Ein Medikament namens Bewegung

Autor: M.Sc. Patrick Hartmann • Fachliche Prüfung: Dr. Clemens Seidel
Lesedauer: 3 Minuten
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Mit Chemotherapie und der Antihormon-Therapie treten häufig Nebenwirkungen auf. Wie ein Medikament kann Bewegung sie beeinflussen.

Viele Patienten fragen sich, ob Bewegung während Ihrer Behandlungszeit ratsam ist und auf was sie achten sollen.
In diesem Artikel geben wir Dir Antwort auf einige Fragen rund um das Thema und haben auch nützliche Tipps für Dich.

Bewegung so wichtig wie ein Medikament?

Bei einer Krebserkrankung wird häufig eine Chemotherapie, eine Bestrahlung oder antihormonelle Therapie durchgeführt.
Damit gehen häufig Nebenwirkungen einher. Körperliche Aktivität kann diese jedoch in vielen Fällen positiv beeinflussen.
Beispielsweise zeigte eine Studie mit Brustkrebspatientinnen im Stadium I-III, die 24 Stunden vor der Chemotherapie eine 30-minütige Bewegungseinheit absolvierten, einen geringeren Ruhepuls und Blutdruck sowie weniger depressive Verstimmungen.

Es ist aber auch zu erkennen, dass der Verlauf der Erkrankung und das Rückfallrisiko durch Bewegung reduziert werden können. Letzteres ist vor allem dann am geringsten, wenn bereits vor der ersten Diagnose regelmäßig Sport getrieben wurde.
Aber selbst, wenn erst mit der Erkrankung damit begonnen wird, wirkt sich körperliche Aktivität noch positiv aus. Am besten ist dies gut bei Brust-, Darm- und Prostatakrebs erforscht.
Darüber hinaus trägt Bewegung zu einer höheren Leistungsfähigkeit bei, stärkt das Selbstbewusstsein und erhöht im Gesamten die Lebensqualität.

So wie Medikamente typischerweise Symptome lindern können, kann in diesem Fall allein Bewegung schon eine große Wirkung erzielen.

Welche Mechanismen tragen dazu bei?

Zum heutigen Stand ist noch weitestgehend unklar, wie genau es zu diesen sehr positiven Effekten kommt. Folgende Aspekte werden jedoch immer wieder in diesem Zusammenhang beschrieben:

  • Bewegung fördert die Durchblutung im gesamten Körper. Dadurch wird Krebszellen das Überleben erschwert.
  • Bewegung verbraucht vermehrt Abbauprodukte des Stoffwechsels, die eine Art Nährboden für Krebszellen darstellen.
  • Bewegung senkt den Insulinspiegel im Körper und reduziert körpereigene Botenstoffen wie beispielsweise IGF (insulin-like growth factors), die für das Wachstum von Krebszellen notwendig sind.
  • Bewegung stärkt die Psyche, was sich positiv auf das Immunsystem auswirkt.
  • Speziell bei hormonabhängig wachsendem Brustkrebs: Bewegung senkt den Östrogenspiegel im Blut und Gewebe
  • Speziell bei Magen- und Darmkrebs: Bewegung verkürzt die Kontaktzeit krebserregender Stoffe im Magen-/Darmtrakt

Dazu kommt, dass Menschen, die regelmäßig körperlich aktiv sind, in der Regel eine gesündere Lebensweise pflegen. Sie trinken beispielsweise weniger Alkohol und rauchen seltener. Aber auch ihre Körperwahrnehmung ist stärker ausgeprägt, sodass Veränderungen bewusster und schneller wahrgenommen werden können.
Dadurch ist eine Erkennung von Krankheiten häufig bereits in früheren Stadien möglich und eine entsprechende Therapie kann schneller eingeleitet werden.

Wie sollte körperliche Betätigung aussehen?

Im Allgemeinen wird der positive Effekt mit zunehmendem Bewegungsumfang größer. Die einzelnen Einheiten können dabei kürzer sein und mehrfach in der Woche (z.B. 30 Minuten, 5-mal pro Woche) durchgeführt werden.
Es geht aber auch längere Einheiten zu planen, die weniger häufig (z.B. 50 Minuten, 3-mal pro Woche) absolviert werden.
Für die meisten ist eine moderate Intensität, wie sie zum Beispiel beim zügigen Gehen oder Joggen auftritt, gut geeignet. In unserer App findest Du auch eine Anleitung für das sogenannte Slow Jogging.
Eine Überlastung sollte jedoch grundsätzlich vermieden werden. Daher sind immer Deine individuellen Möglichkeiten zu berücksichtigen.

Häufig wird eine Kombination aus einem Kraft- und Ausdauertraining empfohlen, das durch ein Beweglichkeits- und Koordinationstraining ergänzt wird. So werden alle wichtigen motorischen Grundeigenschaften ausgeglichen trainiert.

Es gibt aber auch die Möglichkeit, die Belastung über den MET (metabolic equivalent task) zu steuern. Dies ist eine Einheit für den Stoffwechsel. 1 MET entspricht dem Verbrauch von 1 kcal pro Kilogramm Körpergewicht. Forscher empfehlen als Aktivitätsumfang 18-25 MET pro Woche. Folgend eine Auflistung unterschiedlicher Aktivitäten und deren MET pro Stunde:

  • Schwimmen: 8
  • Joggen, Fußballspiele, Skifahren: 7
  • Staubsaugen: 6
  • Gartenarbeiten: 5
  • Walken, Radfahren: 4
  • Spazierengehen: 3

Und jetzt?

Wenn du Dir nun unsicher bist welche Aktivität und welche Belastungsdosierung für Dich die Richtige ist, dann hole Dir auf alle Fälle von Deinem Arzt oder Physiotherapeuten einen fachlichen Rat ein.
Dein Training sollte speziell auf Deine Situation abgestimmt sein. Letztendlich ist jedoch ein entscheidender Faktor, dass Dir das, für was du Dich entscheidest, Spaß macht.
So wird es Dir auch leichtfallen, langfristig körperlich aktiv zu bleiben.

Ergänzende Information

Wenn auch hier ausschließlich die positive Wirkung von körperlicher Aktivität während einer Erkrankung beschrieben ist, zeigt sich eine solche auch in völlig gesundem Zustand.
Menschen, die sich regelmäßig körperlich betätigen zeigen eine 20-30 Prozent reduzierte Wahrscheinlichkeit, künftig an Krebs zu erkranken.

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Quellenangaben
  1. krebsgesellschaft.de: Sport bei Krebs: So wichtig wie ein Medikament , cited 29 August 2018.
  2. Baumann, F. T. (Ed.). (2008). Bewegungstherapie und Sport bei Krebs: Leitfaden für die Praxis; mit 22 Tabellen. Deutscher Ärzteverlag.
  3. Schüle, K. (2006). Zum aktuellen Stand von Bewegungstherapie und Krebs. B&G Bewegungstherapie und Gesundheitssport, 22(05), 170-175.
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