Die Hochdosis-Chemotherapie – Wie läuft sie ab?

Autor: Dr. Nicole Strauch • Fachliche Prüfung: Dr. Clemens Seidel
Lesedauer: 5 Minuten
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Vielleicht hat Dein Arzt den Begriff Hochdosis-Chemotherapie als mögliche Behandlungsmethode ins Spiel gebracht oder jemand hat Dir davon erzählt. Hier erfährst Du, um was es sich dabei handelt und welche Aspekte wichtig sind.

Bei der Hochdosis-Chemotherapie handelt es sich um ein Behandlungsverfahren, dass eingesetzt wird, z.B. wenn vorhergehende Chemotherapien nicht genügend Krebszellen bei Dir bekämpfen konnten. Wie der Name schon erahnen lässt, sind die Medikamente, die verwendet werden (Zytostatika) in einer besonders hohen Dosierung vorhanden. Hauptsächlich wird die Hochdosis-Chemotherapien bei Erkrankungen der blutbildenden Organe (z.B. Lymphomen, Leukämien) aber auch bei anderen Tumoren (z.B. Keimzelltumoren wie Hodenkrebs oder Eierstockkrebs) eingesetzt. Damit soll erreicht werden, dass besonders widerstandsfähige Tumorzellen beseitigt werden und das Knochenmark auf die Transplantation gesunder Stammzellen vorbereitet wird.

Vorher wird in der Regel eine leichtere Chemotherapie durchgeführt, um den Tumor zurückzudrängen.

Für die Hochdosis-Chemotherapie wirst Du stationär im Krankenhaus aufgenommen. In der Regel werden die verschiedenen Medikamente dann innerhalb von einer Woche dann mittels Infusionen über einen Venenkatether gegeben. Wenn dann – nach ca. 1 bis 3 Tagen – die Medikamente Deinen Körper wieder verlassen haben und nicht mehr im Blut nachweisbar sind, wird die Stammzelltransplantation durchgeführt. Andere Fachbegriffe hierfür sind: Blutstammzelltransplantation oder Blutstammzellreinfusion.

Die Transplantation ist notwendig, da durch die Hochdosis-Chemotherapie neben den Tumorzellen vor allem auch das Knochenmark angegriffen wird, und dies im Anschluss an die Therapie wieder ersetzt werden muss. Hierzu benutzt man Spritzen, die die Stammzellen durch den Venenkatether Deinem Körper zuführen. Hierzu stehen den Ärzten zwei Verfahren zur Verfügung: a) Die Stammzellen werden durch Deine eigenen Stammzellen ersetzt. Dies nennt man autologe Stammzelltransplantation. b) Man benutzt fremde Stammzellen, um Dein Knochenmark wieder zu regenerieren (allogene Stammzelltransplantation).

Da die Stammzellen gelagert werden müssen, werden diese tiefgefroren aufbewahrt. Hierzu muss man ihnen ein Mittel beimischen, das vor Schäden durch das Gefrieren schützt. Werden die Stammzellen dann aufgetaut und Dir verabreicht, weiß man, dass dieses Mittel einen unangenehmen Geschmack verursacht. Daher bieten Praxen/Kliniken oft Gummibärchen oder andere Süßigkeiten an, um diesen abzumildern.
Du kannst Dir aber selbst schon etwas Süßes einstecken, dass Dir am besten schmeckt, wenn Du weißt, dass die Stammzellen transplantiert werden.

Außerdem wird auch meist gleich ein Medikament gegen Übelkeit und auch eines gegen mögliche Herzrhythmusstörungen gegeben. Dies soll sicherstellen, dass die Transfusion so schonend wie möglich für Dich verläuft.

Wie geht es weiter?

Die Gabe der Medikamente führt dazu, dass Anzahl weißer und roter Blutkörperchen und Deiner Blutplättchen abfällt. Deshalb muss man gewisse Schutzmaßnahmen ergreifen, um Dich zu schützen. Eine ist, dass Du isoliert wirst, um Dich davor zu schützen, dass Krankheitserreger von anderen auf Dich übertreten. Du selbst musst dann für eine gewisse Zeit einen Mundschutz tragen, wenn Du mit anderen Menschen in Kontakt kommst und auch die anderen müssen einen Mundschutz tragen und besonders auf eine richtige Händedesinfektion achten. Du wirst in dieser Zeit in einem sogenannten Isolierzimmer untergebracht. Dies bedeutet, dass von außen auf dem Gang sichtbar ist, dass hinter dieser Tür besondere Vorsichtsmaßnahmen zu Deinem Schutz zu beachten sind.

Da durch die Therapie die Anzahl der Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyten sinkt wirst Du in der Zeit isoliert, damit Du vor Krankheitserregern geschützt bist. Dazu beziehst Du ein Isolierzimmer im Krankenhaus. Hier müssen alle Personen, die dieses Zimmer betreten wollen, einen Mundschutz tragen und ihre Hände nach bestimmten Regeln desinfizieren.

Da die Blutwerte nicht nur absinken, sondern auch die Produktion neuer Blutzellen für etwa zwei Wochen reduziert ist werden Dir Bluttransfusionen gegeben und Medikamente, die die Produktion von Leukozyten anregen.

Die Blutstammzellen beginnen dann, nachdem sie im Knochenmark angewachsen sind, wieder mit der Blutproduktion. Nach ca. zwei Wochen steigen dann die Blutwerte wieder an und die Isolation kann dann – nach eingehender Laborkontrolle – wieder aufgehoben werden. Du bleibst aber noch so lange im Krankenhaus, bis bestimmte Blutwerte wieder erreicht sind und man Dich wieder bedenkenlos entlassen kann. Dies dauert im Schnitt drei bis vier Wochen nach Stammzelltransplantation. Bis sich Dein Immunsystem wieder vollständig erholt hat dauert es allerdings in der Regel noch ein ganzes Jahr.

Wie viele Zyklen der Hochdosis-Chemotherapie Du erhältst wird Dein Arzt mit Dir besprechen. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass häufig eine Gabe ausreicht. Es kann aber auch sein, dass man Dir empfiehlt die Therapie besser in zwei oder drei Zyklen zu absolvieren. Das dauert dann zwar alles etwas länger und Du bist häufiger im Krankenhaus untergebracht. Dafür ist aber die Konzentration bei jedem einzelnen Zyklus etwas geringer und damit sind die Nebenwirkungen voraussichtlich geringer und Du erholst Dich schneller von den einzelnen Medikamentengaben.

Entscheidest Du Dich zusammen mit Deinem Behandlerteam für mehrere Zyklen, so liegen meist zwei bis zehn Wochen zwischen den einzelnen Chemo-Terminen. Wie Deine individuelle Therapie aussieht wird Dir Dein behandelnder Onkologe erklären und alle Vor- und Nachteile abwägen.

Mit welchen Nebenwirkungen muss ich rechnen?

Da die Hochdosis-Chemotherapie mit stärkeren Medikamenten arbeitet als die herkömmliche Chemotherapie sind leider auch die Nebenwirkungen häufig stärker, durch die Stammzelltransplantation können auch ernste langfristige Nebenwirkungen entstehen. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass dies unterschiedlich von Patient zu Patient ist und es auch gute Medikamente gibt, die Dir helfen können, die Zeit gut zu überstehen.

Es gibt sogar Berichte von Patienten, die die Hochdosis-Chemotherapie besser oder gleich gut vertragen haben, wie die herkömmliche Chemotherapie.
Es scheint dabei auch darauf anzukommen, wie strikt Du Dich an die Vorgaben Deiner Ärzte hältst zu Schutzmaßnahmen vor Krankheitserregern und Vermeidung von ungeschützten Kontakten zu anderen Menschen hältst und wie gut Du auf Dich in dieser Zeit achtest und positiv gegenüber der Therapie eingestellt bist. Wenn Du Hilfe dabei brauchst, Ruhe und Gelassenheit zu finden oder unterstützende Hilfe brauchst, dann kannst Du hier in Mika nach geeigneten Inhalten suchen, die alle medizinisch und psychoonkologisch geprüft sind und Dir helfen möchten.

Auch wenn sich das jetzt vielleicht erst einmal als eine ganz schöne Hürde anhört, die Du nehmen musst, so gibt es aber auch Vorteile der Hochdosis-Chemo: Im Vergleich zur normalen Chemotherapie bist Du oft schneller mit der Therapie fertig, durch die Blutstammzellen ebben die Nebenwirkungen auch wieder recht schnell wieder ab und Du kannst Dich ganz auf die Genesung konzentrieren.

Das sind doch gute Nachrichten, oder?!?!
Patienten berichten immer wieder, dass der Weg durch die Hochdosis-Chemotherapie zwar beschwerlich aber aushaltbar ist und der Einsatz zeigt gute Ergebnisse bei der überwiegenden Anzahl der Patienten.

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Quellenangaben
  1. von Amsberg, G., Lorch, A., & Bokemeyer, C. (2017). Rolle der Hochdosischemotherapie bei metastasierten oder rezidivierten Keimzelltumoren männlicher Patienten. Der Onkologe, 23(2), 115-122.
  2. Borchmann, S., & Engert, A. (2018). Aktuelle Therapiekonzepte beim Hodgkin-Lymphom. TumorDiagnostik & Therapie, 39(04), 227-230.
  3. Krebsinformationsdienst. (2019). Transplantation von Blutstammzellen. Abgerufen am 22.03.2021.
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