Kribbelnde Finger, taube Zehen – Was ist Polyneuropathie?

Autor: Dipl. Biol. Esther Witte • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 3 Minuten
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Durch eine Chemotherapie können Nerven verletzt werden. Unterstützende Maßnahmen sollen die Nervenschmerzen lindern.

Nach dem Lesen des Artikels weißt Du,

  • Was neuropathische Schmerzen infolge einer Krebstherapie sind
  • Welche Medikamente die Beschwerden verringern können
  • Was Du tun kannst, um die Schmerzen zu lindern

Dieser Artikel wurde am 12.03.2021 aktualisiert.

Es kann sein, dass Du nach der Krebstherapie ein unangenehmes Gefühl an Händen oder Füßen spürst. Diese Begleiterscheinung nennt man auch neuropathischer Schmerz oder Neuropathie. Neuropathische Taubheitsgefühle oder Schmerzen schränken den Alltag und die Lebensqualität mitunter ein. Manchmal klingen sie mit der Zeit wieder ab, sie können aber auch dauerhaft bestehen bleiben. Es gibt unterstützende Maßnahmen zur Linderung Deiner Beschwerden.  

Was sind Neuropathien?

Durch die Krebstherapie oder den Tumor selbst können Nerven geschädigt werden. Dann können sie Reize nicht mehr wie gewohnt verarbeiten. Meist betreffen die Nervenschädigungen Hände und Füße, sehr selten sind das Gehirn oder innere Organe betroffen. 

Symptome von Neuropathien an Sinnesnerven

Sinnesnerven sind am häufigsten von Neuropathien betroffen. Du spürst das anfangs daran, dass Deine Hände oder Füße: 

  • kribbeln oder brennen
  • sich pelzig oder taub anfühlen
  • schmerzen
  • ungewöhnlich überempfindlich gegenüber Reizen sind

Schreitet die Nervenschädigung fort, verlierst Du das Gefühl für Schmerzen oder Temperaturen. Deine Feinmotorik kann eingeschränkt sein. Dann fallen Dir alltägliche Aufgaben, wie Greifen oder Gehen, vielleicht schwerer. Auch steigt die Gefahr von Stürzen sowie Wundinfektionen, weil Bagatellverletzungen nicht bemerkt werden. 

Symptome von Neuropathien an Nerven der Muskeln

Wenn Nerven an den Muskeln geschädigt sind, können folgenden Symptome auftreten: 

  • Muskelzucken
  • Muskelkrämpfe
  • Kraftlosigkeit in Armen und Beinen

Möglicherweise fallen Dir die täglichen Verrichtungen deshalb schwerer. 

Symptome von Neuropathien an Hirnnerven oder Organen

Sehr selten betreffen die Nervenschädigungen das Gehirn oder die Organe. Geschieht dies dennoch, kann es je nach betroffenem Nerv zu den folgenden Symptomen kommen: 

  • Ohrgeräusche, Hörverlust 
  • Sehstörungen
  • Koordinations- und Gleichgewichtsstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Antriebslosigkeit, anhaltende Müdigkeit
  • Verstopfungen
  • Blutdruckprobleme

Faktoren, die die Entstehung von Neuropathien fördern

Du hast ein erhöhtes Risiko, Neuropathien zu entwickeln, wenn einer oder mehrere der folgenden Punkte auf Dich zutreffen:  

  • Diabetes mellitus
  • Schilddrüsenunterfunktion
  • Bindegewebserkrankungen
  • entzündliche-rheumatische Erkrankungen
  • Nierenschwäche
  • Vitaminmangel (vor allem B1, B6, B12)
  • häufiger Alkoholkonsum
  • bestimmte genetische Vorprägungen

Kann man Neuropathien vorbeugen?

Wichtig ist das Gespräch mit Deinem Behandlungsteam. Frage sie nach dem Nutzen-Risiko-Verhältnis einer geringeren Medikamentendosis, einer Therapiepause oder Alternativtherapie. Denn Nervenschmerzen vorzubeugen, ist bisher kaum möglich. 

In einer Studie konnten tiefgefrorene Handschuhe und Socken während der Chemotherapie neuropathische Symptome verringern. Sie reduzieren die Durchblutung und damit den Durchfluss der Chemotherapie an Händen und Füßen. Allerdings sind nicht alle Daten positiv oder belastbar, sodass Nutzen und Risiken nicht zweifelsfrei belegt sind. Fachleute empfehlen hingegen im Vorfeld ein regelmäßiges Bewegungstraining. Hierdurch lassen sich Beweglichkeit, Stabilität und Motorik trainieren.

Medikamente gegen Neuropathien

Leider helfen klassische Schmerzmittel kaum gegen Neuropathien. Mitunter können Dir folgende Medikamente Linderung verschaffen:

  • Medikamente gegen Depressionen, wie z. B. Duloxetin
  • Medikamente gegen Krampfleiden, wie z. B. Pregabalin
  • Opioide
  • ergänzend schmerzlindernde Pflaster oder Salben

Unterstützende Therapien

Je nach Beschwerden werden als unterstützende Maßnahmen im Sinne einer Bewegungstherapie angeboten:

  • Balancetraining
  • sensomotorisches Training
  • Koordinationstraining
  • Feinmotoriktraining
  • Vibrationstraining

Hierbei geht es um die Stärkung von Sinnen und Muskeln, Beweglichkeit, Lebensqualität und Gleichgewicht. Bei einigen Menschen können auch physiotherapeutische, ergotherapeutische Maßnahmen oder physikalische Therapien, wie zum Beispiel Elektrotherapie, förderlich sein.

Zusammengefasst

Neuropathische Schmerzen können in Zusammenhang mit einer Chemotherapie auftreten. Sie betreffen vorwiegend die Sinnesnerven und führen zu Taubheitsgefühlen oder Schmerzen. Durch regelmäßige Bewegung, unterstützende Therapien und Medikamente kann Deine Lebensqualität verbessert werden. Der enge Austausch mit Deinem Behandlungsteam ist dabei sehr wichtig.

Das kannst Du tun

  • Schütze Dich vor Kälte und Hitze.
  • Sorge für sicheren Stand.
  • Lasse Hände und Füße auf Verletzungen untersuchen.
  • Vermeide schlecht sitzende Kleidung.
  • Sorge für genug Bewegung.
  • Scheue Dich nicht, Dir auch psychologische Hilfe im Umgang mit Schmerzen oder Polyneuropathie zu holen, beispielsweise durch eine psychoonkologische Fachkraft.
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