Chemotherapie – Was ist das?

Autor: Dipl. oec. troph. Karin Kastrati • Fachliche Prüfung: Dr. Isabelle Moutongo-Missala
Lesedauer: 6 Minuten
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Dein Arzt rät zur Chemotherapie? Doch was ist darunter eigentlich zu verstehen? Informationen rund um die Chemo erhältst Du hier.

Hat Dein Arzt eine Chemotherapie empfohlen, kommen oftmals viele Fragen auf: Warum überhaupt eine derartige Therapie? Wie genau läuft die Behandlung ab? Womit muss ich rechnen? Wir möchten hier versuchen, Dir möglichst viele Antworten zu liefern. Denn: Du kannst Dich besser auf die Behandlung einstellen, wenn Du weißt, was Dich erwartet und Du gut vorbereitet bist.

Was ist überhaupt eine Chemotherapie?

Sicherlich hat jeder von uns schon einmal den Begriff Chemotherapie oder kurz „Chemo“ gehört. Hinter dem etwas abstrakten Wort verbirgt sich die Behandlung von Krebserkrankungen mit speziellen Medikamenten. Diese sollen im Körper vorhandene Krebszellen am Wachstum hindern oder sie ganz zerstören. Je nach Krebsart und Erkrankungsstadium werden von Deinem Arzt die passenden Medikamente, so genannte Zytostatika, für Dich ausgewählt.

Wie genau die „Chemo“ verabreicht wird und wie lange sie durchgeführt wird, hängt dabei unter anderem von der Art der Erkrankung und den jeweils eingesetzten Medikamenten ab.

Welche Chemotherapie ist die richtige für mich?

Wie bereits erwähnt, wird Dein Arzt oder das gesamte Behandlungsteam eine für Dich passende Chemotherapie zusammenstellen. Dabei ist wichtig,

  • von welchem Organ der Krebs ausgeht (also Brust, Lunge, Niere etc.)
  • wie der Tumor unter dem Mikroskop aussieht (kleinzellig, klarzellig etc.)
  • ob der Tumor spezielle Oberflächenmerkmale aufweist (bestimmte Rezeptoren oder Veränderungen)
  • ob bereits Absiedlungen, so genannte Metastasen in anderen Körperregionen vorliegen
  • und von Deinem Allgemeinzustand (ECOG, Karnofsky Index)
  • bestehenden Ausschlußkriterien (Kontraindikationen)

Außerdem werden für die Behandlung oftmals mehrere Wirkstoffe miteinander kombiniert oder nacheinander verabreicht. Da die Medikamente an unterschiedlichen Stellen ansetzen, soll so die Wirksamkeit der Therapie erhöht werden. Heute sind vielzählige verschiedene Medikamente für die Chemotherapie verfügbar, und ständig kommen neue hinzu.

Oftmals lässt der behandelnde Arzt seine Entscheidung durch ein unabhängiges Expertenkomitee die Tumorkonferenz absichern. Er stellt dann dort Deinen Fall vor und schlägt eine bestimmte Therapieform vor. Danach wird im Kollegenkreis diskutiert, ob alle der gleiche Meinung sind oder ob es vielleicht ratsam ist, eine Änderung vorzunehmen.

Warum ist überhaupt eine Chemotherapie nötig?

Die moderne Krebstherapie beruht auf mehreren Säulen: oftmals wird der Tumor in einem ersten Schritt in einer Operation entfernt, danach wird eventuell bestrahlt und eine Chemotherapie verabreicht. Auch hier wird die Wahl der jeweiligen Behandlung wieder ganz individuell für Deine Erkrankung ausfallen:

  • So kann es vorkommen, dass die Chemo vor einer Operation erfolgt. Dies wird als neoadjuvante Therapie Ziel dieser ist es, den Tumor zu verkleinern, damit er besser operiert werden kann. So kann Dein Arzt auch besser erkennen, ob die Therapie wirkt.
  • Wird die Chemotherapie nach der Operation des Tumors eingesetzt, spricht der Arzt von adjuvanter Therapie. Dadurch sollen alle Krebszellen vernichtet werden, die nach der Operation oder Bestrahlung vielleicht noch im Körper verblieben sind.
  • Manchmal wird die Chemo gleichzeitig mit der Strahlentherapie verabreicht. Diese sogenannte Radiochemotherapie wird eingesetzt, um die Wirksamkeit der Bestrahlung noch zu erhöhen.
  • Sind bereits Metastasen vorhanden, ist das Ziel der palliativen Chemotherapie, nicht mehr die Erkrankung in einem kurativen Ansatz zu heilen, sondern die Erkrankung zum Stillstand zu bringen/den Zustand stabil zu halten und mögliche Beschwerden zu mildern. (im Gegensatz dazu hat der kurative (lat. für “pflegen”) Ansatz einer Behandlung immer die vollständige Heilung einer Erkrankung als Ziel)

Wie wird die Chemotherapie durchgeführt und wie lange dauert sie?

Auch die Art und Dauer der Chemotherapie ist von vielen Faktoren abhängig und sehr individuell. Dabei ist es wiederum wichtig, welche Erkrankung vorliegt, in welchem Stadium sie sich befindet und wie Du auf die Behandlung ansprichst. Bereits vor Beginn wird Dich Dein Arzt genau über alles aufklären und einen Behandlungsplan anfertigen, der angibt wann, wie oft und wie lange Du die Chemotherapie erhältst.

Je nachdem welche Medikamente Du bekommst, wird die Therapie entweder als Spritze bzw. Infusion verabreicht oder als Tablette bzw. Kapsel geschluckt.

Chemotherapie per Infusion direkt in die Vene

Für die so genannte intravenöse Therapie – also die Infusion, musst Du am Behandlungstag jeweils in die Arztpraxis oder Klinik. Dort werden die Zytostatika über einen zentralen oder peripheren Zugang direkt in die Blutbahn verabreicht.

Da das regelmäßige Anlegen von Infusionen über eine Nadel z.B. in der Armbeuge manchmal schwierig oder schmerzhaft werden kann, wird oftmals ein zentraler Katheter wie z.B. ein Port oder eine PICC-Line gelegt. Beim Portsystem handelt es sich um eine kleine Kammer mit einem Katheter. Diese wird in einer kleinen Operation – manchmal ist nur eine mit örtlicher Betäubung nötig -direkt unter die Haut eingepflanzt (meist unterhalb des Schlüsselbeins) und mündet in eine herznahe Vene. Mit einer Spezialnadel kann Dein Arzt über diesen Zugang die Wirkstoffe geben, ohne jedes Mal neu nach einer geeigneten Vene suchen zu müssen. Das Pieken in den Port ist wird von den meisten Patienten als nicht besonders schmerzhaft empfunden und viele finden es angenehmer sich während der Infusionen auch etwas freier bewegen zu können, da die Arme nicht so stillhalten müssen.

Bei einem Teil der Patienten wird jedoch die Therapie auch über einen peripheren Zugang z.B. eine Flexüle verabreicht. Hier besteht immer das Risiko, dass falls das System irgendwie verrutscht oder sich löst, ein Teil der Therapie im Gewebe landet, sog. Paravasat. Einige Chemotherapien sind so gewebstoxisch (giftig für das Gewebe), dass sich diese Art der Medikamentengabe nicht eignet.

Bei der Chemotherapie als Infusion werden die Medikamente in der Regel in mehreren Behandlungssitzungen verabreicht. Eine Sitzung dauert dabei meist einige Stunden, in der die Wirkstoffe ganz langsam in die Vene fließen, um Dich so schonend wie möglich mit den Medikamenten zu versorgen.

Auf jede Sitzung folgt eine Ruhephase, in der sich der Körper erholen kann. Eine Behandlung und die anschließende Ruhephase ergeben einen Zyklus. Je nach Therapie dauert ein Zyklus in der Regel 1-4 Wochen. Auch die Anzahl der Zyklen ist wieder sehr individuell. Wie viele Behandlungszyklen bei Dir geplant sind, wird Dir Dein Arzt genau erläutern. Ebenso legt er fest in welchen Abständen die Chemo verabreicht wird. Meist musst Du lediglich für den Tag der Behandlung in die Klinik oder Arztpraxis kommen und kannst Die Ruhephasen zu Hause verbringen.

Chemotherapie als Tablette oder Kapsel zum Schlucken

Für einige Krebserkrankungen stehen Medikamente bereit, die als Tablette oder Kapsel geschluckt werden können – in Eigenregie zu Hause. Trotzdem handelt es sich dabei um eine Chemotherapie und die korrekte und regelmäßige Einnahme ist wichtig für die Wirksamkeit der Behandlung. Die Tabletten werden entweder durchgehend jeden Tag eingenommen oder ähnlich der Chemotherapie per Infusion mit einer Ruhepause, beispielsweise 4 Wochen Einnahme und dann 2 Wochen Pause.

Andere Verabreichungsarten der Chemotherapie

Die dritte Verabreichungsart der derzeit verfügbaren Chemotherapien ist die Gabe als Spritze. Dabei können die Medikamente entweder in den Muskel (intramuskulär) oder direkt unter die Haut (subkutan) gespritzt werden. Bei der so genannten intrathekalen Chemotherapie erfolgt die Gabe direkt in die Rückenmarksflüssigkeit. Je nachdem wo in Deinem Körper die Spritze gesetzt werden muss, kann dies entweder selbst zu Hause passieren oder Du musst in die Arztpraxis und die Spritze vom Experten verabreichen lassen.

Bei einigen Krebsarten ist es auch möglich die Chemotherapie in Form einer Salbe auf die Haut aufzutragen. Dein Arzt spricht dann von einer topischen Chemotherapie.

Nicht zuletzt kann es auch sein, dass verschiedene Formen in Kombination gegeben werden. Also beispielsweise täglich eingenommene Tabletten und zusätzlich alle paar Wochen eine intravenöse Gabe.

Fazit

Welche Chemotherapie bei Dir zum Einsatz kommt und wie diese verabreicht wird, ist sehr individuell und hängt von vielen Faktoren ab. Es ist wichtig, dass Dir Dein Arzt im Vorfeld genau erklärt, wie der Behandlungsplan aussieht und was auf Dich zu kommt. Dabei solltest Du immer nachfragen, wenn Du etwas nicht verstehst oder Dinge unklar sind.

 

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Quellenangaben
  1. Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms, Langversion 4.0 – Dezember 2017. AWMF-Registernummer: 032-045OL
  2. D. Bruhn (Hrsg.) u. a.: Onkologische Therapie. Verlag Schattauer, 2003, ISBN 3-7945-2165-X, S. 89–92
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