Fakten-Check: Kurkuma, Aprikosenkerne & „Superfoods“ – Nahrungsmittel gegen Krebs?

Autor: Dr. Volker Henn • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 5 Minuten
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Gibt es wirklich Nahrungsmittel, die gegen Krebs wirken?

In diesem Artikel erfährst Du:

  • Warum einzelne Lebensmittel nicht gegen Krebs wirken
  • Wann sogenannte Superfoods gefährlich sein können
  • Worauf Du bei Deiner Ernährung stattdessen achten solltest

Dieses Versprechen hast Du vielleicht schon gehört: Ein bestimmtes Lebensmittel hemmt das Wachstum von Krebs, wenn Du es nur täglich zu Dir nimmst. Häufig handelt es sich um exotische Beeren und Samen, die als „Superfoods“ gelten. Es können aber auch Extrakte aus altbekannten Nahrungsmitteln oder Gewürze sein.

Fakt ist, dass bestimmte Bestandteile von einigen Lebensmitteln unter ganz bestimmten Voraussetzungen im Labor tatsächlich gegen Krebs wirken können:

  • Sogenannte Antioxidantien machen aggressive Substanzen unschädlich, die sonst Krebs fördern würden.
  • In Laborversuchen können bestimmte Nährstoffe das Wachstum von Krebszellen stoppen. Diese Nährstoffe finden sich in manchen Gewürzen.

Aber: Laborversuche lassen sich nicht unmittelbar auf den Menschen übertragen – dafür ist der menschliche Organismus viel zu komplex. Und im Fall der Antioxidantien fehlt der wissenschaftliche Beweis, dass sie als einzelner Wirkstoff bei der Krebstherapie oder -vorbeugung hilfreich sind.

Eine ausgewogene Ernährung ist wichtiger als einzelne Lebensmittel!

Es gibt keinen Beweis, dass ein einzelnes Lebensmittel einen Tumor zurückdrängen kann. Manche der angepriesenen Lebensmittel enthalten sogar Substanzen, die in hoher Konzentration schädlich sind. Fachleute raten stattdessen zu einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Kost: Damit stärkst Du Deinen Körper und unterstützt so Deine Krebstherapie.

Zahlen und Fakten – Wissen im Detail
Was sind Superfoods?

Manche Lebensmittel sollen die Gesundheit besonders fördern, häufig sogar gegen Krebs wirken. Vor allem bei exotischen Beeren und Samen fällt dann meist der Begriff „Superfood“. Doch lass Dich nicht täuschen: Superfoods sind eine Erfindung der Werbebranche, sie beruhen nicht auf den Erkenntnissen der Wissenschaft.

Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Superfoods überflüssig sind: Solange Du sie in Maßen verzehrst, liefern sie wertvolle Nährstoffe und bereichern Deinen Speiseplan. Bei manchen Beschwerden können sie Dir auch guttun. Doch sie sind kein Heilmittel gegen Krebs.

Fünf Lebensmittel, die angeblich gegen Krebs wirken sollen

  • Acai-Beeren: Die Früchte einer brasilianischen Palme sind als Acai-Beeren bekannt. Das Fruchtmark ist verdünnt erhältlich, manchmal auch als getrocknetes Pulver oder in Kapseln. Die Beeren haben einen hohen Gehalt an Antioxidantien. Mögliche Gefahr ist die Wechselwirkung mit Medikamenten: Antioxidantien könnten den Erfolg einer Krebstherapie gefährden. Das Risiko besteht aber nur, wenn Du Nahrungsergänzungsmittel mit hochdosierten Antioxidantien zu Dir nimmst, solange bei Dir kein Mangel besteht. Bei einer gesunden und ausgewogenen Ernährung gibt es hingegen keine Bedenken gegen Antioxidantien, da sich der Körper soviel aus der Nahrung nimmt, wie er braucht.
  • Aprikosenkerne: Manche Aprikosensorten enthalten bittere Kerne, die getrocknet als Snack angeboten werden. Beim Verzehr entsteht im Körper Blausäure, die manchen Behauptungen zufolge nur Krebszellen schadet. Diese Behauptung ist jedoch falsch: Bereits beim Kauen entsteht die Blausäure, die schwere Vergiftungen auslösen kann. Zu den möglichen Folgen zählen Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Bei sehr hohen Mengen tritt eine Atemnot auf, die bis zum Tod führen kann.
  • Chia-Samen: Die Chia-Pflanze stammt ursprünglich wohl aus Mexiko. Ihre Samen enthalten große Mengen von Ölen, die wie Antioxidantien wirken. Chia-Samen eignen sich für Dressings, Süßspeisen und Backwaren. Mögliche Gefahr ist die Wechselwirkung mit Medikamenten: Hohe Mengen von Chia-Samen können die Wirkung von Blutdrucksenkern und Gerinnungsmitteln beeinflussen.
  • Goji-Beeren: Die traditionelle chinesische Medizin verwendet schon lange die Früchte des Bocksdorn-Strauchs, Goji-Beeren genannt. Die Beeren werden in getrockneter Form, als Saft oder in Form von Kapseln verkauft. Sie sind reich an Antioxidantien. Mögliche Gefahr ist die Wechselwirkung mit Medikamenten: Goji-Beeren können die Wirkung des Gerinnungshemmers Warfarin stören.
  • Kurkuma: Aus dem gelben Ingwer wird das Gewürz Kurkuma gewonnen. Es enthält das Curcumin. Es wird gerne in der indischen Küche verwendet und ist in Currypulver enthalten. Mögliche Gefahr ist die Wechselwirkung mit Medikamenten:Curcumin verändert die Aktivität von Stoffwechselenzymen, die Einfluss auf die verfügbare Dosis von Medikamenten, so auch auf Krebsmedikamente, haben.

Zudem können allergische Reaktionen auftreten: Ungewohnte Lebensmittel bergen grundsätzlich das Risiko, dass Du überempfindlich oder allergisch reagierst. In sehr seltenen Fällen wurde das auch bei Chia-Samen beobachtet.

Was sagen Studien und wissenschaftliche Fakten?
Es gibt keinen Beweis, dass ein einzelnes Nahrungsmittel nachweisbar Krebs zurückdrängt. Auch nicht Lebensmittel mit Antioxidantien, Amygdalin oder Curcumin!

  • Aprikosenkerne und deren Inhaltsstoff Amygdalin stellen sogar eine erhebliche Gefährdung dar. Amygdalin findest Du auch unter dem Fantasienamen Vitamin B17. Eine halb künstlich hergestellte Substanz mit den gleichen Eigenschaften nennt sich Laetrile. Der menschliche Stoffwechsel wandelt Amygdalin/Laetrile in die hochgiftige Blausäure um.
  • In Laborversuchen konnte Curcumin die Ausbreitung von Krebs stoppen. Beim Menschen konnte das jedoch nicht bestätigt werden, wie Studien bei Brust- und Prostatakrebs zeigten.
  • Antioxidantien beseitigen „freie Radikale“. Die aggressiven Radikale können das Erbgut schädigen und die Entwicklung von Krebs fördern. Über die Nahrung nimmst Du viele unterschiedliche Antioxidantien auf, vor allem Vitamin C und E, Beta-Carotin und Anthocyane. Aber auch für Antioxidantien fehlt der Nachweis, dass sie als einzelner Wirkstoff bei der Krebstherapie oder -vorbeugung hilfreich sind. Fachleute gehen aktuell eher davon aus, dass die Kombination von Antioxidantien mit anderen Nährstoffen eine schützende Wirkung entfaltet. Diese Kombination lässt sich durch eine vielfältige und ausgewogene Ernährung erreichen.

Wie ernährst Du Dich richtig?

Eine gesunde Ernährung ist ein wichtiger Teil der Krebstherapie: Sie stärkt Deinen Körper und hilft Dir, die Folgen der Erkrankung besser zu überstehen. Wichtig sind jedoch nicht einzelne Lebensmittel, sondern ein abwechslungsreicher und ausgewogener Speiseplan, der Dich mit allen Nährstoffen versorgt.

Der europäische Kodex zur Krebsbekämpfung empfiehlt:

  • Nimm ausreichend Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte zu Dir (täglich mindestens 400 Gramm).
  • Bevorzuge Getreideprodukte aus Vollkorn (möglichst täglich).
  • Meide zucker- und fettreiche Speisen.
  • Verzehre weniger als 500 Gramm Fleisch in der Woche.
  • Bereite alle Speisen frisch zu, meide Fertiglebensmittel.
  • Nimm täglich höchstens 6 Gramm Salz zu Dir.

Weitere Informationen und Unterstützung bieten, neben Deinem Behandlungsteam, insbesondere Diätassistentinnen und Diätassistenten, sowie Fachleute der Ernährungswissenschaft und der Ökotrophologie.

Zusammengefasst

Oft wird behauptet, dass einzelne Lebensmittel gegen Krebs wirken – häufig „Superfoods“ genannt. Es gibt jedoch keinen Beweis, dass ein einzelnes Lebensmittel die Krebstherapie wirksam unterstützen kann. Manche sogenannte Superfoods enthalten Substanzen, die unter Umständen nachteilig für die Therapie oder sogar giftig sein können. Empfehlenswert ist stattdessen eine abwechslungsreiche Ernährung, die Deinen gesamten Körper stärkt.

Das kannst Du tun

  • Ernähre Dich ausgewogen und gesund.
  • Vertraue nicht auf die Wirkung einzelner Lebensmittel.
  • Vermeide hochdosierte Antioxidantien während der Krebstherapie.
  • Sprich mit Deinem Behandlungsteam, bevor Du Nahrungsergänzungsmittel zu Dir nimmst.
  • In der Mika-Themenreise „Ernährung bei Krebs“ bekommst Du weitere Informationen zum Thema.
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