Fasten bei Krebs: No-Go oder Hilfe?

Autor: Dr. Volker Henn • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 4 Minuten
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Fasten-Ideen gibt es viele, auch für Menschen mit Krebs. Aber kann Fasten bei Krebs überhaupt helfen? Oder schadet es sogar?

In diesem Artikel erfährst Du:

  • ob und wann Fasten bei Krebs sinnvoll ist
  • wieso Fasten gefährlich sein kann
  • worauf Du bei Deiner Ernährung achten solltest
  • was Studien zum Fasten bei Krebs sagen

Es gibt viele Tipps rund um das Fasten oder den Verzicht auf einzelne Lebensmittel bei einer Krebserkrankung. Doch Vorsicht ist angebracht: Solchen Tipps zu folgen, kann gefährlich werden.

Fakt ist: Mit Fasten kannst Du Krebszellen nicht direkt schädigen. Aber es gibt Hinweise aus Studien, dass Fasten gegen Nebenwirkungen von Krebstherapien möglicherweise unterstützen könnte. Die Forschung steht hier allerdings erst am Anfang.

Eines ist jedoch sicher: Faste nie ohne enge Absprache mit Deinem Behandlungsteam! Fasten bei Krebs bringt nämlich eine große Gefahr mit sich: Wenn Du weniger oder nichts ist, führt das zu einem Verlust von Körpergewicht – und Gewichtsverlust unterstützt den Erfolg Deiner Krebstherapie keinesfalls, sondern ist hinderlich!

Nicht zuletzt sorgt essen auch für Lebensfreude und ist ein tief in Dir verankertes Bedürfnis. Auch das medizinisch betreute Fasten solltest Du Dir also gut überlegen. Es kann Dir möglicherweise schwerfallen.

Diese Ernährungstipps gelten bei Krebs

Fasten zur Linderung oder Vorbeugung von Therapienebenwirkungen ist noch nicht abschließend untersucht und wird allgemein nicht empfohlen.
Daher gilt für Dich:

  • Lass Dich nicht von Ernährungstipps unter Druck setzen.
  • Versuche, genussvoll zu essen.
  • Bevorzuge eine abwechslungsreiche Kost mit viel Eiweiß (falls keine Beschwerden dagegen sprechen).
  • Vermeide einseitige Diäten.
  • Falls Du Gewicht verlierst, sprich mit Deinem Behandlungsteam – auch wenn Du übergewichtig bist.
  • Eine professionelle Ernährungsberatung kann Dir wertvolle Hinweise geben und Dich unterstützen.

Zahlen und Fakten – Wissen im Detail

Was sagen Studien zum Thema Fasten bei Krebs?

Forscher und Forscherinnen haben vor allem untersucht, wie sich kurzzeitiges Fasten auf die Nebenwirkungen der Chemotherapie auswirkt: Tierversuche gaben Hinweise, dass Fasten den Stoffwechsel beeinflusst. Dadurch könnten gesunde Zellen vor Folgen der Chemotherapie geschützt werden.

Beim Menschen wurden bislang insgesamt 7 Studien mit 249 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. Sie waren meist an Brust- oder Eierstockkrebs erkrankt. Einzelne Studien beschäftigten sich auch mit Tumoren in Gehirn, Prostata, Lunge und Darm.

Die Forschung zu diesem Thema ist noch nicht abgeschlossen. Die Studien konnten aber erste Hinweise liefern: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fasteten bis zu vier Tage. Diejenigen, die das Fasten nicht abgebrochen hatten, vertrugen das in der Regel sehr gut. In einigen Studien schien das Fasten den Nebenwirkungen der Chemotherapie vorzubeugen.

Zu den positiven Folgen gehörten:

  • geringere Müdigkeit
  • weniger Nerven- und Kopfschmerzen
  • weniger Entzündungen der Mund- und Darmschleimhaut

Diese Hinweise sind jedoch kein Beleg für eine Wirksamkeit von Fasten. Vielmehr zeigen sie, dass weitere Studien durchgeführt werden müssen, um diesen Hinweisen nachzugehen. Es fehlen aktuell aussagekräftige Studien mit Menschen.

Welche Risiken kann Fasten haben?

Fasten kann Deinen Körper stark belasten und damit den Erfolg der Krebstherapie gefährden. Du solltest also immer zuerst Dein Behandlungsteam um Rat fragen. Eine wichtige Voraussetzung ist meist, dass Du eine gute körperliche Verfassung hast. Denn das größte Risiko beim Fasten ist der Verlust von Körpergewicht und damit Mangelernährung. Bei Krebs ist das möglichst zu vermeiden!

Denn:

  • Gewichtsverlust und Mangelernährung schwächen das Immunsystem, führen zu Muskelabbau und verschlechtern die Wundheilung.
  • Als Folge können sich Krankenhausaufenthalte verlängern, Therapieabbrüche häufiger auftreten und Operationen unmöglich werden.
  • Und nicht zuletzt: Du kannst ein Stück Lebensfreude und den Genuss am Essen verlieren.

Welche Fasten-Arten sind besonders gefährlich?

Du hast vielleicht schon von sogenannten „Krebsdiäten“ gehört oder gelesen. Viele davon beruhen ebenfalls auf Fasten oder zumindest einer starken Verminderung der Nahrungsmittelauswahl oder -menge. Von den meisten dieser Diäten raten Fachleute grundsätzlich ab.

Nicht empfehlenswert sind u.a.:

  • einseitige Diäten wie „Krebskur total nach Breuss“ oder die Gerson-Diät in ursprünglicher Fassung
  • Heilfasten nach Buchinger
  • Kuren nach F. X. Mayr

Was ist mit der ketogenen Diät?

Bei der sogenannten ketogenen Diät nimmst Du möglichst wenig Zucker und andere Kohlenhydrate zu Dir. Krebszellen brauchen tatsächlich viel Energie, die auch von Zucker und anderen Kohlenhydraten bereitgestellt wird. Jedoch sind die Zusammenhänge und Abläufe in Deinem Körper so kompliziert – Du kannst die Krebszellen nicht durch Zucker-Fasten von der Energiezufuhr abschneiden. Fachleute für Krebs raten daher auch von der ketogenen Diät ab!

39 Studien mit 770 Teilnehmern erbrachten keine Hinweise, dass die ketogene Diät eine krebshemmende Wirkung hat. Die Diät scheint auch nicht die Überlebenszeit zu verlängern. Häufig kommt es jedoch zu einem deutlichen Gewichtsverlust, der während einer Therapie fast immer negative Folgen hat. Zudem kann eine ketogene Diät spürbare Nebenwirkungen auslösen – Fatigue, Verstopfung, Durchfall, Erbrechen und Übelkeit.

Die Forschung zu diesem Thema ist allerdings noch nicht abgeschlossen.

Zusammengefasst

Es gibt Hinweise, dass kurzzeitiges Fasten den Nebenwirkungen einer Chemotherapie vorbeugen könnte. Für einen Beweis ist jedoch noch weitere Forschung nötig. Fasten während einer Krebserkrankung könnte dazu führen, dass Dein Körpergewicht sinkt, was bei Krebserkrankungen vermieden werden sollte.

Das kannst Du tun

  • Lass Dich nicht von Ernährungstipps unter Druck setzen.
  • Versuche, genussvoll zu essen.
  • Bevorzuge eine abwechslungsreiche Kost mit viel Eiweiß (falls keine Beschwerden dagegen sprechen).
  • Vermeide einseitige Diäten.
  • Falls Du Gewicht verlierst, sprich mit Deinem Behandlungsteam – auch wenn Du übergewichtig bist.
  • Eine professionelle Ernährungsberatung kann Dir wertvolle Hinweise geben und Dich unterstützen.
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Quellenangaben

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Bildnachweis: © sewcream – stock.adobe.com

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