Fakten-Check: Mit oder ohne Fleisch – was ist besser bei Krebs?

Autor: Dr. Volker Henn • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 5 Minuten
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Es gibt viele Ansichten. Zum Beispiel: „Fleisch hilft Dir, Deinen Nährstoffbedarf zu decken!“ Oder: „Fleisch kann das Krebsrisiko erhöhen!“ – was stimmt?

In diesem Artikel erfährst Du

  • Ob Deine Entscheidung für oder gegen Fleisch einen Einfluss auf Deine Erkrankung hat
  • Welche Ernährung bei einer Krebstherapie empfohlen wird
  • Was Du bei einer vegetarischen und veganen Ernährung beachten musst

Überlegst Du, welche Ernährung Dich am besten gegen den Krebs unterstützt? Ob Du womöglich Fleisch vom Speiseplan streichen solltest, obwohl Du es gerne isst? Oder ernährst Du Dich vegetarisch oder vegan und fragst Dich jetzt, ob während einer Krebserkrankung Fleisch nicht doch wichtig wäre?

Kurz: Vor allem rotes Fleisch und Wurstwaren erhöhen das Risiko für einige Krebsarten. Das zeigen Studien. Aber auf einen bestehenden Tumor hat es keine Auswirkung, wenn Du Fleisch isst. Eine bestimmte Diät kann Krebs nicht heilen.

Hin und wieder Fleisch zu essen, hat auch Vorteile – Du bekommst darüber wichtige Nährstoffe. Aber auch ohne Fleisch kannst Du Dich ausgewogen ernähren und damit Deine Therapie unterstützen.

Während der Krebstherapie kommt es vor allem darauf an, dass Du Deinen Körper ausreichend mit allen Nährstoffen versorgst. Mangelernährung und Gewichtsverlust solltest Du unbedingt vermeiden. So kann Dein Körper die Belastungen durch die Erkrankung und Therapie besser wegstecken. Wichtig ist auch, dass Du mit Freude und Appetit isst.

Egal für welche Ernährungsform Du Dich entscheidest, eine professionelle Ernährungsberatung ist in jedem Fall empfehlenswert. Dort bekommst Du wertvolle Hinweise. Diese helfen Dir, eine Mangelernährung zu vermeiden.

Ernährung bei Krebs – Empfehlung von Fachleuten

1. Iss, was Dir schmeckt und guttut

Bist Du aktuell an Krebs erkrankt, ist es für Dich besonders wichtig, dass Du Dir in Sachen Ernährung keine Zwänge auferlegst. Iss, was Dir schmeckt und was Dein Körper gut verträgt! Die Ernährung soll nicht zum zusätzlichen Stressfaktor werden. Krebszellen nehmen sich, was sie brauchen – egal, wie Du Dich ernährst.

2. Halte Dein Gewicht!

Normalerweise lautet die Empfehlung, dass Du überflüssige Pfunde verlieren solltest. Bei einer Krebstherapie gilt das jedoch nicht: Dein Körper braucht alle Kräfte, um die Belastungen gut zu überstehen. Verhindere also einen Verlust von Körpergewicht! Er kann Dir schaden, sogar wenn Du übergewichtig bist.

  • Wiege Dich daher am besten einmal die Woche und notiere Dein Gewicht.
  • Wenn Du eine Gewichtsabnahme erkennst, kannst Du Deine Nahrung mit Fetten anreichern: Sie sind eine sehr gute Energiequelle.
  • Wende Dich an Dein Behandlungsteam, wenn Du bemerkst, dass Dein Gewicht weiter abnimmt.

3. Du brauchst genug Eiweiß!

Bei einer Krebserkrankung steigt der Bedarf an Eiweiß deutlich. Du solltest daher ausreichend Eiweiß zu Dir nehmen: Fachleute empfehlen pro Kilogramm Körpergewicht täglich etwa 1,2 bis 1,5 Gramm Eiweiß, bei ausgeprägten Entzündungen sogar 2,0 Gramm.

Beispiel: Wenn Dein Körpergewicht 60 Kilogramm beträgt, benötigst Du also zwischen 72 und 120 Gramm Eiweiß täglich.

Viel Eiweiß steckt in

  • Fleisch und Fisch
  • Eier
  • Milch und Milchprodukte
  • Hülsenfrüchte wie Linsen, Erbsen, Bohnen, Soja und Tofu
  • Nüsse und Erdnüsse
  • Getreide und Getreideprodukte


Beispiel: So schaffst Du 90 g Eiweiß am Tag

Das folgende Beispiel entspricht dem Eiweißbedarf für eine normalgewichtige Person mit 65 kg, die sich aktuell in Therapie befindet.

  • Frühstück: Bircher Müsli (etwa 12 g Eiweiß)
  • Zwischenmahlzeit: Energie-Bällchen aus Trockenfrüchten und Nüssen (6 Stück) (etwa 8 g Eiweiß)
  • Mittag: Gebratenes Lachsfilet auf Fenchel (etwa 35 g Eiweiß)
  • Zwischenmahlzeit: Griechischer Joghurt mit Walnüssen und Honig (etwa 12 g Eiweiß)
  • Abendessen: 2 Scheiben Bauernbrot mit Streichfett, 45 g Schinken, 20 g Gouda und Gemüsebeilage (etwa 23 g Eiweiß)

Was beachten, wenn Du Dich vegetarisch ernährst?

Der Verzicht auf Fleisch macht es Dir vielleicht schwerer, täglich genügend Eiweiß aufzunehmen. Achte auf vegetarische Mahlzeiten, die viel Eiweiß enthalten.

Zusätzlich helfen bestimmte Kombinationen von Lebensmitteln. So kann Dein Körper das Eiweiß leichter aufnehmen. Gut sind zum Beispiel:

  • Milch und Weizenmehl,
  • Mais und Bohnen oder
  • Kartoffeln und Ei.
Dein Gewicht kannst Du in der Regel auch mit vegetarischer Ernährung gut halten. Es gibt viele fetthaltige Speisen, in denen viel Energie steckt. Beispiele sind Sahne, Butter, Nüsse, Öle und so weiter.

Vitamin B12, Zink und Eisen könnten Dir fehlen. Frage Dein Behandlungsteam nach einem Bluttest. Ist auch eine vegane Ernährung möglich?

Du kannst Dich auch vegan ernähren, ohne damit den Erfolg der Krebstherapie zu gefährden. Allerdings musst Du dann sehr gut planen. Als Veganerin oder Veganer kannst Du es deutlich schwerer haben, Deinen Eiweißbedarf zu decken.

Zudem kann es zu einem Mangel an wichtigen Nährstoffen kommen, wie

  • Eisen
  • Zink
  • Vitamin B12
  • Vitamin D
  • Omega-3-Fettsäuren
  • Calcium und
  • Iod

Eventuell wirst Du diesen Bedarf über Nahrungsergänzungsmittel abdecken müssen. Sprich mit Deinem Behandlungsteam.

Zahlen und Fakten – Wissen im Detail
Kann vegetarische Kost langfristig das Krebsrisiko senken?

Kann der Verzicht auf Fleisch dazu beitragen, dass Du gar nicht erst (erneut) an Krebs erkrankst?

Britische Forscher haben im Jahr 2022 eine Studie veröffentlicht, die den Einfluss von Fleischkonsum auf das Krebsrisiko untersucht. Sie analysierten dazu die Daten von 470 000 britischen Bürgerinnen und Bürger. Alle hatten zu Beginn der Studie keine Krebserkrankung. Etwa 250 000 Studienteilnehmerinnen und Teilnehmer verzehrten fast täglich Fleischprodukte, knapp 9000 waren Vegetarier.

Nach durchschnittlich etwa elf Jahren traten insgesamt fast 55 000 Krebsfälle auf. Bei drei Krebsarten schien die Ernährung das Krebsrisiko zu beeinflussen.

Im Vergleich zu einem regelmäßigen Fleischkonsum zeigte sich bei vegetarischer Kost sowie Fischkonsum oder seltenem Fleischkonsum ein niedrigeres Krebsrisiko für:

  • Darmkrebs
  • Brustkrebs nach der Menopause
  • Prostatakrebs

Einen klaren Beweis konnte diese Studie jedoch nicht erbringen, da es sich um eine Beobachtungsstudie handelte. Die Studie zeigte somit nur einen möglichen Zusammenhang. Die Ergebnisse sind also lediglich ein Anhaltspunkt für weitere Studien zum Thema.

Zusammengefasst

Eine ausgewogene Ernährung kann den Verlauf einer Krebserkrankung und -therapie positiv beeinflussen. Dazu sind alle gängigen Ernährungsformen geeignet. Wichtig ist, dass Du auf die ausreichende Zufuhr von Nährstoffen und Energie achtest. Dabei kann Dich Dein Behandlungsteam sowie eine professionelle Ernährungsberatung beraten und individuell unterstützen.

Das kannst Du tun

  • Wichtig ist vor allem, dass Du mit Freude und Appetit isst.
  • Nimm ausreichend Eiweiß zu Dir.
  • Vermeide einen Gewichtsverlust.
  • Hilfreich ist die Hilfe von Fachleuten. Gute Informationen bieten Diätassistentinnen und Diätassistenten, sowie Fachleute der Ernährungswissenschaft und der Ökotrophologie.
  • In der Mika Themenreise „Krebs und Ernährung“ bekommst Du viele Informationen zum Thema.

Hast Du auch eine Gesundheitsfrage aus Deinem Alltag, über die Du nachgrübelst und für die Du Dir einen Fakten-Check wünschst? Dann schreibe der Mika-Redaktion eine Mail an
content@fosanis.de.
Deine Frage landet in der Themenplanung für die nächsten Mika-Fakten-Checks und wird geprüft. Danke für Deine Mithilfe!

 

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