Bewegung wirkt – gegen, bei und nach Krebs

Autor: M.Sc. Patrick Hartmann • Fachliche Prüfung: Dr. Isabelle Moutongo-Missala
Lesedauer: 4 Minuten
Teile diesen Artikel

Regelmäßige Bewegung erzielt eine Reihe von positiven Wirkungen bei einer Vielzahl von Erkrankungen, darunter auch Krebs.

Krebs gehört zu den heutigen Zivilisationserkrankungen. Diese haben gemeinsam, dass ein zu wenig an Bewegung für die Entstehung mitverantwortlich sein kann.

Bewegung trainiert nämlich nicht nur das Herz-Kreislaufsystem und die Muskulatur, sondern auch das Immunsystem. Dieses ist dafür ausgelegt, Deinen Körper sowohl vor, während als auch nach einer Erkrankung zu schützen.

Bewegung, um einer Krebserkrankung vorzubeugen

Basierend auf der aktuellen Studienlage kann davon ausgegangen werden, dass körperliche Aktivität das Risiko an Krebs zu erkranken reduziert. Insbesondere gilt das für Brust-, Darm-, und Prostata-, Gebärmutterschleimhaut und Pankreaskrebs.

Die kompletten Mechanismen, warum Sport einen Einfluss auf das Entstehen von Krebs hat sind komplex. Einige Mechanismen seien im Folgenden genannt:

  • Durch Bewegung kommt es zu einer Durchblutung des Gesamtorganismus, was Krebszellen das Überleben erschwert.
  • Zum einen regt Bewegung den sogenannten programmierten Zelltod (Apoptose) im Körper an, der auch Krebszellen zerstört. Unter dem Begriff versteht man das regelmäßige Absterben von Zellen in unserem Körper, um die Funktion und Entwicklung des Organismus aufrecht zu erhalten.
  • Zum anderen unterstützt Bewegung eine verstärkte Insulinausschüttung, die zu einer Senkung des Blutzuckers führt, was vor allem zum Schutz vor Darmkrebs führt. Krebszellwachstum geschieht unter dem Einfluss von Glukose/-abbauprodukten.

Bewegung während einer Krebserkrankung

Während sich Krebspatienten früher möglichst schonen und wenig belasten sollten, wird heute körperliche Aktivität ausdrücklich empfohlen. Studien zeigen eine klaren Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und „Überleben“.

Dies kann dadurch erklärt werden, dass Mediziner und Wissenschaftler zwischenzeitlich mehrfach den positiven Zusammenhang zwischen Bewegung und körperlicher sowie psychischer Verfassung der Betroffenen erkannt haben.

Körperliche Bewegung reduziert zudem das Ausmaß von Nebenwirkungen einer Therapie, wie zum Beispiel:

  • Fatigue-Syndrom (Gefühl der ständigen Ermüdung und Erschöpfung)
  • Polyneuropathie (Sensibilitätsstörungen, vorwiegend an Händen und Füßen)
  • Gelenk- und Muskelschmerzen
  • Muskelschwäche
  • Übelkeit
  • Appetitlosigkeit und Gewichtsschwankungen
  • Darmträgheit und Verstopfungen
  • Schlafstörungen, Ängste und Stresssymptome
  • Stimmungstiefs und Depressionen
  • Herz- und Knochenprobleme

Darüber hinaus verbessert Bewegung die Lebensqualität und Therapieprognose. Dies gilt, wenn Betroffene sich bereits vor der Diagnose regelmäßig bewegt haben, aber auch wenn sie erst durch die Erkrankung damit beginnen.
Die Amerikanische Gesellschaft für Onkologie (ASCO) empfiehlt 30min moderater körperlicher Aktivität an 5 Tagen oder mehr Tagen in der Woche.

Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie

Die Uniklinik Köln und die Deutsche Sporthochschule Köln haben im Jahr 2012 sogar ein spezielles bewegungstherapeutisches Zentrum, ausschließlich für onkologische Patientinnen und Patienten, eröffnet.

Es wird unter dem Namen „Centrum für integrierte Onkologie Köln Bonn“ (CIO) geführt. Durch erfahrene und besonders qualifizierte Therapeuten wird dort eine eigens entwickelte onkologische Trainings- und Bewegungstherapie (OTT) angeboten. Im Mittelpunkt steht dabei ein Kraft- und Ausdauertraining an Geräten.

Betreut werden hier vorwiegend Betroffene, die aktuell oder künftig, im Rahmen einer onkologischen Erkrankung, in medizinischer Behandlung sind. Während der Nachsorge kann das Training aber auch für mindestens weitere 12 Wochen fortgeführt werden.

Für Patientinnen und Patienten, die nicht aus dem Raum Köln/Bonn kommen, bildet das Zentrum OTT-Therapeuten aus. Dadurch ist mittlerer Weile ein deutschlandweites Netz von Spezialisten entstanden. Sogar in der Schweiz und in Österreich wird zwischenzeitlich nach diesem Konzept gearbeitet. Auf deren Webseite (https://www.cio-koeln-bonn.de/leben-mit-krebs/bewegung/therapeutensuche/) kannst Du über ein Suchfeld nach wohnortnahen OTT-Therapeuten suchen.

Das OTT-Konzept wird derzeit schon von den ersten Krankenkassen anerkannt und ist von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) empfohlen. Ob Deine Kasse ein solches Training finanziell unterstützt kannst Du entweder durch einen Anruf bei einem Sachbearbeiter Deiner Kasse klären oder den Sozialdienst Deiner Klinik dazu befragen.

Die Deutsche Krebshilfe rät zu einem Bewegungspensum von dreimal 60 Minuten pro
Woche. Alternativ können sie auch fünf- bis sechsmal 30 Minuten Bewegung einplanen.

Bewegung, um das Risiko eines erneuten Auftretens einer Krebserkrankung zu mindern

Weitere Studien zeigen, dass körperliche Aktivität nicht nur vor oder während einer Krebserkrankung eine positive Wirkung zeigt, sondern auch bei bestimmten Krebsarten (u.a. Brust-, Dickdarm und Prostatakrebs) das Risiko einer Wiedererkrankung bzw. eines Erkrankungsrückfalls reduzieren kann.

Wie kannst du diese Informationen nutzen?

Trotz all dieser beschrieben positiven Einflüsse, die körperliche Bewegung mit sich bringt, sind immer noch viele Ärzte mit konkreten Empfehlungen eher zurückhaltend.

Sollte Dir daher noch kein bestimmtes Bewegungsprogramm nahegelegt worden sein, dann spreche doch gezielt Deinen Arzt darauf an. Frage ihn auch, ob er Dir ambulante Physiotherapie oder Lymphdrainage verordnen kann. Gemeinsam könnt ihr sicherlich etwas finden, was einen positiven Nutzen für Dich hat und was Dir gleichzeitig auch Freude bereitet.

Selbst wenn letzteres im ersten Moment nicht der Fall sein sollte, entsteht der Spaß an der Bewegung häufig schon nach den ersten Trainingseinheiten, wenn Du merkst, wie gut sie Dir tut.

Bleibe jedoch achtsam und höre immer auf Deinen Körper. Wenn du das Gefühl hast, eine Pause zu benötigen, dann nimm sie Dir.

Täglich nur 10 Minuten Bewegung ist immer noch besser als gar keine Bewegung!

 

Teile diesen Artikel
Diese Artikel könnten Dich auch interessieren.
Quellenangaben
  1. Sport gegen Krebs? Ein wichtiges Heilmittel!. Hoffnung-bei-krebs.com. 2018 [cited 18 July 2018].
  2. Bewegung und Krebs – Centrum für integrierte Onkologie Köln Bonn. Cio-koeln-bonn.de. 2018 [cited 18 July 2018].
  3. Therapeutensuche – Centrum für integrierte Onkologie Köln Bonn. Cio-koeln-bonn.de. 2018 [cited 18 July 2018].
  4. OTT-Fortbildung – Centrum für integrierte Onkologie Köln Bonn [Internet]. Cio-koeln-bonn.de. 2018 [cited 18 July 2018].
  5. Kyu HH, Bachman VF, Alexander LT, et al. Physical activity and risk of breast cancer, colon cancer, diabetes, ischemic heart disease, and ischemic stroke events: systematic review and dose-response meta-analysis for the Global Burden of Disease Study 2013. BMJ 2016; 354:i3857. (18.07.2018)
  6. Michaud DS, Giovannucci E, Willett WC, et al. Physical activity, obesity, height, and the risk of pancreatic cancer. JAMA 2001; 286:921. (18.07.2018)
  7. Kushi LH, Doyle C, McCullough M, et al. American Cancer Society Guidelines on nutrition and physical activity for cancer prevention: reducing the risk of cancer with healthy food choices and physical activity. CA Cancer J Clin 2012; 62:30. (18.07.2018)
  8. Bower JE, Bak K, Berger A, et al. Screening, assessment, and management of fatigue in adult survivors of cancer: an American Society of Clinical oncology clinical practice guideline adaptation. J Clin Oncol 2014; 32:1840. (18.07.2018)
Klinische Forschung
Wirksamkeit von Mika in klinischer Studie nachgewiesen
Medizinprodukt
Mika ist ein Medizinprodukt nach deutschem Medizinproduktegesetz
Sicherheit
Wir arbeiten nach höchsten Datenschutz-Richtlinien

Schweres leichter machen

Mach mit in deiner Mika-App!
Gezieltes Training
gegen Fatigue mit Video-Anleitung
Image

Image
Image