Das Arzt-Patienten-Gespräch: so kann es gehen

Autor: Dipl. Biol. Esther Witte • Fachliche Prüfung: Dr. Christian Keinki
Lesedauer: 5 Minuten
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Manchen Patienten fällt es schwer, offen mit ihrem Arzt zu reden. Damit das Gespräch gelingt, gibt es gute Hilfestellungen.

Wir Ü50-Jährigen sind noch aus einer Generation, in der Ärzte in weißen Kitteln besondere Respektspersonen waren – Götter in Weiß sozusagen. Man hat noch gelernt, dass diese Gelehrten so ziemlich alles wissen und man allenfalls dem Rat des Arztes mit einem freundlichen Kopfnicken begegnet. Es ist manchmal schwer, diese Sichtweise von jetzt auf gleich abzulegen. Aber es wird wichtig, wenn man die Verantwortung für seine Krankheit selbst in die Hand nehmen möchte. Ärzte sind Menschen wie Du und ich, nur eben mit einer anderen Kompetenz und professionellem Wissen in der Medizin. Sie können phantastische Onkologen sein, dafür vielleicht keinen Nagel in die Wand bekommen, nicht kochen oder nicht gut beraten können. Es gibt Ärzte, die tatsächlich Schwierigkeiten mit dem Patientenkontakt haben, weil sie sich nur in ihrer Fachsprache ausdrücken und sich nicht wirklich in die Nöte der Patienten hineinversetzen können. Die Kompetenz als Facharzt beinhaltet nicht automatisch, dass der Arzt auch Wissen anderer Fachgebiete, einschließlich der Psychologie oder Kommunikation beherrscht. Das soll die Stellung des Arztes keinesfalls schmälern, sondern Deine Position stärken.

Was Du für das Arzt-Patienten-Gespräch brauchst

Du kennst das vielleicht: Wenn Du hungrig und ohne Plan in einen Supermarkt gehst, kommst Du anschließend mit viel zu viel Ware nach Hause, mit der Du zum großen Teil nichts anfangen kannst. Für die Verkäufer bist Du der ideale Kunde, denn Du bist bedürftig und sie können Dir so ziemlich alles schmackhaft machen. Das sollte Dir bei Deinem Arztbesuch nicht passieren. Zu allererst ist Deine Grundhaltung wichtig, mit der Du dem Arzt begegnest. Du bist kein lästiger Kunde und auch kein Bittsteller, sondern ein Mensch, der berechtigterweise Hilfe benötigt und stark genug ist, sie sich an richtiger Stelle zu holen. Angst ist ein schlechter Ratgeber. Vor was solltest Du Dich auch fürchten? Auch wenn sich so ein Arztbesuch anfühlen kann, als hätte Dich als junger Mensch der Rektor Deiner Schule in sein Zimmer zitiert, brauchst Du Dich in dieser Situation weder zu rechtfertigen noch zu entschuldigen. Es ist Aufgabe des Arztes, Dir nach besten Wissen und Gewissen zu helfen und alles, was Du sagst, ernst zu nehmen. Du kannst also ruhig selbstbewusst auftreten.

Dann ist es hilfreich, wenn Du klar und deutlich beschreiben kannst, was Dich quält, was schmerzt, worin genau Deine Problematik liegt. Da eine Erkrankung häufig facettenreich ist, wäre es ideal, wenn Du dazu einen Zettel mitnehmen würdest, auf dem alle Deine Symptome aufgelistet sind. So vergisst Du nichts Wesentliches im Gespräch und kannst vielleicht sogar schon konkrete Fragen stellen. Vielleicht hast Du Dich sogar schon so weit informiert, dass Du ein Gefühl dafür bekommen hast, was Dir helfen oder guttun könnte. Eine Freundin z.B. hat Dir erzählt, dass sie regelmäßig Ergotherapie macht und seitdem die Beweglichkeit ihrer Finger viel besser geworden sei. Oder Du bräuchtest mal wieder Physiotherapie gegen Deine Rückenschmerzen. Möglicherweise hast Du auch schon verschiedene Medikamente recherchiert und Du könntest Deinen Arzt fragen, ob sie in Deinem Fall Sinn machen. In diesem Zusammenhang solltest Du zum Gespräch auf jeden Fall auch eine Liste Deiner täglichen Medikation dabeihaben, die Deinem Arzt hilft, sich innerhalb Deiner Symptomatik zu orientieren.

Im Gespräch kannst Du zu jeder Zeit nachfragen, wenn Du etwas nicht verstanden hast. Das ist sogar richtig wichtig, denn der ganze Besuch bringt Dir nichts, wenn Du mit mehr Fragezeichen im Gesicht die Praxis verlässt, als zu dem Zeitpunkt Deines Eintritts. Die Ärzte selbst können nicht erraten, ob die Patienten verstehen, was sie sagen. Sie müssen davon ausgehen, dass die Patienten fragen werden, wenn sie etwas nicht verstehen. Also nur Mut! Nur wenn Du alles verstanden hast, kannst Du mit Deiner Erkrankung verantwortungsvoll umgehen, unterscheiden, was Dir guttut und was nicht und aktiv an der Suche nach der richtigen Therapieplanung teilhaben. Ausreichend Bedenkzeit steht immer zur Verfügung. Und natürlich kannst Du auch Untersuchungen ablehnen. Stimme möglichst keiner Untersuchung oder Behandlung zu, deren Sinn Du nicht verstanden hast. Sollte Dir das Gespräch mit Deinem Arzt aus irgendeinem Grunde schwerfallen, kannst Du auch einen Angehörigen oder Freund mit zu dem Termin nehmen, der Dich unterstützt [1].

Quellen, denen Du vertrauen kannst

Dass das Internet keinen Ersatz für einen Arztbesuch bietet, ist vermutlich jedem klar. Dennoch kann das Internet hilfreich für eine erste Orientierung sein und allerhand Informationen über Deine Symptomatik und das möglicherweise dahinterstehende Krankheitsbild bieten. Umso mehr Informationen es aber bietet, umso größer ist die Gefahr, dass auch unseriöse Informationsquellen hinter den Artikeln stehen. Häufig ist es schwierig, zu unterscheiden, welche Quelle vertrauenswürdig ist und welche nicht. Bitte vermeide, Deine Informationen von kommerziellen Seiten (verbunden mit einer Produktempfehlung) zu beziehen. Sie sollten vielmehr von unabhängigen Instituten, wie z.B. das Robert-Koch-Institut (RKI) oder das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG). Am sichersten sind Informationen, die durch Studien belegt sind. Daher achte immer auch auf die Quellenangaben der besuchten Seiten und vor allem auf das Datum der Texterstellung, damit Du nicht Gefahr läufst, veraltete Informationen zu bekommen. Die Sachverhalte sollten immer neutral, also ohne Wertung, beschrieben sein. Sensationsberichten oder solche, die Dir raten, von Deiner Therapie abzuweichen, solltest Du grundsätzlich nicht vertrauen. Optimalerweise sollten die Informationsseiten kostenfrei und ohne Passwortschutz sein [2].

Die Artikel die Mika Dir zur Verfügung stellt sind alle von Fachleuten recherchiert, geschrieben und von Ärzten oder Experten der jeweilige Fachgebiete geprüft und kostenlos für Dich.

Das Recht auf Zweitmeinungen

Natürlich kannst Du Dir jederzeit eine Zweitmeinung von einem anderen Facharzt zu Deiner Krankheit einholen, notfalls auch ohne Überweisung. Sprich offen mit Deinem Arzt darüber, er sollte Dich in Deinem Vorhaben unterstützen. Dazu kannst Du Dir auch Unterlagen Deines bisherigen Arztes kopieren lassen, wie Laborergebnisse, Röntgenbilder etc. Dafür darf Dein Arzt ein Entgelt verlangen. Lass Dich dadurch bitte nicht verunsichern. Es schmälert keinesfalls die medizinische Leistung Deines Arztes oder soll Euer Verhältnis negativ beeinflussen.

Wenn von Deiner Seite aus Enttäuschung, Unzufriedenheit und Verärgerung das Gespräch beherrscht und Du den Eindruck hast, dass Deine Fragen, Probleme, Wünsche, Sorgen, Befürchtungen und Ängste keinen Platz in dem Gespräch finden, dann ist der Arzt möglicherweise nicht die richtige Person für Dich. Kannst Du kein vertrauensvolles Verhältnis zu Deinem Arzt aufbauen, ist es vielleicht an der Zeit, den Arzt zu wechseln [3].

 

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Quellenangaben
  1. Deutsche Krebsgesellschaft. (2018). Mit dem Arzt über die Krebserkrankung reden. Abgerufen am 24.03.2021. Update vom 04.04.2018.
  2. ÄZQ in Patienteninformation.de, 23.05.2019, Qualität von Gesundheitsinformationen im Internet, abgerufen am 16.08.2019.
  3. Fiehler, Reinhard, in Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2005. S. 120-136, Erleben und Emotionalität im Arzt-Patienten-Gespräch, abgerufen am 16.08.2019.
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