich im Reagenzglas festgestellt und sind bisher nicht durch Studien am Menschen belegt. Daher lässt sich derzeit auch nicht genau sagen, ob und wie der Inhaltsstoff der Kurkuma-Pflanze auf die Krebsentwicklung bei uns Menschen wirkt.

Erste Studienergebnissee an Krebspatienten stammen hauptsächlich aus sogenannten Phase I oder Phase II Studien. Das bedeutet, dass der gelbe Pflanzenstoff nur an wenigen Krebspatienten und lediglich über einen Zeitraum von einigen Wochen bis zu wenigen Monaten untersucht wurde. Meist ging es bei diesen Untersuchungen um die Sicherheit und Verträglichkeit von Curcumin bei Krebspatienten.
In den wenigen heute verfügbaren wissenschaftlichen Studien zur Wirkung auf das Krebsgeschehen im Menschen zeigte Kurkuma jedoch keine nachweisbare Verbesserung gegenüber der Kontrollgruppe.
Lediglich eine Studie an Prostatapatienten kam zu einem positiven Ergebnis: Wurde Curcumin in Verbindung mit Isoflavonen verabreicht, verringerte sich der sogenannten PSA-Wert der Patienten, ein Richtwert für die Erkrankung. Jedoch ist es fraglich ob Curcumin hier tatsächlich der ausschlaggebende Faktor war oder ob es eher an den Isoflavonen lag. Einzeln wurden die beiden Pflanzenstoffe leider nicht untersucht. (1,3)

In einer weiteren kontrollierten Studie an Prostatakarzinom-Patienten während Bestrahlung wurde die zusätzliche Gabe von Curcumin weiter untersucht. Nach drei Monaten zeigten sich jedoch keinerlei Unterschiede im Hinblick auf den Therapiererfolg im Vergleich zur Kontrollgruppe. (4)
Bisher gibt es also keine Beweise dafür, dass Curcumin gegen Krebs bei Menschen wirkt.

Mit Kurkuma gegen Nebenwirkungen?

Nun gut, auch wenn Curcumin bei uns Menschen vielleicht keine Wirkung gegen Krebs zeigt, so könnte der Pflanzenstoff doch vielleicht unterstützend zur Behandlung von Nebenwirkungen genutzt werden. Leider gibt es auch hier sehr widersprüchliche Ergebnisse aus wissenschaftlichen Studien. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Darmkrebs-Patienten, die vor der Operation Curcumin einnahmen, wesentlich weniger mit Mangelernährung zu kämpfen hatten – auch ihr Allgemeinzustand war besser. (5)

Dem gegenüber steht jedoch dann wieder eine Betrachtung von Patienten mit fortgeschrittenem Pankreaskarzinom. Bei den Patienten, die täglich Curcumin einnahmen kam es im Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer stärken Abnahme an Muskelmasse und Körperfett. (8) Das heißt, sie haben mehr an Gewicht verloren, als die Patienten in der Kontrollgruppe. Was ist aber nun richtig? Verhindert Curcumin einen Gewichtsverlust oder fördert es ihn sogar noch? Wir wissen es nicht.

Ähnlich sieht es auch bei anderen Therapie-Nebenwirkungen aus. In hochwertigen Studien konnte durch Curcumin keine Verbesserung einer sogenannten Radiodermatitis erzielt werden (6, 7) Bei Radiodermatitis handelt es sich um eine Erkrankung der Haut, ausgelöst durch eine Strahlentherapie.

Kurzum: Um eine genau Aussage über die Wirksamkeit von Kurkuma zur Behandlung von Nebenwirkungen sagen zu können, sind sicherlich weitere Studien nötig. Daher kann derzeit die Einnahme von Kurkuma auch nicht empfohlen werden.

Wechsel- und Nebenwirkungen – was ist zu beachten?

Erstes Problem bei der Einnahme von Kurkuma stellt die sogenannte Bioverfügbarkeit dar. Aufgrund seiner schlechten Wasserlöslichkeit kann der Pflanzenstoff nur in kleinen Mengen aus dem Darm in unsere Zellen aufgenommen werden. Um überhaupt eine Wirkung in unserem Körper zu erzielen müssten bei einer Behandlung mit Curcumin also recht hohe Mengen des Pflanzenstoffes eingenommen werden.

Ein weitaus größeres Problem sind jedoch Wechselwirkung von Curcumin mit den Medikamenten der Krebsbehandlung. Wie auch einige Medikamente, wird Curcumin in der Leber abgebaut. Daher kann es ein, dass der Pflanzenstoff Einfluss darauf nimmt, wieviel eines Medikamentes tatsächlich ins Blut gelangt. In Studien konnte eindeutig gezeigt werden, dass Curcumin die Wirkung von oralen Krebsmedikamenten wie Palbociclib, Capecitabin und Enzalutamid hemmt. Außerdem senkte die Einnahme von Curcumin in Einzelfällen den Wirkspiegel von Everolimus im Blut. Es kann also sein, dass durch die Einnahme von Curcumin nicht mehr ausreichend Wirkstoff von Medikamenten ins Blut gelangt, die Therapie kann dann nicht mehr wirken.

Gute Nachrichten gibt es jedoch von Seiten der Nebenwirkungen von Kurkuma: tatsächlich gibt es üblicherweise keine unerwünschten Wirkungen des Pflanzenstoffes, auch wenn milde Fälle von Völlegefühl, Übelkeit und Durchfall sowie vereinzelte Fälle von Hautausschlag und toxischer Leberentzündung bekannt wurden.

Fazit:

Ob sich die Einnahme von Kurkuma nun positiv auf eine Krebserkrankung oder eventuell vorliegend Nebenwirkungen Deiner Krebsbehandlung auswirkt, lässt sich derzeit leider noch nicht eindeutig sagen. Erste präklinischen Reagenzglas-Studien waren durchaus positiv, jedoch gibt es bisher einfach noch zu wenige kontrollierte Studien an Krebspatienten. Die verfügbaren Studien haben keine Wirksamkeit von Curcumin auf Krebs oder Nebenwirkungen der Krebstherapie zeigen können. Solltest Du über die Einnahme von Curcumin nachdenken, ist es wichtig, mit Deinem behandelnden Arzt darüber zu sprechen. Er kann Dir sagen, ob dies sinnvoll sein kann. Besondere Vorsicht ist geboten, wenn du derzeit eine medikamentöse Behandlung gegen Krebs erhältst. Hier kann es zu Wechselwirkungen kommen, die Deine Therapie unter Umständen unwirksam machen. Auf gar keinen Fall solltest Du ohne vorherige Absprache mit Deinem Arzt Nahrungsergänzungsmittel nehmen!

 

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Quellenangaben
  1. Tomeh MA, Hadianamrei R, Zhao X. A Review of Curcumin and Its Derivatives as Anticancer Agents. Int J Mol Sci. 2019 Feb 27;20(5). pii: E1033.
  2. krebsinformationsdienst.de/fachkreise/nachrichten/2019/fk14-curcumin-kurkuma-krebs.php (25.07.2019)
  3. Ide H, Tokiwa S, Sakamaki K, Nishio K, Isotani S, Muto S, Hama T, Masuda H, Horie S. Combined inhibitory effects of soy isoflavones and curcumin on the production of prostate-specific antigen. 2010 Jul 1;70(10):1127-33.
  4. Hejazi J, Rastmanesh R, Taleban F-A, et al. Effect of Curcumin Supplementation During Radiotherapy on Oxidative Status of Patients with Prostate Cancer: A Double Blinded, Randomized, Placebo-Controlled Study. Nutrition and Cancer. 2016/01/02 2016;68(1):77-85.
  5. He ZY, Shi CB, Wen H, et al. Upregulation of p53 expression in patients with colorectal cancer by administration of curcumin. Cancer Invest. Mar 2011;29(3):208-213.
  6. Ryan Wolf J, Heckler CE, Guido JJ, et al. Oral curcumin for radiation dermatitis: a URCC NCORP study of 686 breast cancer patients. Supportive care in cancer : official journal of the Multinational Association of Supportive Care in Cancer. May 2018;26(5):1543-1552.
  7. Curcumin for radiation dermatitis: A randomized, double-blind, placebocontrolled clinical trial of 30 breast cancer patients. Journal of clinical oncology. 2012;30(15_suppl).
  8. Parsons HA. The effects of curcumin (diferuloylmethane) on body composition of patients with advanced pancreatic cancer. 2016;7(15):20293- 20304.
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